44. Alte Geschichten und Erinnerungen

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Aber konnte das wirklich sein? Ich kannte sie nur aus den Geschichten, die Lexio mir und meinen beiden Geschwistern immer erzählt hatte als wir nicht schlafen konnten. Damals waren wir noch sehr klein gewesen. Vielleicht ein paar Monate alt. Wir hatten gerade erst angefangen feste Beute zu uns zu nehmen und wir waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich lange bei Lexio. Aber konnte es wirklich sein, dass ich mich jetzt noch an ihren Geruch erinnern konnte? Nach so langer Zeit?

"Sky!" Ich sah mich um. Hatte mich grad jemand gerufen? Karen sah nicht danach aus als hätte sie mich gerufen. Sie starrte auf den Boden und spielte nervös mit ihren Fingern. Wann würden wir endlich zu ihr gehen? Ich sah mich erneut um und sah aber niemanden. Die Menschen saßen immer noch an ihren Plätzen und arbeiteten. Ich musste es mir eingebildet haben.

"Sky!" Erst jetzt sah ich eine Hündin, die etwas kleiner war als ich. Sie war weiß und ihr Fell zeichnete dunkel und hellbraune Flecken. Diese Stimme kannte ich gut. "Mona?" Freudig lief ich auf sie zu und begrüßte sie mit einem Nasenstupser. "Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst jetzt bei deinen alten Besitzern?" Ich konnte es kaum glauben, dass ich sie wiedersah. "Ja mein Herrchen arbeitet hier. Er hat ein großes Haus zu unterhalten." Sie kicherte kurz und erwiederte meinen Nasenstupser. "Wer sitzt denn da vorne? Ist das dein Frauchen." Ich nickte kurz zur Bestätigung. "Ja, das ist Karen. Sie hat mich aus einer Experimentierstation befreit zusammen mit zig anderen Hunden." Mona lächelte mich an, hörte mir aber weiter aufmerksam zu. "Ich lebe jetzt bei ihr zusammen mit Alaska, Yao, Danny, Lasko, Rascal, Izaya, Bandit und Primadonna. Alaska und Rascal kenne ich aus der Experimentierstation und Yao war Karens erster Hund. Danny hat sie auch gerettet und ich bin jetzt sowas wie sein Ersatzvater. Wie bei Filou..." "...weißt du, Sky...?" Verwundert sah ich sie an als sie mich unterbrach. "Du scheinst sehr glücklich zu sein, da wo du jetzt bist. Du hast dieses Strahlen in den Augen wenn du von Karen und den anderen Hunden erzählst. Ich erinnere mich wie du manchmal ziemlich grob und unsicher gegenüber anderen warst. Umso mehr freut es mich, dass du mich so freudig begrüßt und... dieses Glänzen in deinen Augen... ich könnte schwören es ist das selbe Glänzen, welches ich auch gesehen habe als du Josy überredet hast, uns zu helfen. Du warst Feuer und Flamme und das strahlten auch deine Augen aus." Auf irgendeine Art und Weise schmeichelte mich ihre Bemerkung. "Apropos Josy. Hast du was von ihr gehört? Wo lebt sie jetzt?" Ein wenig erschüttert von ihrer plötzlichen Frage trat ich mir mit einer Pfote auf die andere. "Josy lebt nicht mehr. Sie hat die Verbrennungen von dem Feuer nicht überlebt." Erschrocken blickte mich Mona an. "Ich weiß, es ist schrecklich. Michael hat sie damals direkt in eine Tierklinik gebracht. Einen Tag nachdem ich da raus war, kam der Anruf, dass sie verstorben ist." Bei der Erinnerung musste ich mir die Tränen verkneifen. Mona sah geschockt aus und ließ ihre Ohren sehr hängen. "Du wusstest es..." flüsterte sie leise. "Du wusstest, dass es vielleicht einige nicht überleben würden, das hast du uns gesagt. Erinnerst du dich?" Ich nickte nur. Aber es konnte keiner wissen, dass sie es sein würde, die diese Flucht nicht überleben würde.

"Du hast Filou doch bestimmt immer noch bei dir, oder?" Ich schüttelte den Kopf. "Wir waren in einem anderen Rudel, als Alaska gefangen wurde. Ich wollte ihr helfen und bin selbst gefangen worden. Filou sollte noch in dem Rudel sein, wenn sie sich nicht auf die Suche nach mir gemacht hat." Ich seufzte und sah nochmal zu Karen. Sie wartete immer noch darauf, dass sich die Tür öffnete. "Auf wen wartet sie?" Fragte Mona. Ich seufzte. "Wir hatten heute einen schwer verletzten Streuner bei unserem Einsatz. Die Hündin wird gerade behandelt und sie wartet darauf, dass sie zu ihr kann." Dass ich die Hündin kannte, verschwieg ich...

Im Endeffekt glaubte ich, dass es egal ist, wie oft und wann der Welpe einen Geruch zuletzt gerochen hatte. Ich glaubte fest daran, dass er sich trotz allen Gerüchen, die er in seinem Leben wahrnimmt, an diesen einen Geruch, nämlich an den Geruch seiner Mutter, wieder erinnern würde auch wenn er diesen Duft erst 5 Jahre später wieder roch. Ich glaubte fest daran, dass ich meiner Nase trauen konnte und ich glaubte auch, dass sich dort hinter dieser Tür meine Mutter befand und dort um ihr Leben kämpfte...

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt