Es dauerte eine ganze Weile bis mein Bruder das Schweigen mit einer wirklich unnötigen Aussage unterbrach. "Ich habe hunger!" quengelte er. Ich lief mit genervtem Blick an ihm vorbei. "Und der soll älter sein als ich?!" murmelte ich vor mir her. Meine Schwester bekam das mit und fing leicht an zu grinsen als mein Magen ebenfalls knurrte. "Hör auf so dämlich zu grinsen!" knurrte ich sie nur an, versuchte mich dennoch zu beherrschen, weil die Laune von jedem Einzelnen hier sowieso schon auf dem Nullpunkt lag.
"Schluss für heute!" meinte Lexio und drehte sich zu uns um. "Für heute sind wir genug gelaufen. Morgen gehen wir weiter!" Er schaute sich kurz um, legte sich dann hin. "Schlaft jetzt ein wenig..." Meine Schwester schmiegte sich an ihn und war auch schon kurze Zeit später eingeschlafen. "Kriegen wir denn nichts mehr zu Essen?" bettelte mein Bruder. Lexio schaute auf, rollte mit den Augen und unterdrückte ein leises Knurren. Er legte seinen Kopf wieder auf seine Pfoten. Seufzend ließ sich auch mein Bruder in das kalte Gras nieder. Auch ich legte mich hin, meine Umgebung die ganze Zeit im Auge behaltend und schlief letztendlich auch ein...
Sonnenstrahlen fielen mir ins Gesicht. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass ich allein war. Alle waren weg. "Lexio?" Ich suchte ihn und meine Geschwister, aber sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Ich jaulte ein oder zwei Mal auf, doch ich bekam keine Antwort. Hatten sie mich einfach hier zurückgelassen?! Nein, das würden sie doch niemals tun! Oder...? Eine ganze Weile saß ich da und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich suchte nach ihren Fährten, fand aber nichts...
Wolken zogen auf. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich suchte unter einem kleinen Strauch Schutz bis es schließlich anfing zu regnen. Erst gab es nur wenige, leichte Tropfen, doch schließlich schüttete es ziemlich heftig. Weit in der Ferne sah ich einen Blitz einschlagen. Ich erschrak und jaulte auf. Mein Fell war schon bis auf die Knochen durchnässt und ich fror so heftig, dass sogar meine Rute zitterte.
Ganz plötzlich sprang mich etwas knurrend von der Seite an, sodass ich auf einmal von dem Busch meterweit entfernt auf dem Boden lag und mich irgendetwas festhielt. Als ich wieder einen klaren Blick auf das Geschehen hatte, sah ich einen schwarzen Hund mit einer braunen Schnauze und braunen Flecken auf der Brust, welcher mich mit gefletschten Zähnen am Boden hielt.
"Du Verräter!" schrie er mich an. "Du hast mich hier zurückgelassen, bei den Menschen!" Ich versuchte mich zu befreien. "Nein!" jaulte ich. "Lass mich los! Ich kenne dich nicht! Wer bist du und was willst du von mir?! Jetzt lass mich endlich los!" Er wurde nur noch wütender und schnappte sogar nach mir. "Lügner! Natürlich kennst du mich!" Er sah meinen ängstlich-verwirrten Blick. "Oder?" Er war nun ebenfalls verwirrt, das merkte ich an seinem Blick. Er ließ von mir ab. "Ich bin's Takashi..." sagte er und sah nun auch irgendwie traurig aus. "Nein, ich kenne dich wirklich nicht!" gab ich zurück und er legte den Kopf schief.
"Sky!" hörte ich plötzlich eine Stimme von weit weg rufen. Ich drehte mich um. "Hast du das gehört, Taka...?!" Ich schaute mich um. "Takashi?" Er war verschwunden.
"Sky!" Wieder diese Stimme. Aber von wo kam sie? Ich ließ mich nicht ablenken und suchte wieder nach Takashi. Er war weg...
"Sky!" Ich schreckte hoch. "Wie?!" Völlig erschrocken lag ich auf dem Boden und hechelte vor mich hin, als wäre ich soeben einen Marathon um mein Leben gelaufen. Ein Traum? Ich war verwirrt.
Ein Lachen ertönte neben mir. "Hey Schlafmütze, gut geschlafen?" lachte meine kleine Schwester. Ich schaute sie leicht verwirrt an, noch immer total von der Rolle. Sie schaute mich verwirrt an. "Ein Alptraum?" fragte meine schwester dann mitfühlend. Ich schaute weg. In Null-Komma-Nichts war ich wieder der Alte. Ich nickte nur und versuchte dann, das Thema zu wechseln. Ich schaute mich um. Mein Bruder schlief noch. "Wo ist Lexio?" fragte ich als ich bemerkte, dass er nicht da war und versuchte damit auch ein wenig, das Thema zu wechseln.
"Er ist jagen gegangen." sagte meine Schwester. "Weil der Möchtegern-Macho da hinten gestern so rumgequengelt hat." Ihr Blick fiel ganz klar auf unseren Bruder. "Naja, Lexio meinte zumindest, wir sollen hier warten, bis er zurück ist!" sagte sie und leckte sich gelassen ihre Pfote.
Wie bestellt kam Lexio in dem Augenblick zwischen all den Bäumen etwas weiter von uns entfernt hervor. Zuerst fiel mir das nur im Augenwinkel auf, aber Lexios Fährte konnte man wirklich nicht verfehlen, zumindest nicht, wenn man ihn schon so lange kannte wie wir.
"Das von eben bleibt unter uns, okay?" flüsterte ich meiner schwester leise bittend zu und sie nickte, leicht lächelnd. Auf meine Schwester konnte ich mich verlassen.
Ich schaute zu Lexio, der mit einem Kaninchen im Maul direkt auf uns zukam. Als ich es sah lief mir das Wasser schon im Mund zusammen. "Haut rein!" hechelte Lexio und legte sich erschöpft vor einen Stein. "Ist alles okay?" fragte meine Schwester besorgt und kuschelte sich zu ihm. Er nickte nur, legte den Kopf auf die Pfoten und versuchte wieder zu Atem zu kommen. "Nur etwas K.O." meinte er. Mir schien es eher so als sei er vor irgendetwas weggelaufen. Ein Kaninchen konnte ihn unmöglich so außer Atem bringen.
Ich sagte nichts dazu und bediente mich am Kaninchen. Wenn mein Bruder erstmal wach war, wäre davon nämlich sonst bald nichts mehr übrig. Ich deutete meiner Schwester mit einem Wink mit der Schnauze zu mir zu kommen und ebenfalls etwas zu essen, aber sie schüttelte nur den Kopf. Und so ließ ich den Rest einfach für meinen Bruder übrig. Als er aufwachte, aß er den Rest des Kaninchens auch sofort. Lexio hatte wahrscheinlich schon beim Jagen gegessen, wie er es immer tat.
Nach einer Weile lagen ich und mein Bruder pappsatt neben einem Stein und hechelten fröhlich vor uns her. Von dem Kaninchen waren nur noch ein paar kaputte Knochen und Hautfetzen übrig.
"Es ist nicht mehr weit." meinte Lexio, stand auf und prüfte die Luft. Ich prüfte ebenfalls die Luft und roch eine Quelle in unserer Umgebung. Die Luft roch etwas salzig. Ich schaute mich um. Wir waren auf einer weiten Wiese und um uns herum war am Ende der Wiese alles voller Bäume.
"Los, kommt!" meinte Lexio, stand auf und streckte sich bevor er loslief. "Es ist nicht mehr weit!" Wir Drei liefen ihm einfach wie gewohnt hinterher.
Es dauerte nicht mehr lange bis wir die Bäume und die weiten Wiesenlandschaften hinter uns gelassen hatten und an einer Höhle an einem kleinen Fluss ankamen. Ich fragte mich, warum Lexio den restlichen Weg nicht schon gestern Abend mit uns gelaufen war, so hätten wir wenigstens etwas zu trinken gehabt. Ich machte mir einfach nichts daraus und trank etwas am Fluss. Das Wasser schmeckte ein bisschen salzig aber es schmeckte gut.
Lexio schaute sich um, prüfte nervös die Luft als würde er irgendwas suchen. "Was ist los?" fragte ich ihn. "Nichts, nichts!" Er trank etwas, versuchte einen ruhigen Eindruck zu machen, aber das brachte nichts. Ich sah das Spielen mit seinen Ohren. "Lexio, du musst uns nichts vorma...!" Ich konnte nicht zu ende reden, da sprang mich etwas knurrend von der Seite an.
"Endlich hab ich di....!" Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich einen schwarzen Hund mit einer braunen Schnauze und braunen Flecken auf der Brust... Zuerst musste ich überlegen, doch relativ schnell erkannte ich den Hund über mir als den aus meinem Traum von letzter Nacht. Ich traute meinen Augen nicht.
Er knurrte mich an. "Wer bist du?" fragte er und fletschte die Zähne. Anscheinend war er nicht darauf gefasst gewesen, jemand anderes anzugreifen als den- oder diejenige, die eigentlich für diesen Angriff geplant war.
"Takashi?" fragte ich leicht verwirrt und bemerkte dass der Hund, der mich festhielt nun gar nicht mehr wusste, was Sache war. Er ließ von mir ab. "Wer bist du und woher kennst du meinen Namen..?!"
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Sky - Hunde an die Macht
FantasyDas Leben eines Streuners ist alles andere als einfach. Sky wird schon früh von seinen Geschwistern und Lexio, einem Freund seiner Eltern, denen er versprach, auf Sky und seine Geschwister aufzupassen, getrennt. Zwar lernt er auf seinem Abenteuer vi...