Das Geheimnis um Richard Hope

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Kapitel 19

Am Montag nach der Vollmondnacht konnte Sententia veranlassen, dass die Familien einiger Patienten diese am Mittwoch besuchen konnten. Dafür hatte sie noch vor dem Frühstück mit der Leiterin des St. Mungos gesprochen, sie solle sie per Kamin in die Lavender schicken. Thomas Blutvergiftung konnte durch den Beschleuniger gut abheilen, die Heilerin wollte ihn aber dennoch noch 2 Tage dabehalten. Zum Frühstück brachte sie Severus den Wohnungsschlüssel mit. Er sah sehr alt aus, war ungewöhnlich Dick und der Griff war angerostet, aber darunter strahlte er golden. An einer rostfreien Stelle war „R.H“ eingraviert.

„Die Wohnung hat unserem alten Tränkemeister gehört. Nun nach seinem Verschwinden habe ich es nicht übers Herz gebracht, die Zimmer zu betreten.“

Severus sperrte die Tür auf, zu welcher die Frau ihn nach dem Essen geführt hatte. Die Gravur änderte sich in dem Moment, als er den Schlüssel nach links drehte, von „R.H“ zu „S.S“.

In dieser und der darüber liegenden Etage befanden sich die Wohnungen der Angestellten. Es waren 4-Zimmerwohnungen –Bad, Schlaf-, Ess- und Wohnzimmer- die Fenster auf der  Seite des Ganges und welche, die nach draußen zeigten, hatten. Severus Wohnung sah so aus, als hätte sie schon länger niemand mehr betreten. Staub hatte sich auf den Möbel abgesetzt und es lagen einige private Sachen im Raum –das Wohnzimmer- herum. Das Wohnzimmer schien gleichzeitig als private Küche dienen zu müssen, denn es gab Ofen, Spüle, Kühlschrank, Herd und zu Severus Erleichterung auch eine Kaffeemaschine³², aber dafür war es groß genug. Die Regale an den Wänden waren gefüllt mit ordentlich sortierten Büchern, doch auf dem Boden stapelten sich Kisten.

„Weshalb haben sie die Sachen behalten?“, wollte Severus wissen.

„Er hat keine Familie und auch sonst kaum Bekannte außer mich. Nach meinem Abschluss sind Mum und ich nach England zurückgezogen und haben die Klinik und das Lavenderhaus gebaut. Während meinem Studium hat sie sie geleitet und dann mir übergeben. Er und Polly waren ihre ersten Angestellten. Ich konnte sein Zeug nicht wegwerfen. Sehen sie, in jedem einzelnen Stück“, sie zog ein Foto aus dem Deckel eines Buches, „steckt eine Geschichte.“

Sie reichte Severus das Bild. Es zeigte eine deutlich jüngere Version der Heilerin, höchstens 20, die neben einem älteren Mann, einer dicklichen Frau mit riesiger Cat-Eye Brille und einer weiteren mit langen braunen Haaren vor der Klinik stand und in die Kamera winkte. Fast hätte er sie nicht erkannt, aber diese Augen… Die würde er immer erkennen.

„Wie hieß er?“, fragte er schließlich.

„Er heißt Richard. Richard Hope", antwortete Sententia.

„Richard Hope... Er hat 'Das Trankbuch' geschrieben", stellte Severus fest. Hope hatte noch einige andere Sachen geschrieben, aber er war sich sicher, dass dieses das bekannteste war.

„Ja, das hat er. Er ist ein guter Mann.“

„Sie denken, er lebt noch?“

„Das hoffe ich. Man sollte die Hoffnung niemals aufgeben.“ Auch wenn einen die Ungewissheit zerfrisst, fügte sie in Gedanken hinzu. Selbst nach einem Jahr vermisste sie ihn schrecklich. Er war ihr Freund und Mentor, die Person, die ihr den Vater knapp 15 Jahre lang ersetzt hatte. Sie wusste ja, dass er immer herumreisen wollte, aber sie dachte nicht, dass er so lange gehen würde ohne sich zu verabschieden. Sie wollte nur wissen warum.

Severus, der schräg hinter ihr gestanden hatte, war neben sie getreten und sah den leeren Ausdruck in ihrem Gesicht. Er verstand die Gefühle der Heilerin, die gerade in ihr vorgingen, nur zu gut, hatte auch er die Freundin verloren, die die Fürsorge beider Eltern ersetzt hatte. Die Frau atmete tief ein und angestrengt wieder aus.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt