Gute Nachricht

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Kapitel 7

„Guten Morgen! Wie geht es ihnen?“, begrüßte ihn die Heilerin.

„Es ging mir schonmal besser. Aber ich werde es überstehen.“

„Gut. Kommen sie bitte zu mir wenn es Ihnen nicht gut geht.“

Severus kräuselte zur Antwort nur die Lippen.

Sie wechselte das Thema. „Wie ich sehe haben sie bereits unser neues Bad benutzt. Sie wurden alle erst vor einer Woche renoviert. Setzten sie sich doch." Mit einer hochgezogener Augenbraue ließ er sich auf den freien Platz ihr gegenüber sinken.

"Ich möchte mich für die nächtliche Störung entschuldigen. Ich hatte mich nicht unter Kontrolle."

„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Ich hatte auch eine Phase in der ich viele Albträume hatte. Ich hätte mir damals wirklich gewünscht, dass ein Freund da wäre, der mich in den Arm nimmt.“

„Wo waren ihre Freunde und ihre Familie, wenn ich fragen darf?“

„Dürfen Sie. Nun ja, meine Freundin war für mich da, aber es gab Zeiten da konnte sie es einfach nicht. Meine Mutter lebt in Wales und mein Vater ist einige Wochen vor meinem siebten Geburtstag gegangen. Meine Mutter und ich sind dann sehr viel gereist und oft umgezogen. Ich war 3 Jahre lang in Hogwarts, danach 2 in Beauxbatons und meine Abschlussjahre habe ich in Ilvermorny verbracht. Wo waren sie?"

„Hogwarts. Sieben Jahre lang. Dann bin ich dort als Tränkemeister geblieben, bis ich zuletzt eine Stelle als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste bekommen habe.“

„Und dann kam der Krieg...“ „Ja. Wo waren sie während der Schlacht?“

„Hier. Ich war aber auch mal kurz in Hogwarts und habe Madam Pomfrey geholfen. Sie hat viele Patienten, die von Werwölfen wie Fenrir gebissen oder von starken schwarzmagischen Flüchen getroffen wurden zu mir geschickt. Auch Arthur Weasley war hier bevor er ins St. Mungos verlegt wurde.“

Eine der Hauselfen, die sich als Trixie herausstellte, überreichte Sententia den Tagespropheten. Sie überflog den Titel auf der ersten Seite, sprang auf und las laut:

Der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf besiegt
-Schlacht um Hogwarts gewonnen-
Der Schwarzmagier Tom Riddle, genannt Voldemort, wurde am frühen Morgen von Harry Potter getötet, nachdem alle Seelensplitter zerstört wurden. Wir beklagen zahlreiche Verluste an den Zauberern und Hexen von Hogwarts und an Außenstehenden. Weiterhin gelten viele der Beteiligten und deren Familien als vermisst. Die Todesser wurden nach Askaban gebracht und alle Verletzten in umliegende Kliniken und Hilfsstationen eingeliefert. Wir danken allen helfenden Zauberern und teilen den Familien, die Verluste erlitten haben unser aufrichtigstes Beileid mit.

Um den Tisch der Heilerin wurde es sehr leise, dann brach tosender Applaus aus, der durch freudvolle Jubelrufe unterstützt wurde.
Es war vorbei, es hatte sein Ende. Endlich.

Severus musterte die Heilerin, die gerade von Polly herzlich umarmt wurde. Sie wirkte selbstbewusst und fröhlich, doch irgendetwas müdes, sehnsüchtiges trübte ihre erleichterte Mine. Sie ließen sich wieder auf den Stühlen nieder, denn wie alle anderen war auch er aufgesprungen, nachdem er die gute Nachricht gehört hatte.

Sententia legte ihre Hand auf Severus´, die er auf dem Tisch abgelegt hatte. Der Professor zuckte zusammen. Niemand hatte ihn nach Lily, mehr so berührt. Diese Berührung löste etwas in ihm aus, das sein Herz, von dem er dachte, dass es mittlerweile versteinert war, zum bröckeln brachte. Und ihre Hand blieb einfach auf seiner liegen. Sie hatte keine Angst vor ihm. Severus sah in ihre Augen und auch sie sah ihn an. Sie verharrten so einen Moment und wieder schien die Zeit langsamer als normalerweise zu vergehen. Schließlich löste sie sich lächelnd von ihm und machte eine Kopfbewegung zum Buffet rüber.

„Sie haben noch nicht gegessen?“, fragte Severus etwas verwundert.

„Nein. Es war nur noch der Platz an meinem Tisch frei und sie hätten sich ja doch irgendwo dazu setzten müssen. Warum dann nicht zu einem vertrauten Gesicht? Es wäre unhöflich gewesen, hätte ich schon gegessen. Zudem wollte ich auf sie warten.“

„Das wäre nicht nötig gewesen.“ 

Severus nahm sich ein trockenes Brötchen und Sententia häufte sich zuerst Erdbeeren in ein Schälchen und streute Zucker drauf, was aber in Zucker mit Erdbeeren, anstatt Erdbeeren mit Zucker endete. Beide füllten sich Kaffee in ihre Tassen, dann eilten sie zurück an ihren Tisch und schlangen schnell ihr Frühstück herunter, denn in wenigen Minuten würde die Klinik mit Patienten gefüllt sein und Sententia hätte alle Hände voll zu tun.

Und Severus würde ihr helfen und Tränke brauen. So viel war er ihr schuldig und so konnte er wenigstens sein Fehlen in dem letzten Teil der Schlacht wieder etwas gutmachen.

Und schon ertönte ein Klingeln in der Cafeteria.

„Sie sind da!“, rief die Heilerin und stürzte mit dem Glas voll Kürbissaft in Richtung Tür. Sententia kippte den letzten Schluck runter und stellte die Tasse während einer geschickten Drehung auf den Tisch ab, der neben der Tür stand.

Severus, der seinen Kaffee noch am Tisch ausgetrunken hatte, schritt ihr zügig hinterher und erwische gerade noch die Tasse der Frau, welches halb auf der Tischkante stand und herunterzufallen drohte. Dann folgte der Zauberer der Hexe, die bereits auf den Gang gestürmt war.

„Oh Gott, das sind mehr als ich erwartet habe…“, murmelte sie, so leise, dass nur Severus sie hören konnte. „Die Zaubertränke werden uns ausgehen.“

„Wo stellt ihr sie her?“, fragte der Professor.

„Die Treppe runter, Zimmer 394.“

„Ich brauche etwas Zeit. Welche fehlen?“

„Die Concussio-Tränke sind fast leer und ich denke wir werden auch einige Wolfsbanntränke brauchen.“

„Sie denken, dass es viele Gebissene gibt?“

„Ja“, antwortete sie knapp und schob ihn ein Stück den Gang entlang Richtung Treppe. „Und Severus… Überanstrengen sie sich nicht. Ich weiß, dass sie helfen möchten, aber ich konnte die Vergiftung vorerst nur vorübergehend stoppen. Sie benötigen noch mehr Behandlungen. Der Schwindel rührt nicht nur von der Gehirnerschütterung her. Das Gift wirkt eben doch noch ein wenig. Wenn sich irgendetwas an ihrer Verfassung ändert, kommen sie bitte zu mir.“
Der Gang war voll mit Tragen auf denen Zauberer und Hexen lagen, welche verwundet wurden und es wimmelte nur so von besorgten Müttern, die die Hand ihres Sohnes hielten und Vätern, die versuchten die Medihexen und Heiler der Klinik, dazu zu bringen, sich zu beeilen. Sententia lotste Heiler und Krankenschwestern in große Räume auf verschiedenen Stockwerken, die in Kategorien wie „Werwolf“ oder „Schlangengift“ unterteilt waren. Die Räume in den jeweiligen Stockwerken, die sich am nächsten an der Treppe befanden, beinhalteten Patienten, die dringender Hilfe brauchten als die, die kleinere Wunden hatten und somit an den Enden der Gänge lagen.

Während die Heilerin alle Hände voll zu tun hatte, Verletzungen zu versorgen und Mütter und Väter dazu zu drängen, die Ruhe zu bewahren, da sie nicht auch noch eine Station für Herzinfarkte freimachen wollte, hatte sich Severus zu Raum 394 begeben und stand nun in einem düsteren Zimmer.

Als sich seine Augen an die nahezu vollkommene Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er sich in dem Raum um. Alle Wände waren bebaut mit Regalen, die bis zur Decke reichten. In dem breitesten, der Tür gegenüber, hatte man alle möglichen Zutaten verstaut und sonstige Utensilien, die zum Brauen benötigt wurden. In der Mitte des Regals war auch ein Kamin eingelassen, in welchem trockenes Holz vor sich hin glimmte. Auf der Seite links der Tür stand ein großer Tisch, auf dem sich zwei riesige Kessel befanden, mit einem Stuhl dahinter. Die rechte Seite des Zimmers war gefüllt mit einem massigen Sofa und die Wand dahinter bestand aus Büchern. Severus wollte mit dem Wolfsbanntrank beginnen, wusste er doch, dass dieser der schwierigste war und am längsten dauern würde.

Der Tränkemeister ging zum Regal mit den Zutaten und suchte etwas Blutegel, Werwolfshaar und Eisenhut heraus, dann nahm er das Gefäß auf welchem „Flubberwurmschleim“ in geschnörkelten Buchstaben stand und griff noch nach dem Beutelchen in dem sich einige Mondsteine befanden. Die Sachen unter den Arm geklemmt, setzte er sich an den Tisch und breitete alles auf seiner Oberfläche aus. Dann machte er sich ans Brauen…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt