40. Ein langer Tag...

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Nur kurze Zeit später kam Karen wieder. Sie hatte ihre Arbeitstasche in der rechten und eine Leine in der linken Hand. Am anderen Ende der Leine trabte eine kleine braun-weiß gescheckte Hündin voran.

Karen schloss die Tür und bückte sich zu der Hündin herunter. Sie kraulte die Hündin am Hals und machte das Halsband ab. Wer zum Teufel war sie? Warum hatte Karen sie mitgebracht?

Langsam und in geduckter Haltung lief ich auf die Hündin zu. Sie zog sich ein wenig zurück, ließ sich aber kurze Zeit später beschnüffeln. Sie stellte anscheinend keine Gefahr dar, aber ich wollte trotzdem gerne wissen, wie die Anderen auf die Hündin reagieren würden.

Ich lief direkt neben Karen in Richtung Küche. Anscheinend hatte Karen ihr den Napf im Auto schon hingestellt, denn sie stellte den leeren Napf in die Spüle. Lasko war der Erste, der Primadonna wahrnahm. Kurz darauf kamen alle anderen und beschnüffelten sie. Allesamt liefen sie nach draußen um dort zu toben, nur ich legte mich zu Karen auf die Couch.

"Wow, es ist schon halb 2." Stellte Karen geschockt fest und gähnte.

"Ich müsste schon lange im Bett sein." Ungläubig sah ich sie an. Sie war doch gerade erst nach Hause gekommen, hatte nicht einmal etwas gegessen. Wollte sie jetzt allen Ernstes schon ins Bett gehen?!

Alle anderen liefen draußen herum. Mit einem lauten Pfeifen kamen alle angerannt und machten es sich hechelnd irgendwo im Haus bequem.

Karen schloss die Tür und lief die Treppen hinauf. Ich war diese Treppen noch nicht einmal hochgegangen seit ich hier lebte, aber dieses eine Mal folgte ich ihr bis nach oben. Ich lief direkt neben ihr her und suchte ihre Aufmerksamkeit. Was war heute bloß los mit ihr?

Kurz vor der Tür, die in ihr Schlafzimmer führte, sah sie mich an, streichelte mich ausgiebig, lief dann mit den Worten "Schlaf gut, Sky." in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich zu. Verwirrt sah ich zur Tür. Was war nur los mit ihr?

Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend lief ich die Treppen wieder herunter und legte mich in das Körbchen, welches direkt unter der Treppe lag.

Plötzlich ertönte ein schrilles Geräusch. "Was zum Teufel..." verschlafen drehte ich mich auf die andere Seite.

Ich kannte dieses Geräusch mittlerweile, weil es fast jeden Morgen ertönte. Karen kam immer die Treppen herunter gelaufen, kurz nachdem dieses Geräusch ertönt war.

Und dann hörte ich das Knacken der Holztreppe, das immer ertönte, wenn jemand hinauf oder herunter lief. Mit einem Seufzer setzte ich mich auf und streckte ausgiebig alle Viere von mir. "Guten Morgen, Großer." Leicht verschlafen kam ich hinter ihr hergetrottet.

Karen lief in die Küche und schmierte sich ein Brötchen. Obwohl sie noch sehr müde war, quälte sie sich jeden Morgen aus ihrem Bett. Ich wusste nicht einmal, warum.

Ich machte es mir, wie jeden Morgen, auf der Couch bequem und wartete bis sie das Haus verließ. Allerdings war es heute ein wenig anders.

In ihrem gepunkteten Bademantel verließ Karen die Küche, lief nach oben um sich eine Jeans und ein rotes Top anzuziehen und ging anschließend auf die Kommode im Flur zu, aus welchem sie ein breites hellblaues Halsband nahm. An diesem leuchtete eine kleine goldene Plakette. Ich erkannte sofort, dass es meines war.

Mit schräg gelegtem Kopf sah ich sie an. Sie ließ uns eigentlich nur eben in den Garten, aber dafür legte sie uns sonst nie ein Halsband an.

Sie machte mir das Halsband um, ging ins Wohnzimmer, öffnete die Hintertür und wie auf Komando kamen 4 Hunde angerannt. Ich erkannte unter ihnen den kleinen grauen Labradormischling Danny und den außergewöhnlich gemusterten Rüden Bandit. Die anderen waren zu schnell verschwunden als das ich sie hätte erkennen können. Ich war mir allerdings sicher, dass es nicht Alaska oder Lasko waren, da die beiden immer erst nach draußen gingen wenn Karen sich bereit machte, zu fahren.

Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihre Tasche packte. Neben ein paar Brotdosen packte sie auch einen unserer Reisenäpfe und eine Dose mit Futter ein. Was war hier nur los?

Nun war es endlich soweit. Karen pfiff die Hunde zurück in die Wohnung und nahm ihren Schlüssel von der Kommode. Sie nahm meine blaue Leine und machte diese an meinem Halsband fest. Verwirrt sah ich sie an.

"Heute fährst du mit zur Arbeit." Sagte sie freudig und ich war mir sicher, dass ihre Rute vor Aufregung wedeln würde wie verrückt, wenn sie ein Hund wäre.

"Bis heute Abend, ihr süßen." Abend? Moment hatte sie wirklich Abend gesagt? Arbeitete sie nicht sonst immer bis Mittags?! Seltsam. Ich wurde allmählich immer nervöser.

Wir liefen den Asphaltweg entlang. Die Kieselsteine, die auf dem Weg verteilt waren, stachen jedes Mal aufs Neue unter meinen Pfotenballen. Karen machte mich von der Leine und öffnete die Tür des kleinen Autos. Sofort sprang ich hinein. Karen stieg vorne ein und schon kurz darauf fuhren wir los. Ich machte es mir auf dem Rücksitz bequem und döste vor mich hin.

Dann ertönte der schrille Ton ihres Handys, wenn sie von irgendwem angerufen wurde. Da wir uns gerade auf der Autobahn befanden, machte Karen ihr Handy so laut, dass auch ich mithören konnte.

"Hey, bist du unterwegs?" Diese Stimme kannte ich sehr gut. Ich hatte sie hin und wieder gehört, wenn Karen telefonierte. Außerdem kannte ich diese Stimme aus alten Zeiten. Es gab nur eine Sache, die mich sehr verwirrte. Woher kannten sich Karen und Michael?!

Sky - Hunde an die MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt