38. Seltsam...

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"Ich muss los, meine Süßen." Seit Karen eine neue Arbeitsstelle hatte, waren wir oft alleine. Ähnlich, wie damals bei Michael war sie schon früh morgens außer Haus und kam gegen Nachmittag wieder. "Seid schön artig, solange ich nicht da bin."

Seit ungefähr einem Monat waren wir jetzt bei Karen. Meine Narben waren kaum noch zu sehen, aber das Fell war noch nicht wieder ganz nachgewachsen. Dem kleinen grauen Welpen, den ich seither  zusammen mit Alaska aufzog, hatte Karen auf den Namen 'Danny' getauft. Er war innerhalb dieses einen Monats schon sehr gewachsen. Stubenrein war er hingegen noch nicht.

"Hey Leuteeeeee!!!" Danny kam mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit angerannt und lief an uns vorbei auf die Glastür zu, die nach draußen führte. Karen machte sie allerdings immer zu, wenn sie mit dem kleinen roten Auto zur Arbeit fuhr. Sollte ich ihn warnen?

Genau in diesem Moment hörte man einen dumpfen aber lauten Aufprall. Er war nicht wirklich gegen die Glastür gelaufen, oder? Mit einem Seufzer setzte ich mich auf und lief in das Wohnzimmer. Tatsächlich lag er direkt vor der Tür und rieb sich mit der rechten Pfote die Schnauze.

"Ist Danny schon wieder vor die Tür gelaufen?" Alaska rief von der oberen Etage zu uns herunter. "Ja, aber es ist alles in Ordnung." Ich schüttelte den Kopf. Er würde es einfach nie lernen!

"Auauauauau!!" Laut fing er an zu jaulen. "Warum rennst du denn auch immer, wie von einer Tarantel gestochen, durch die ganze Wohnung? Du weißt doch, dass wir im Haus nicht herumtoben dürfen!" Izaya kam aus der Küche gestürmt und sah in mit bösem, durchdringendem Blick an.

Sie war mit der Zeit weitaus mutiger geworden und verkroch sich nun nicht mehr, wie sie es am Anfang getan hatte.

"Sei nicht so streng mit ihm. Er ist doch noch ein Welpe..." Danny sah Lasko mit einem brummigen Blick an. "Ich bin kein Welpe mehr!" Beleidigt verkroch er sich hinter der Couch. Lasko hingegen lächelte nur und leckte der Colliehündin über die Wange.

Ich habe anscheinend völlig vergessen, zu erwähnen, dass Izaya und Lasko schon nach wenigen Tagen, die wir hier verbracht hatten, zusammen gekommen waren. Um ehrlich zu sein, ich bewunderte die beiden ein wenig. Sie waren ein echt schönes Pärchen und sie waren schon sehr früh zusammen gekommen, weil Lasko offen mit ihr geredet hatte. Ich hingegen hatte einfach nicht den Mut dazu, Alaska meine Liebe zu gestehen. Wir verstanden uns wirklich sehr gut und Danny brachte uns Tag für Tag näher zusammen. Ich glaubte wirklich daran, dass sie auch etwas für mich empfand und trotzdem konnte ich sie einfach nicht darauf ansprechen...

Seufzend und noch immer sehr verschlafen legte ich mich auf den kalten Laminatboden im Flur.

"Er wird es niemals begreifen..." Rascal trabte die letzten beiden Stufen herunter und legte sich in eine Ecke ein wenig abseits von mir. "Anscheinend hatten wir den gleichen Gedankengang." Ich fing an zu lächeln, er ebenfalls.

Als ich mich auf die Seite legte, bemerkte ich den Blick des schwarzen Rüden, der an meinem Bauch festhing. Obwohl mich sein Blick ein wenig nervös machte, stieß ich einen tiefen zufriedenen Seufzer aus.

"Sie mag dich." verwirrt schaute ich auf und blickte den Rüden in seine bernsteinfarbenen Augen. Diese starrten noch immer auf meine Narben.

"Wovon sprichst du?" Fragte ich ihn. Ich vermutete, dass er Alaska meinte, wagte es aber nicht, diese Worte auszusprechen.

"Sie mag dich wirklich sehr..." Ich kapierte immer noch nicht wovon er redete... er seufzte. "Ich rede von deiner 'wunderschönen, hellbraunen Hündin mit dem treuen Blick und den glitzernden hellblauen Augen, die dieses gewisse Funkeln haben, auf das du so scharf bist'." Hatte ich sie wirklich so genannt?! Niemals! Das erwähnte ich doch sonst nur in meinen Gedanken!

"Du hast letzte Nacht im Schlaf gesprochen..." Diese Worte schienen irgendwie sehr emotionslos. Er starrte noch immer wie besessen auf meine Narben. Langsam aber sicher fühlte ich mich unwohl bei diesen Blicken, weshalb ich mich einfach aufsetzte und ihn ansah. Ich seufzte, sah zu Boden und kniff die Augen zusammen. "Ist das für dich von so großer Bedeutung?" Fragte ich ihn. Einen kurzen Moment stieg die Eifersucht wieder in mir auf.

"Schon, aber ich denke, dass Alaska für mich eine andere Bedeutung hat, wie für dich."

Innerlich fletschte ich bereits die Zähne. "Du glaubst, dass du sie mehr liebst, als ich es tue, oder?" Ich sah ihn mit finsterem Blick an und schüttelte den Kopf. "Wenn du wirklich so denkst, dann hast du falsch gedacht!" Ich zog meine Lefzen hoch und ließ ihn meine scharfen Zähne sehen, die schon bereit waren, sich in seinen Muskeln festzubeißen.

"Dummkopf!" Einen kurzen Moment sah ich ihn überrascht an. Ich ging einen Schritt zurück. Irgendwie konnte ich diesen Rüden nicht einschätzen. "Alaska ist eine wunderbare Hündin. Sie ist wie eine kleine Schwester für mich. Nicht mehr und nicht weniger." Sagte er und sah mich mit einem Blick an, den ich nicht genau zu deuten wusste.

"Ich liebe sie nicht und trotzdem werde ich sie beschützen, zur Not auch vor dir!" Drohte er mir.

Erst jetzt wurde sein Blick entspannter.

"Was ich sagen will ist... Sie ist richtig in dich verknallt und ich glaube, dass du dasselbe auch für sie fühlst."

Kurze Stille lag im ganzen Raum, ehe ich dazu fähig war, wieder irgendwas zu sagen.

"W-warum..." ich wusste keinen gescheiten Satz zu sagen und sah ihn einfach nur verlegen an.

"Sprich endlich mit ihr!" Meinte er in einem ernsten Ton und verschwand aus dem Raum.

Ich hatte die ganze Zeit gedacht, dass er Alaska liebte. Dass er sie nur beschützen wollte, hatte ich nicht gewusst. Aber ich wusste nicht ob er die Wahrheit sagte... Woher wollte er auch wissen, ob Alaska in mich verknallt ist? Hatte er etwa mit ihr darüber gesprochen?

Zu viele Fragen und zu wenig Antworten. Ich war noch immer sehr verwirrt, weshalb ich mich auf eine dünne Decke legte, die in der Abstellkammer lag, um einen klaren Kopf zu bekommen. Wie der Name schon sagte, wurde hier alles abgestellt und demnach sah es hier auch aus. Aber hier würden sie mich erst einmal in Ruhe lassen und ich hätte genug Zeit für mich um meine Gedanken zu sortieren...

"Sky?" Diese Stimme kannte ich. Ich kannte sie sogar sehr gut. "Alaska? Was ist los?"

"Es tut mir leid. Ich stand eben oben an der Treppe und habe Rascal und dich belauscht..."

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt