Grace Lavender

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Kapitel 33

Es war bereits drei Uhr Nachmittags als Severus und Sententia in der Eingangshalle der Klinik standen und darauf warteten, dass sich Richard von Polly und den anderen verabschiedet hatte. Er würde eine Zeit lang bei Grace bleiben, bevor er sich wieder an die Forschung mit Demeter und Obsidian machen würde.

„Wir können los. Ich hab alles“, verkündete er, während er einen Koffer hinter sich her schleifend auf sie zukam.

„Na dann los. Richard, du zuerst“, sagte die Heilerin und streckte ihm eine Schüssel mit Flohpulver entgegen, in die er griff, sie in die Flammen warf und mit den Worten: „Wye Valley Chalet“ verschwand.

„Interessanter Name für ein Haus“, meinte Severus.

„Es wird dir gefallen. Komm schon“, erwiderte Sententia und streckte nun Severus die Schüssel entgegen. Er zog die Augenbraue hoch, nahm das Pulver und verschwand ebenfalls durch den Kamin zu dem Ort namens Wye Valley Chalet.

Er spürte, wie er herumgewirbelt wurde und wenige Augenblicke später wieder festen Boden unter den Füßen hatte.

Er stand in einem Wohnzimmer vor einem Tisch und zwei Sesseln und einem Sofa. Sein Blick viel durch den Raum in eine Küche mit großem Fenster, das von weißen Vorhängen umrahmt wurde. Ein Schluchzen rührte von einer Frau her, die in etwa in dem selben Alter war wie Severus Mutter sein müsste, wenn sie denn noch lebte. Sie hielt Richard fest an sich gedrückt, bis sie Severus bemerkte und sich löste. Sie sah so aus wie Sententia, nur etwas älter, und sie hatte die selben dunkelblauen Augen mit hellen Sprenkeln, die man schon über mehrere Meter erkennen konnte. Allerdings waren ihre Sprenkel nicht so stark wie Sententias.

„Hallo“, sagte sie, während sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischte und auf ihn zukam um ihm die Hand zu schütteln. „Severus Snape, nicht wahr? Grace. Es freut mich wirklich sehr, sie endlich kennen zu lernen.“

„Freut mich auch“, sagte Severus und zwang sich zu einem Lächeln, um nicht ganz so unsympathisch rüberzukommen wie er sonst auf andere wirkte.
Mit einem fegenden Geräusch erschien Sententia im Kamin.

„Mum“, rief sie und umarmte sie herzlich.

„Sententia, danke, dass du ihn zurückgebracht hast“, sagte Grace.

„Ohne Severus hätte ich das nie geschafft. Er hat die Kiste mit dem Hinweis gefunden“, erwiderte Sententia mit einem Blick auf Severus, in dem so viel Stolz und Vertrauen lag wie man es nur selten sehen konnte.

„Tee, oh ja, setzt euch doch“, meinte Grace mit einem Ausdruck von Zerstreuung und deutet auf die Sessel, während sie in die Küche ging, um kurze Zeit später mit einem Apfelkuchen auf der einen Hand und einer Kanne Tee in der anderen zurückzukehren und sich selbst neben Richard auf dem Sofa nieder zu lassen. Vier reichlich verzierte Porzellantassen schwebten wie von Zauberhand auf den Tisch und verteilten sich und mit einem Schnipsen ihres Zauberstabs flog die Teekanne in die Höhe und befüllte die Tassen mit Schwarzem Tee. Mit einem weiteren purzelten Stücke des Kuchens auf die ebenfalls aus Porzellan gemachten Teller und mit einer dritten Bewegung zischte ein Kännchen Milch durch die Küchentür.
„Richard, was zur Hölle hat dich nach Rumänien getrieben?“, fragte sie schließlich.

„Ein Handel“, erwiderte er.

„Natürlich. Zutaten?“ Richard nickte. „Und was ist schiefgegangen?“

„Ich habe dir doch von dem Projekt erzählt, das mit den Liggeris. Wir brauchten Feuersalamanderblut und Jobberknollfedern und Kruoris hat sie uns für einen Spottpreis angeboten. Mein Gott, ich hätte gleich darauf kommen sollen, dass da etwas nicht stimmt.“ Er presste die Augen zusammen, bevor er fortfuhr: „Er hat mich nach Blutroth bestellt und ich bin gegangen. Ich dachte nicht, dass es lange dauern würde, deshalb wollte ich kein Drama darum machen. Es ist ja nicht so, dass ich selten mal für ein paar Tage verschwunden bin. In Blutroth bekam ich die Nachricht, ihm wäre etwas dazwischengekommen und ich möge doch nach Iașu kommen und dort hat er mich gefangen und in sein Schloss verschleppt.“

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt