Vertraute Gesichter

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Kapitel 8

...Die Hexe begab sich in einen großen Raum, der überhäuft war von Feldbetten und Tragen, auf denen Verwundete lagen. Ein Schrei tönte aus der Ecke. Sofort stürmte die Heilerin dem Geräusch entgegen. Sie sah einen blutüberströmten  jungen Mann mit einer wirklich schrecklichen Bisswunde am Bein.

„Hilfe! Helfen sie mir! Oh Gott es tut so weh!“, schrie er. In Gedanken ging sie alle Möglichkeiten durch, das Leben des Mannes zu retten.

„Alice! Wir brauchen etwas um den Blutfluss zu stoppen! Eine Binde, ein Tuch, Irgendwas! Sir wie heißen sie?“, fragte sie und der Mann presste „Thomas Clance!“, als Antwort hervor.

„Okay, Thomas. Hören sie gut zu. Sie werden das hier schaffen. Bleiben sie ruhig und versuchen sie sich auf meine Stimme zu konzentrieren.“ Er nickte während er sich auf die Lippe biss und lehnte sich zurück auf die Trage. Sententia begutachtete den Biss während sie ihm erzählte, wie verschiedenste Kristalle auf das Verhalten von Menschen wirkten. Das war das erste, was ihr einfiel, aber es schien zu helfen, denn Thomas wirkte weniger angespannt. Werwolf! Natürlich. Von allen Tieren, das gegen dessen Biss es noch keine Behandlung gibt.

Alice, die Krankenschwester, war mit mehreren riesigen Binden herbeigeeilt und begann den unter Qualen leidenden Mann zu verbinden, während Sententia ihn festhielt. Als sie damit fertig waren, schickte die Heilerin Alice los um einige Tränke gegen die Schmerzen zu bringen. Sofort rannte sie zu dem großen Schrank am anderen Ende des Raumes und griff nach den Tränken.

„Thomas, ruhen sie sich aus und versuchen sie zu schlafen. Das wird wieder.“, sagte die Heilerin nachdem sie ihm die Tränke verabreicht hatte, dann wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und verließ den Raum.

Sie musste nach Severus sehen. Ob er wohl schon fertig ist?, dachte sie gerade, als er auch schon um die Ecke bog.

„Severus! Da sind sie ja. Wir brauchen unbedingt die Wolfsbanntränke! Heute noch. In genau einer Woche ist Vollmond und wir werden die Gebissenen noch länger dabehalten müssen, die meisten sind sehr schwer verletzt.*“

„Ja, ich hab sie doch schon fertig. Ich hab auch einen kleinen Vorrat angelegt.“ Er drückte ihr fünf Flaschen in die Hand und schob sie dann, mit weiteren zehn Flaschen, die er unter den Arm geklemmt hatte, in den Raum zurück, in dem sich die Gebissenen befanden.

Er sah viele bekannte Gesichter. Hauptsächlich Schüler, unter ihnen auch Lavender Brown, welche in blutgetränkter Kleidung auf einem Krankenbett lag und unsicher um sich schaute. Als ihr Blick auf die Gestalt an der Tür fiel, zog sie ihre Augenbrauen überrascht zusammen. Sie versuchte sich aufzusetzen und als die Heilerin das sah, stieß sie Severus leicht mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Nun gehen sie schon zu ihr hin. Geben sie ihr den Trank.“, meinte sie und drückte ihn in die Richtung des Mädchens. Widerwillig ging er ein paar Schritte auf sie zu und blieb dann neben ihrem Krankenbett stehen.

„Pro…Professor… Sie leben…“

„5 Punkte für Gryffindor, weil sie das offensichtliche erkannt haben“, sagte er leicht spöttisch.

Lavender verdrehte die Augen, presste dann aber ein „Wollen sie sich nicht setzen? “ hervor und deutete auf den Stuhl neben ihrem Bett. Severus, den schon wieder ein Schwindel überkam, ließ sich mit hochgezogener Augenbraue und seine Maske wahrend, auf dem Stuhl nieder. „Ich dachte sie wären tot…Hermine hat das erzählt. Sie sagte, sie wären von Nagini getötet worden.“

„Das hätte sie wohl gerne. Offensichtlich erzählt Miss Granger Unsinn. Man hat mich noch rechtzeitig gefunden. Knapp aber rechtzeitig...“ Dann zwang er sich zu einem „Und wie geht es Ihnen? Ich nehme an es war Greyback, der sie gebissen hat?“

„Ja er war es. Hermine hat ihn getötet. Es tut noch weh und ich hab Kopfschmerzen aber wenigstens bin ich noch am Leben. Colin Creevey und Fred Weasley sind tot. Professor Firenze müsste auch hier sein. Oder im St. Mungos.“ Severus nickte leicht.

Er ließ sich nichts anmerken aber natürlich traf der Tod der jungen Schüler auch ihn. Wieso hatte er überlebt und nicht Fred? Warum hatte man ihn rechtzeitig gefunden und nicht Colin?
Dann schüttelte er den Kopf, als ob er so diese Gedanken loswerden könnte und sagte zu Lavender: „Das hier ist ein Wolfsbanntrank. Es war ein Projekt an dem einige Tränkemeister und ich arbeiteten bevor der Krieg ausbrach. Er schmeckt scheußlich und darf nicht mit Zucker gemischt werden, da er sonst seine Wirkung verliert, aber es hilft ihnen sich zu kontrollieren, wenn sie sich verwandelt haben. Sie werden eine Woche vor Vollmond damit beginnen müssen, jeden Tag einen Becher davon zu trinken. Und heute ist der erste.“

Er streckte Lavender einen Becher, den er während er sprach mit der dampfenden Flüssigkeit gefüllt hatte, hin und achtete darauf, dass sie auch ja alles austrank. Das Mädchen verzog angewidert das Gesicht.

„Bah! Das ist das widerlichste, das ich je getrunken habe.“

„Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Zumindest bis es einen Heiltrank gegen die Lykanthropie gibt.“

Er stand auf und wollte schon zum nächsten Bett gehen, als Lavender meinte: „Professor? Tut es weh? Sich zu verwandeln, meine ich?“ Severus drehte sich um.

„Miss Brown es tut weh. Aber sie werden es schaffen. Sagen sie niemandem, dass ich am Leben bin.“ Dann wandte er sich dem nächsten Patient zu.

Nachdem die meisten versorgt waren, ging Severus in den Raum neben an, indem Kaffee und Tee für die Helfenden bereitgestellt war. Die Bisswunde schmerzte schrecklich, aber er konnte die Heilerin oder einen ihrer Gehilfen jetzt nicht stören. Er musste wohl gleich in sein Zimmer gehen und einen Trank gegen die Schmerzen holen, denn dort hatte er welche von denen gebunkert, die er heute gemacht hatte. Er trank seinen Kaffee aus und ging zur Tür, und gerade als er die Türklinke runterdrücken wollte, ging sie von selbst auf und Sententia stand vor ihm.

„Oh Hallo, Severus. Sie habe ich gesucht. Ich wollte ihnen mitteilen, dass die meisten versorgt sind und sie uns nicht mehr helfen brauchen. Sie können gerne in den Gemeinschaftsraum oder in die Cafeteria gehen."

„Ich wollte eigentlich in mein Zimmer und mich ein wenig ausruhen. Ich fühle mich nicht besonders.“

„Soll ich sie begleiten? Sie wirken etwas blass.“ Severus schüttelte den Kopf. Er wollte keine Hilfe und schon gar nicht wollte er weich wirken. Hatte er doch schon so viele Kämpfe überlebt, hatte er es doch geschafft sich überall Respekt zu verschaffen. Nein er würde doch wohl noch alleine in sein Zimmer gehen können.

„Sind sie sicher?“, fragte sie noch einmal, doch er meinte bloß: „Ich werde es ja wohl noch zwei Treppen nach oben schaffen.“ Mit diesen Worten drängte er sich an der Frau vorbei.

Sie war ihm nicht böse oder enttäuscht, aber sie fürchtete, dass irgendetwas passieren würde, denn sie hatte es schon öfter erlebt, dass ihre unguten Gefühle bestätigt wurden. Doch sie wusste auch, dass Severus, nun ja, eine Person für sich war und etwas mürrisch sein konnte. Ich meine wer nimmt schon Erdbeeren ohne Zucker?, dachte sie, aber sie fühlte, dass er tief im inneren ganz anders war als er vorgab zu sein.

„Severus!“, rief sie ihm hinterher und er drehte sich am Ende des Ganges um. „Ich sehe nachher nochmal nach ihnen.“
Missmutig nickte er ihr zu und machte eine Kopfbewegung als er sich wieder umdrehte, die seine Haare über die Schulter zurückwarf. Sententia musste unweigerlich lächeln. Er war wirklich eine interessante Person und das meinte sie auf einer guten Art…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt