34. Flucht mit Folgen...

63 5 0
                                    

Ich sah auf meine Pfote herab. Zwei Linien, welche in einer Art Bogen aufeinander zuliefen und sich kreuzten. Ich überlegte kurz. Das Logo hatte ich auf einem Schild am Eingang des großen Gebäudes gesehen als wir hier herein gebracht wurden.

"Sie sind doch verrückt. Sie sehen doch, dass er Schmerzen hat!" Schrie die Frau mit den roten Haaren wütend. "Genug jetzt! Bringen sie ihn zurück in seine Kiste! Dahin, wo er hingehört!" Brummte der Alte und ging. "Und beeilen Sie sich, Karen!"

Verbittert biss sich die Rothaarige auf die Lippe. "Mach dir keine Sorgen, mein Großer. Ich werde dich hier herausholen sobald es dir besser geht und ich werde nicht zulassen, dass sie dir noch etwas antun..."

Bedeutungsloses Geschwafel! Ich war mir zu 100 % sicher, dass ich mich letzten Endes wieder alleine hier herauskämpfen müsste! In diesem Moment war es nur ihr Mitleid, der sie dazu brachte, das zu sagen... zumindest versuchte ich mir das einzureden, weil ich mich vor einer weiteren Enttäuschung bewahren wollte.

Die Rothaarige nahm mich auf den Arm und trug mich in einen Raum, in dem viele große und kleine Hundeboxen standen. Der Geruch kam mir sehr bekannt vor. Mit Sicherheit war ich hier schon einmal gewesen.

Ich wurde in eine der Boxen gebracht und verblieb dort eine ganze Weile. Nur eine dünne Decke darin sollte mich vor der Kälte schützen, die sich durch das Fenster im Zimmer verteilte. Man konnte es nicht schließen, da es nur durch Gitterstäbe verriegelt war. Außerdem wären nur kleine Hunde, wie Welpen oder kleine Rassen dazu in der Lage sich hindurchzuzwengen. Die Möglichkeit durch dieses Fenster zu entkommen konnte ich also ausschließen.

Ich wusste nur, dass ich mittlerweile schon sehr lange hier drin sein musste, denn ich konnte durch das Fenster erkennen, dass es allmählich dunkel wurde.

Ein Knacken ertönte...

Ich versuchte mich aufzurichten, konnte aber dennoch nichts erkennen, da es hier viel zu dunkel war.

"Hey, Großer." Diese Stimme kannte ich. Es war die Rothaarige. Aber was zum Teufel tat sie hier mitten in der Nacht?

"Ich hole dich hier raus." Sagte sie und öffnete die Tür der Hundebox. Warum zum Teufel wollte sie mir auf einmal helfen? Mir war klar, dass ich sowieso keine andere Wahl hätte, da bei jedem Schritt den ich machte, die Gefahr bestand, dass meine Narbe wieder aufging.

Die Rothaarige nahm mich auf ihren Arm und lief leise aus dem Zimmer hinaus. Wir liefen durch den Raum, in dem der Alte Mann mir das Logo verpasst hatte. Mir fiel ein, dass er mir dabei auch irgendwelche Medikamente eingeflößt hatte. Bei dem Gedanken wurde mir schlecht. Naja, vielleicht lag es auch daran, dass ich seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen hatte.

Endlich kamen wir in dem Raum an, in dem sich die Hunde befanden. Ich sah mich um und stellte mit Erschrecken fest, dass sie alle weg waren!

Wo waren sie bloß alle hin? Hatte Yao sie etwa freigelassen? Ich sah zu der Rothaarigen hinauf. Sie schien nicht sehr überrascht zu sein. Komisch!

Das Wichtigste war jetzt allerdings, dass wir hier heraus kamen! Mir wurde erneut schlecht. Das musste einfach daran liegen, dass ich die ganze Zeit durchgeschüttelt wurde. Oder lag es immer noch an den Medikamenten?

Ich atmete tief ein und konnte unschwer erkennen, dass wir uns kurz vor der Tür nach draußen befanden.

Eine laute Sirene erklang als die Rothaarige einen Fuß über die Türschwelle setzte... Ein Alarm? Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Und die Rothaarige anscheinend auch nicht...

Schnell lief sie über das Gelände in Richtung Tor. Wir hatten anscheinend den Hinterausgang des Gebäudes genommen, denn diesen Platz hatte ich vorher noch nie gesehen.

"Bleiben Sie stehen!" Schüsse fielen. Ich konnte nicht erkennen, wer uns eben hinterhergerufen hatte, aber die Rothaarige rannte weiter, ohne sie umzuschauen.

Weitere Schüsse fielen. Einer davon traf den Boden direkt neben uns. Die Rothaarige verlor das Gleichgewicht und landete mit mir unsanft auf dem Boden. Dann sah ich einen braunen Fellknäuel auf uns zulaufen. Er war nicht besonders schnell, anscheinend hatte er eine verletzte Pfote. Erst jetzt erkannte ich, dass es der braune Beagle mit der verkrüpelten Pfote war. Er trug etwas in seiner Schnauze, das er vor mir ablegte. Dann lief er auf die Leute zu, die die Schüsse abgaben. "Kümmert euch gut um den Kleinen!" Rief er noch und stürmte auf einen der Leute zu. "Bruno, bleib hier!" Rief ihm eine mir bekannte Stimme hinterher.

Alaska! Ich drehte mich um und sah sie an der Seite einer Garage stehen, wie sie geschockt auf den braunen Beagle starrte. Ihre eisblauen Augen waren weit geöffnet und man konnte von hier aus erkennen, dass sie sehr schnell atmete.

Ein weiterer Schuss fiel. Dann wurde es still...

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt