Die Lavenderklinik

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Kapitel 2

Zwei 'Plopps' später standen sie vor einer Lichtung im Verbotenen Wald, die von den Strahlen der frühen Morgensonne in ein orangefarbenes Licht getaucht wurde. Die Hexe ließ ihren Zauberstab im Ärmel ihres Umhangs verschwinden und ging auf einen großen Baum zu. Severus blickte ihr nach und sah, wie sie ihre Hand durch ein Loch im Stamm steckte, welches aussah wie eines, das von einem Specht hätte stammen können, und einen kleinen Flakon mit lavendelfarbenen Pulver hervorzog.

„Hiermit wird sie sichtbar", sagte sie, öffnete den Korkverschluss und nahm etwas von dem Pulver in die Hand. Das Gefäß füllte sich kurz darauf von selbst wieder auf und wurde von der Frau zurück in das Loch gelegt. Sie ging ein paar Schritte auf die Lichtung zu und warf dann das Pulver schwungvoll in die Luft.

Augenblicklich war die ganze Lichtung in einen violetten Schleier gehüllt und es duftete leicht nach Lavendel und Erdbeeren. Severus war verwirrt. Es war eine Variation eines Unortbarkeitszaubers, dem war er sich durchaus bewusst, aber eine solche hatte er noch nie gesehen. Als sich der Schleier gelegt hatte, standen beide vor einem kleinen Haus. Es hatte hell-lilane Vorhänge und war sonst aus Lindenholz gebaut. Erfreut atmete sie auf.

„Das ist sie! Meine Lavenderklinik!“ Stolz blickte sie auf das Haus mit Vorgarten und Blumenkästen, in denen sich Lavendel befand. Es hatte zwei kleine Beete auf welchen Erdbeeren und verschiedenste Kräuter wuchsen, an denen sich unzählige Bläulinge tummelten.

„Das soll eine Klinik sein? Sie ist-“

„- so klein? “, fragte sie und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Sie haben sie ja noch nicht von innen gesehen.“ Sie schob ihn sanft zur Tür und öffnete diese mit einem „Alohomora“, dann traten sie ein.

Überrascht sah Severus sich um. Der Raum indem sie sich befanden war riesig. Er war in sanften Farbtönen gestrichen und vor einer Glasfront, durch die man auf die Blumenbeete sehen konnte, befanden sich ein Tisch aus Weidenholz und ein braunes Sofa. Eine Art Rezeptionstisch stand zwei Meter vor ihnen. Dahinter saß eine dickliche Frau, Ende 50, mit einer großen Cateye-Brille und hohem Zopf, die sie mit einem breiten Lachen begrüßte.

„Hallo Chefin!“, rief sie, „Was kann ich für euch tun? Oh ein euer Patient? Wie schlimm ist es denn? Hoffentlich nicht tödlich! Moment mal, ich weiß wer sie sind. Sie sind Professor Snape, richtig? Dumbledore hat mir von ihnen erzäh-“

„Polly, ich habe ihn stabilisiert. Er wird wieder", unterbrach die Heilerin sie, da sie spürte, wie unangenehm diese Situation für Severus war. Sie bedachte ihn mit einem kritischen Blick und bemerkte, wie schwer er gegen die Wand lehnte und Augen und Lippen zusammenpresste. Sofort war sie an seiner Seite und stütze ihn damit er nicht auf den Boden prallte. „Schwindel?“, fragte sie.

Er nickte erschöpft und krallte sich an ihrem Ärmel fest, um nicht zusammenzusacken. Seine Mauer hatte begonnen zu bröckeln und es verlangte all seine Kraft, sie aufrecht zu erhalten. Er war davon ausgegangen, dass an diesem Tag alles enden würde. Er hatte sich vor einigen Jahren bereits mit seinem Tod abgefunden, hatte keinerlei Pläne gemacht, was denn wäre, wenn er doch irgendwie überleben würde. Und jetzt?

„Ich denke er hat eine Gehirnerschütterung. Ein Wunder, dass er sich überhaupt bis jetzt auf den Beinen hatte halten können. Polly, schnell, einen Rollstuhl bitte!“ ¹⁰ Das Letzte hätte sie gar nicht sagen müssen, denn Polly war bereits aufgesprungen und verschwand in dem Raum hinter ihr, nur um gleich darauf wieder, einen Rollstuhl vor sich hinschiebend, herauszukommen. Severus wollte sich wehren, aber die Heilerin drückte ihn mit sanfter Gewalt in die Sitzfläche und schob ihn den langen Gang neben der Anmeldung entlang. Um ihn zu beruhigen, erzählte sie ihm währenddessen, dass die Frau Polly Miller hieße und sowohl Sekretärin und Krankenschwester war, als auch die Patienten mit Essen versorgte.

„Wodurch, denken sie, haben sie die Verletzung am Schädel bekommen?“, fragte sie und ihr Blick fiel auf seinen Hinterkopf, der schrecklich geblutet hatte.

„Ich kann mich nicht mehr genau dran erinnern, aber ich denke, es muss passiert sein als Volde- ich meine natürlich Der, dessen Name nicht genannt werden darf, mich gegen die Wand schleuderte und sein Mistvieh Nagini auf mich hetzte.“ Er wusste, dass viele Menschen erschraken, wenn der Name des schwarzen Zauberers fiel und so besann er sich auf die geläufigste Umschreibung. Er selbst hatte ihn lange nur Den Dunklen Lord genannt, aber irgendwie war ihm sein Name so leicht über die Lippen gekommen, dass er ihn nur mit Mühe zurückgehalten hatte. Er wollte die Heilerin nicht verunsichern. Gerade gingen ihm Dumbledores Worte durch den Kopf, die er dem jungen Potter schon in seinem ersten Jahr eingetrichtert hatte.

„Sie können seinen Namen ruhig aussprechen. Ich finde, die Angst vor dem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst“, sagte sie lächelnd. Als der Professor sich erschrocken zu ihr umdrehte, sah sie, dass er wohl genau das gleiche gedacht haben musste. Sie schob ihn vorsichtig weiter und blickte dem immer noch umgedrehten Mann in die Augen…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt