Schwarze Nacht

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Kapitel 3

…Sie wollte wegsehen doch es ging nicht. Es fühlte sich so an, als wären ihre Blicke miteinander verschmolzen. Wie vorhin in der Heulenden Hütte, als es ihr kurz so vorkam, als wäre die Zeit um sie herum stehen geblieben. Sie wusste, dass das dumm war aber seine Augen...Seine Augen waren so schwarz, wie die tiefste Nacht und für einen Augenblick verlor sie sich in darin. Sie konnte so viel Unsicherheit darin erkennen, so viel Schmerz, Angst und Trauer. Nein, sie musste keine Legilimentik anwenden um herauszufinden wie es einer Person ging. Es lag alles an ihrem Blut. Es war dafür da, Menschen zu helfen und es  half ihr hinter ihre Mauern zu blicken. Sententia wusste, dass es unschicklich war, ihren Patienten so anzustarren, doch auch er blickte sie an.

Sie fragte sich was er wohl gerade dachte und als hätte er ihre Gedanken gelesen antwortete er: „Ihre Augen… Sie haben ein schönes Muster.“ Erschrocken darüber, was er gerade gesagt hatte, drehte er sich abrupt um und versuchte aus dem Rollstuhl zu fliehen. 'Was bei Salazar ist nur in mich gefahren? Wieso zur Hölle sage ich so etwas?', dachte er sich. Dann merkte er wie der Schwindel ihn zurück in den Rollstuhl drückte und er versuchte nicht wieder aufzustehen. Er stützte seinen rechten Arm auf der Armlehne ab und presste die Handfläche gegen seine Stirn, da ihn ein plötzlicher Kopfschmerz durchzog.

„Kopfschmerzen? Das wird in den nächsten Tagen öfter auftreten. Ich kann ihnen dagegen einen Trank geben.“ Sie stoppten vor einem Zimmer, die Heilerin sperrte die Tür mit einem „Alohomora“ und einem Zauberstabschwenk auf und half Severus, sich auf das Bett zu setzten. Sie lächelte. Während sie sich fast wieder in seinen Augen verlor, fügte sie hinzu „Sie sollten sich ausruhen, sie wirken sehr erschöpft. Ich hole eben den Trank. Bin gleich zurück.“
Sie verschwand durch die Tür.

Während sie den Gang entlang, zum Tränkeraum ging, saß Severus auf dem Bett und dachte darüber nach, wie es den anderen wohl gerade ginge. Waren die Kinder noch am Leben? Konnten sie Voldemort vernichten?  War er vielleicht schon besiegt, oder waren sie geschlagen und der dunkle Lord hatte bereits die Macht an sich gerissen? Er fühlte sich schrecklich hilflos. Er wollte etwas tun und musste das auch, aber er konnte nicht. Nicht in seinem jetzigen Zustand.

Weiter kam er im Gedanken nicht, denn die Heilerin war mit einem Glasfläschchen zurückgekehrt, welches einen langen, kunstvoll verzierten Flaschenhals und einen zylinderförmigern Körper hatte. In ihm befand sich eine türkise Flüssigkeit.

„Hier, trinken sie das. Es hilft gegen Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel.“  Er nahm den Trank, öffnete den Deckel und roch daran.

„Ein Concussio-Trank. Ingwer, Pfefferminz, Waldmeister und Murtlap-Essenz, nicht wahr?⁵“, fragte er.

Sie nickte und fügte überrascht hinzu: „Ich wusste nicht, dass sie sich mit Tränken auskennen.“

„Ich bin Lehrer für Zaubertränke in Hogwarts oder war es zumindest solange bis vor einiger Zeit.“ Abwesend blickte er in die Leere. Ob es noch ein Hogwarts geben würde, wenn er hier raus kam? Wie viele seiner Schüler wohl noch am Leben waren? Ob er dort wieder unterrichten durfte, wenn der Krieg vorbei ist? Eher nicht. er war ein Geächteter, ein Verhasster.

„Wir haben hier drei Hauselfen, Trixie, Miria und Pixa, die sie einfach rufen können, wenn sie etwas brauchen“, unterbrach die Heilerin seine Gedanken, zögerte eine winzige Sekunde, als sie merkte, wie er sie mit leicht zusammengekniffen Augen ansah. Dann schwenkte sie ihren Zauberstab und ein kleines Glöckchen aus lila-getöntem Metall erschien in ihrer Hand⁶. Unbeirrt fuhr sie fort: „Wenn sie mich brauchen, klingeln sie.“ Dann stellte Sententia das Glöckchen auf den Nachttisch, bedeutete Severus mit angehobener Augenbraue, den Trank zu trinken und öffnete die Tür.

„Ach übrigens: Sie haben auch schöne Augen“, meinte sie, schloss die Tür mit einem Lächeln hinter sich und hinterließ einen völlig verdutzten Professor. Hatte sie gerade sein Kompliment von vorhin erwidert? Er hatte noch nie ein Kompliment über sein Aussehen bekommen, was daran lag, dass es ihn selbst nicht kümmerte, wie er aussah. Ein letztes Mal rief er sich ihre Worte ins Gedächtnis und überlegte noch kurz, wie er die Zauberer in Hogwarts unterstützen konnte. Er stellte aber schnell fest, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und lehnte er sich erschöpft zurück.

Eine kleine Pause würde ihm gut tun, dann schloss er die Augen und fiel in einen unruhigen Schlaf…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt