5.

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"SKY! Sky, wach doch auf!" Ich hörte panische Hilferufe in meiner Nähe, wusste aber nicht von wem sie kamen. "Sky, komm schon, wach auf, bitte!" Dann fiel es mir ein: Es war die Stimme meiner Schwester. Ich öffnete langsam die Augen.

"Wo bin ich?" Ich schaute mich um. Wir waren in einer kleinen Höhle und um ehrlich zu sein, war es ziemlich kalt. "Was ist passiert?" fragte ich meine Schwester, schaute sie jedoch nicht an. Sie schaute mich flüchtig an, schaute dann aus der kleinen Höhle. Sie schwieg.

Nach langem Nachdenken, fiel mir dann doch alles wieder ein. Ich versuchte aufzustehen, fiel jedoch wegen den Schmerzen sofort wieder hin. "Du hast von dem Dobermann ganz schön was abgekriegt. Ruh dich aus!" sagte meine Schwester und half mir mich hinzulegen, sodass es nicht allzu sehr wehtat. Ich schaute aus dem Eingang der Höhle hinaus.

"Wo sind Lexio und der weiße Hund?" fragte ich und wandte mich meiner Schwester zu. "Die Zwei sind draußen. Sie kämpfen..." Sie schaute zu Boden. "Komm wir müssen den beiden helfen." Ich versuchte erneut aufzustehen, ließ einen kurzen Schmerzensschrei durch die kleine Höhle schallen und kippte dann doch wieder zu Boden.

"Du kannst in deiner jetzigen Verfassung nicht helfen! Du wärest jetzt eh nur eine Belastung!" meinte sie und half mir aus meiner Position, mich wieder vernünftig hinzulegen.

"Was macht ihr eigentlich für einen Aufstand?! Wir haben jetzt frei: Ruht euch aus!" Mein Bruder war aus seiner Ecke gekrochen und brachte mich wieder voll aus meinem Konzept.

"Wir?! Was WIR für einen Aufstand machen?! Naja sagen wir mal so: Im Gegensatz zu dir mache ich mir schon Gedanken darüber, was mit Lexio passiert! Du denkst ja auch nur den ganzen Tag an Fressen und Schlafen! Während Lexio und der weiße Hund um unser Überleben kämpfen, denkst du nur wieder ans Schlafen!! Mal im Ernst geht dir Lexio so an deiner Schnauze vorbei?!? Und mal ganz davon ab: Was werden wir wohl machen, wenn Lexio und der weiße Hund das nicht überleben. Ach stimmt, ich vergaß, wir sind dann die nächsten Opfer. Ist dir das mal in den Sinn gekommen? Ich meine, nicht, dass wir irgendeine Ahnung haben, was wir ohne Lexio machen, weil wir uns hier ja gar nicht auskennen, aber das nur am Rande." bemerkte ich sarkastisch und knurrte ihn mit bösen Blick an.

Mir wurde das alles zu blöd. Mit einem Mal stand ich auf und humpelte zum Eingang der Höhle. Ich hätte nicht aufstehen sollen, denn jetzt schmerzte meine Seite nur noch mehr. Draußen setzte ich mich hin und schaute über den Platz. Wo waren Lexio und der weiße Hund hin? Ich schaute mich um, fand sie jedoch nicht.

Gerade als ich mich umdrehen wollte um meinen Geschwistern bescheid zu sagen, ertönte ein lautes Jaulen. "Lexio!" Ohne darauf zu achten, dass meine Geschwister mitkamen, rannte ich in die Richtung, aus der das Jaulen eben ertönt war.

"Lexio? Lexio, wo bist du?" rief ich und zuckte kurz zusammen als meine Seite wieder heftig anfing, zu schmerzen. Ein Knurren war etwas weiter von mir entfernt und da sah ich ihn. Es ging ihm gut und dem weißen Hund auch. Aber was war das in seinem Maul? War das etwa...? Takashi?! Ja, da gab es keinen Zweifel. Er hielt Takashi im Nacken fest. Der weiße hund ließ ihn fallen und nun lag er ziemlich erschöpft am Boden und kauerte sich vor Schmerzen zusammen. Seine Seite war stark am bluten. "Verschwinde!" bedrohte ihn Lexio mit gefletschten Zähnen. Der letzte Dobermann, welcher noch überlebt hatte, war schon lange weggerannt. Humpelnd trottete Takashi von uns weg. Er drehte sich jedoch noch einmal um.

"Das war nicht das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, das schwöre ich dir!" knurrte er und lief unter Schmerzen aus unserem Gebiet. Ich ließ mich fallen. Lange hätte ich sowieso nicht mehr stehen können.

Der große, weiße Hund schaute mich an. Dann holte er mich geschickt auf seinen Rücken und trug mich zurück zur Höhle. "Sag mal Lexio, es gibt da etwas, was ich nicht verstehe..." sagte meine Schwester plötzlich. Lexio nickte. "Ich weiß, was du meinst." antwortete er. Das würde wieder zu einer langen Diskussion führen, dessen war ich mir bewusst.

"Fangen wir erstmal mit Skarla an: Sie war eure Mutter."  Lexio schaute zu Boden. "Aber sie wurde...  von Tierfängern... umgebracht." Eine Träne kullerte ihm die Wange herunter.

"Und wer bist du?" wollte ich wissen und deutete auf den großen, schneeweißen Hund, auf dessen Rücken ich lag. Lexio schaute auf. "Das ist Jay. Er ist dein Vater. Aber das konntest du nicht wissen - du hast ihn ja nie kennengelernt..."

Ich schaute erst zu Jay, dann zu Lexio. Einen Moment lang war ich skeptisch, dann bemerkte ich, wie ähnlich wir uns waren. Ich hörte ein Husten hinter mir. "Du meinst wohl UNSEREN Vater!" betonte mein Bruder und drengelte sich an Lexio und meiner Schwester vorbei, um vor Jay zu stehen.

"Nein, ich meinte es, wie ich es gesagt habe... Es ist Skys Vater, nicht eurer! Ihr stammt nicht alle aus einem Wurf. In Wirklichkeit ist Sky einige Monate früher geboren. Ihr Zwei habt den selben Vater und ihr seid richtige Geschwister, aber Sky ist nur euer Halbbruder."
Ich war geschockt! Das hatte Lexio uns ein ganzes Jahr lang verschwiegen?! Ich schaute zu meinen Geschwistern. Das hätte zumindest erklärt, warum meine Geschwister im Gegensatz zu mir braunes und kein schneeweißes Fell hatten. "Eine Frage habe ich noch - was hat Takashi mit all dem zu tun?" fragte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Lexio schluckte. "Er war mal Jays bester Freund,aber..." Er schaute zu Jay. Dieser nickte nur und Lexio wandte sich wieder uns zu. Er schaute zu meinen beiden Geschwistern. "Sein Halbbruder ist euer Vater... Er heißt Haijiro" In mir tobten nun tausend Gedanken... Wieso hatte Takashi die Kinder seines Halbbruders angegriffen? Takashi selbst sah einem Rottweiler sehr ähnlich...Warum hatten meine Geschwister nicht das Aussehen von einem Rottweiler? Oder war sein Halbbruder etwa auch ein Schäferhund? Aber das würde wiederum bedeuten,dass Takashi gar nicht reinrassig wäre... Abgesehen von der Größe und der Fellfarbe hatten sie nicht ein Merkmal eines Rottweilers! Sie sahen aus wie reinrassige Schäferhunde.

"Kommt. Wir legen uns schlafen. Heute war ein langer Tag." meinte Jay und riss mich so aus meinen Gedanken. "Ich habe morgen etwas mit euch vor." meinte Lexio. "Es wäre besser, wenn ihr ausgeruht seid."

Solangsam hatte ich die Schnauze voll von Überraschungen. Ich seufzte. Dann ließ ich alles einfach auf sich beruhen und legte mich in eine Ecke und machte es mir dort gemütlich. Was wohl morgen wieder auf uns zukam? Und konnte ich die Aufgaben,die Lexio uns gab überhaupt mit meinen Wunden meistern? Ich zerbrach mir noch eine ganze Weile den Kopf darüber bis ich dann auch einschlief...

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt