20. Hartes Leben...

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Schnee fiel vom Himmel. Es wurde anscheinend langsam Winter. Wir waren nun einige Tage unterwegs und der Hunger trieb uns immer mehr Richtung Stadt. Ich dachte an die Metalltonnen und das Futter darin. Sollte ich es wagen uns etwas aus den Gassen der Stadt zu holen? Was wäre, wenn sie mich wieder fangen würden? Niemand würde sich um Charly und Filou kümmern... Natürlich hatte ich auch an die Möglichkeit gedacht die Beiden mit zu nehmen. Sie könnten mir eine große Hilfe sein. Allerdings waren sie noch sehr jung und verspielt und würden deshalb wahrscheinlich mehr auffallen als nützen.

Ich seufzte. Wir waren nun in der Nähe der Stadt. Ein großer Teerweg führte in die Stadt hinein. Meine Muskeln spannten sich an. Ich hätte wiederstehen sollen. Ich konnte uns nicht in diese Gefahr bringen und trotzdem hatte ich keine andere Wahl außer zu verhungern.

Ich kniff meine Augen zusammen. Immer wieder schoss mir der Tag durch den Kopf, als ich meine Familie in einer dieser Städte verloren hatte. Ich schaute in den Himmel. Es wurde langsam dunkel und allmählich kamen die Sterne zum Vorschein. Letztendlich entschloss ich mich gezwungenermaßen in Richtung Stadt zu laufen. Kurz vor einem kleinen Zaun, welcher in einen Vorgarten führte, hielt ich nochmals inne. Dann schlüpfte ich durch die Lücke des Zauns und lief in eine Gasse zwischen zwei riesigen Gebäuden. Immer wieder achtete ich darauf, dass meine Schützlinge hinter mir herkamen. "Ihr müsst jetzt ganz leise sein." Bat ich die Beiden. In meiner Stimme lag tiefste Dringlichkeit. Sie nickten nur stumm.

Wir liefen die Gasse entlang und kamen letztendlich an einer riesigen Straße an. Ich schaute zurück. "Bewegt euch unauffällig." Meinte ich als wir zurück in die Gasse schlüpften und dieser folgten.

Ich wusste nicht woher ich diesen Weg kannte aber es kam mir so vor als wüsste ich genau wo wir lang müssten. Ich prüfte die Luft immer wieder. Etwas von uns entfernt nahm ich einen Geruch wahr, den ich irgendwo her kannte. Mir fiel nur nicht ein woher ich ihn kannte. Ich versuchte auf andere Gedanken zu kommen und konzentrierte mich auf den Weg vor mir. Meine Muskeln waren die ganze Zeit angespannt, mein Atem war flach. Ich spielte wie verrückt mit meinen Ohren um sofort jedes Geräusch wahrzunehmen.

"Er ist sehr nervös..." Flüsterte eine leise Stimme hinter eine der Tonnen. Sofort zuckte ich zusammen. "Wer ist da?" Knurrte ich.

Niemals zuvor hatte ich solch eine Angst, Angst davor wieder eingesperrt zu sein, Angst davor wieder jemanden zu verlieren.

Ich schob meine beiden Schützlinge hinter meine Vorderpfoten um sie jederzeit in Schutz zu nehmen.

"Ich glaube er hat uns gesehen." Flüsterte eine zweite Stimme. "Kommt endlich raus aus eurem Versteck!" Knurrte ich noch lauter. Zu gerne wäre ich auf diejenigen losgegangen, die sich gerade hinter den Mülltonnen versteckten und mir Angst einjagten, große Angst! Ich zitterte am ganzen Körper. Das Erlebnis hatte mir einen Schock fürs Leben verpasst und ich würde es wahrscheinlich nie wieder vergessen.

"Jetzt zeigt euch endlich oder wollt ihr euch erst mit mir anlegen?!" Ein tiefes, böses Knurren entglitt meiner Kehle. Ich machte einen Schritt auf die Tonnen zu. Dann trat eine sanfte, dunkelbraune Pfote hervor. Kurz darauf stand eine dunkelbraune Australian Shepherd - Hündin vor mir und sah mich mit treuem, unschuldigem Blick an...

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt