7.

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Immer wieder erschütterte meine Umgebung. Ich öffnete die Augen. Zusammen mit meinem Bruder befand ich mich in einer Metallkiste. Einige Gitterstäbe trennten uns von den Kisten, in denen sich Lexio und meine Schwester befanden. Ich schaute mich um. Wir waren anscheinend in einem dieser Metallmonster drin, welche wir auf dem Weg in die Stadt gesehen hatten. Über und unter mir stapelten sich noch mehr dieser Metallkisten. Die Hunde, welche sich darin befanden, bellten und jaulten die ganze Zeit und sie zwangen einen fast dazu, mitzujaulen. Ich wollte hier raus. Einfach nur raus! Es lag sowohl am strengen Geruch von Blut, der sich anscheinend schon länger hier breitmachte, als auch an der Atmosphäre, die hier war. Man spürte, dass bald etwas passieren würde...

Ich schaute mich um. Kisten, Kisten und noch mehr Kisten. Neben mir war mein Bruder in der selben Metallkiste, wie ich. Ich fletschte die Zähne. "Das ist ALLES deine Schuld!" schnautzte ich ihn an. "Wenn du das alles nicht nur als Spaß gesehen hättest, dann wären wir mit Sicherheit entkommen! Das erste Mal durften wir mit in die Stadt auf Futtersuche und wir haben vergeigt, weil du einfach für alles zu blöd bist. Nie nimmst du irgendetwas auch nur ansatzweise ernst. Das hast du jetzt davon. Hoffentlich wird dir das eine Lehre sein!!" knurrte ich und drengte ihn in die Ecke der Zelle. Tränen schossen meinem Bruder in die Augen. "I-i-ich wollte doch nur.....!" wimmerte er, doch ich unterbrach ihn. "Du wolltest nur...Ha! Sehr witzig!! Es gibt da so ein Wort, das nennt sich nachdenken. Hättest du mal machen sollen, bevor du uns in diesen ganzen Mist hier reingeritten hast!" Ich biss ihm vor Wut einmal in die Pfote. Es fing sofort an zu bluten. Ich wandte mich von ihm ab. "Schluss mit der Streiterei! Das hilft uns jetzt auch nicht weiter!" meinte Lexio genervt. Das Metallmonster kam zum stehen und die Türen gingen auf. Das Licht blendete und erst als der Käfig, in dem wir uns befanden, aus dem Metallmonster getragen wurde, gewöhnte man sich allmählich daran.

Einer der Zweibeiner kam auf das Metallmonster zu und nahm sich zwei kleine Käfige heraus. "Guter Fang." sagte er und brachte die kleinen Metallkisten mit den Hunden darin in ein riesiges Gebäude. Der andere Zweibeiner nahm sich ebenfalls zwei kleine Käfige und lief ihm hinerher. Der Käfig in dem ich mit meinem Bruder saß, war im Gegensatz zu dem von meiner Schwester ziemlich groß und auch Lexios Käfig war nicht gerade riesig.

Eine Weile später wurde auch der Käfig, in dem ich mich mit meinem Bruder befand von einigen Zweibeinern hochgehoben und in das Gebäude gebracht. Ein Zweibeiner schaute erst die Wunde an der Pfote meines Bruders und dann mich an. Er schaute auf meine leicht mit Blut verschmierte Schnauze, dann fing er hämisch an zu Grinsen. Was er wohl vorhatte?

Wir kamen in einem riesigen Raum an. Das Gebäude hatte von außen viel kleiner ausgesehen als es eigentlich war, das erkannte man daran, dass sich in diesem Gebäude ganz viele riesige Zwinger befanden, von denen man nie annehmen würde, dass sie hier hereinpassen würden.

Ich und mein Bruder wurden zu zwei kleinen Hündinnen in einen Zwinger gebracht. Es war eine Cavalier King Carles Spaniel-Hündin mit weißem Fell, worauf sich viele große, schwarze Flecken verteilten und eine ziemlich dicke Chihuahua-Hündin mit braun-weißem Fell. "Hallo, wer seid ihr denn?" fragte die Chihuahua-Hündin und schaute mich freundlich an. "Ich bin Sky..." gab ich zurück. "Und das ist mein Bruder." Ich bemerkte die plötzlich verwirrten Blicke der beiden Hündinnen. "U-und sein Name ist...?" Fragte die Spaniel-Hündin. "Er hat keinen. Er hat auch nie einen gebraucht!" Ich schaute mich um. Die Spaniel-Hündin schaute mich leicht verträumt an. "Ich bin Princess." sagte sie. "Und das neben mir ist Bella. Falls ihr euch fragt, warum sie so dick ist..." Sofort biss ihr die Chihuahua-Hündin leicht in die Seite. "Heeey, ich bin nicht dick!" knurrte sie leicht beleidigt. "Sie erwartet Welpen." Meinte Princess aufgeregt. "Und wenn mein Herrchen mich abholt, werde ich ein schönes Leben führen - mit den Welpen und dem Rest meiner Familie." sagte Bella verträumt.

Ich nickte nur, legte mich dann in eine Ecke des Zwingers und versuchte erst einmal einen klaren Kopf zu bekommen. "Was ist los?" fragte Princess. "Dein Herrchen holt euch doch bestimmt auch ab, oder?" wimmerte sie. "Herrchen? Quatsch. Ich bin ein wildlebender Hund. Es wird niemand kommen um mich abzuholen..." meinte ich und schaute sie entschlossen an. "Ich werde hier alleine wieder rauskommen." Ich schaute mich im Zwinger um und suchte nach einer Möglichkeit nach draußen zu gelangen. "Das geht nicht so einfach, wie du denkst. .." meinte Princess und schaute zu Boden. "Dein Herrchen muss dich abholen oder du wirst verkauft. Wenn dich innerhalb von 2 Wochen keiner mitnimmt - egal ob Herrchen oder nicht, dann kommst du in ein anderes Tierheim... oder woanders hin, wo es wahrscheinlich viel schlimmer ist." Ich schluckte.

"Und um ehrlich zu sein, Bella hat auch nur noch 2 Tage, ansonsten..." wimmerte Princess leise. Eine Träne kullerte ihr die Wange herunter. "Alles wird gut." versuchte ich Princess aufzumuntern. "Bella ist voller Hoffnung, dass ihr Herrchen sie holen kommt. Es wird ihr das Herz brechen, wenn er nicht kommt..." jaulte Princess und schaute mich traurig an. "Und ich glaube mittlerweile auch nicht mehr daran, dass mein Herrchen kommt, aber wenn man einen guten Eindruck macht, wird man vielleicht von jemand anderes gekauft." sagte sie und seufzte. Ich schaute erst zu Boden, dann schaute ich an Princess vorbei und sah meine Schwester. "Sky!" bellte sie. Ich sprang auf und lief zum Gitter, so nah an meine Schwester heran wie es ging. "Wo ist Lexio?" bellte ich zurück und vergaß Princess total. "Ich weiß es nicht!" jaulte sie und versuchte noch näher an mich heranzukommen und streckte eine ihrer Pfoten durch die Gitter.

"Wer ist das?" fragte Princess und schaute mich verwirrt an. "Das ist meine Schwester." Princess verdrehte die Augen. "Lass mich raten: Sie hat auch keinen Namen." Ich nickte und musste mir ein Lachen verkneifen. "Warum hast du eigentlich einen Namen und deine Geschwister nicht?" fragte sie und schaute mich mit einem sehr komischen Blick an, den ich nicht wirklich deuten konnte. "Lange Geschichte..." sagte ich nur und schaute zu den Gittern hoch, um einen Weg hier raus zu finden. In Wirklichkeit wusste ich selbst nicht warum ich einen Namen hatte und meine Geschwister nicht, aber das war ja auch egal. Wir waren ja bisher auch ohne zurechtgekommen.

Plötzlich öffnete sich die Tür am Ende des Ganges und ein Zweibeiner mit schwarzen, hochgestylten Haaren kam herein. Er hatte ziemlich viele Tattoos und war schwarz gekleidet. Nun ging er durch die Gassen, um sich jeden einzelnen Hund genau anzuschauen. Als er bei unserem Zwinger ankam, fing ich laut an zu bellen, um ihn einzuschüchtern, doch ich bewirkte anscheinend genau das Gegenteil. Erst ging er ein paar Schritte zurück, dann setzte er ein hämisches, breites Grinsen auf. "Den da!!" rief er aus dem Raum raus und deutete direkt auf mich. "Okay, pass auf. Der ist heute neu eingeliefert worden, noch kein Preis - nix! Morgen haben wir den Kram für ihn fertig, dann kannst du ihn abholen, klar?" meinte der andere, der gerade die Tür herein kam. Der schwarzhaarige Zweibeiner nickte nur, gab dem anderen die Hand und verschwand zur Tür. "Scheint als hättest du einen neuen Besitzer. Herzlichen Glückwunsch!" sagte Bella freudig.

Ich hingegen war gar nicht glücklich darüber. Schockiert schaute ich dem Kerl hinterher. Was würde denn jetzt mit meinen Geschwistern passieren? Sofort tat mir alles leid, was ich heute morgen zu meinem Bruder gesagt hatte. Tränen schossen mir in die Augen. Was würde nun mit mir geschehen? Würde ich meine Familie je wieder sehen, wenn ich einmal verkauft wäre?

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt