Vollmondnacht

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Kapitel 18

Am Freitag geschah nicht sonderlich viel; es war immer noch viel los und es wurden auch neue Patienten eingeliefert, aber so langsam verebbte der Strom. In der Früh wurde Severus von einem Klopfen an der Fensterscheibe seines Zimmers geweckt. Eine kleine graue Eule saß auf dem Fenstersims und hielt einen Brief, der an Severus Snape adressiert war, im Schnabel.

Sehr geehrter Mr Snape,
Wie wir am Montag bereits mitgeteilt haben, werden wir bald heiraten. Wir haben uns letztendlich entschieden, den 11. 6. nächsten Jahres als Datum zu nehmen. Es findet in Bristol statt und wir werden den Kamin in der Cafeteria mit dem in Pauls Haus verbinden. Wir würden uns sehr über ihr Kommen freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Alice und Paul

Severus war zunächst überrascht, denn mit einer Einladung hatte er nicht gerechnet, zumal er die letzten Tage nicht daran gedacht hatte. Seine Mundwinkel zuckten sogar ein klein wenig nach oben. Er war nur einmal auf einer Hochzeit gewesen. Die von Narzissa und Lucius. Damals fand er es wirklich schön, aber gerade bemerkte er wie eisig und steif es eigentlich gewesen war. Doch die beiden waren glücklich miteinander. Das wusste er sicher. Und auch wenn Lucius oft kalt gegenüber Draco schien, liebte er seinen Sohn sehr und war stolz auf ihn. Severus hoffte, dass Lucius das Draco auch einmal sagen würde.

Nach dem Frühstück ging er in den Tränkeraum um die Vorräte weiter aufzustocken. Er fragte sich zum wiederholten Mal, wer sich darum gekümmert hat, bevor er gekommen war, oder ob sich überhaupt jemand darum gekümmert hatte, denn es fehlten ganz grundsätzliche Sachen, wie Skele-Wachs oder Aufpäppeltränke. Nach dem Abendessen arbeiteten er und Sententia bis spät in die Nacht hinein an dem Gegenmittel gegen Lykanthropie und wenn die beiden am Samstag während ihrer Arbeit Pausen machten, fand man sie nur lesend oder in Gesprächen über das Brauen vertieft an. 

Der Sonntag und die damit einhergehende Vollmondnacht kamen schneller als erwartet. Man spürte deutlich die Anspannung der anderen Patienten, aber auch die der Angestellten. Die Heiler hechteten umher, versuchten alles vorzubereiten, letzte Vorkehrungen zu treffen und ehe man sich versah, war es Zeit, die Lykanthropie- Kranken in die für sie vorgesehene Halle zu führen. Die Halle war so groß dass zweiundzwanzig Werwölfe und zwei Wächter gerade so Platz hatten und ein schwarzer Klebebandstreifen markierte die Grenze von der der Raum durch einen Bannkreis in zwei Teile geteilt wurde. Sententia hatte dafür gesorgt, dass der Bannkreis so variiert wurde, dass man mit einem einfachen Zauber eine kleine Lücke schaffen konnte um aggressive Wesen von den anderen zu trennen.

Und dann geschah es;

Um Punkt 11 Uhr, die erste Schicht übernahmen Alice und Paul, ertönte ein Schrei. Er ging aus von einer Gebissenen namens Christine Vogler. Ihr Körper begann sich ungewöhnlich stark zu verkrümmen und zu strecken, ihre Beine bogen sich und aus ihrer Haut sprießten dunkle Haare. Bald konnte man ihre Haut nicht mehr sehen. Christines Kopf verzerrte sich und verlor jegliche Form die an einen Menschen hätte erinnern können. Zusammengekauert blieb der Wolf am Boden liegen. Die anderen Patienten hatten der Verwandlung angsterfüllt zugesehen und begannen hektisch und vor allem verzweifelt in dem Raum herum zu irren. Weitere Schreie zerrissen die angespannte Stimmung, die in der Halle herrschte.

Thomas Clance wurde von Sententia im Gegensatz zu den anderen in einen extra Raum gebracht. Er war allein im Raum, aber die Heilerin war die ganze Zeit da und saß vor der Tür im Gang. Diese war zwar mit einigen Schutzzaubern verriegelt, hatte aber ein großes Guckloch, durch das die Frau schauen konnte. Noch hatte Thomas nicht begonnen seine Werwolfs Gestalt anzunehmen, aber das war nur noch eine Frage von Minuten. Sententia versuchte ihn zu beruhigen, denn er hinkte den Raum hoch und runter.

„Thomas ganz ruhig. Das ist nicht gut für ihr Bein. Setzen Sie sich hin.“

„Oh Gott hören Sie doch. Das wird höllisch weh tun.“ Thomas hatte sich zwar mittlerweile in die Ecke gekauert, zappelte aber unruhig hin und her, sprach sich selbst Mut zu und versuchte sich angestrengt auf seine Atmung zu konzentrieren.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt