Gift & Gegengift

51 2 0
                                    

Kapitel 9

...Severus torkelte durch den düsteren menschenleeren Gang. Die Welt um ihn herum drehte sich und sein Blick war verschleiert. Er konnte seine Beine kaum spüren und seine Hände zitterten so sehr, dass er seinen Zauberstab nicht greifen konnte doch ihm wäre höchstwahrscheinlich auch kein wirksamer oder passender Zauberspruch eingefallen, da er gerade keinen einzigen klaren Gedanken fassen konnte. Der Zauberer stützte sich an den Wänden ab, zog sich weiter, griff sich an den Kopf, an den Hals, sah auf seine Hand, Blut…So viel Blut. Die Bisswunde war wieder aufgerissen. Er musste Hilfe holen oder zumindest sein Zimmer erreichen um die Glocke zu läuten. Da! Nur noch ein paar Meter, dann hatte er es geschafft. Doch gerade, als der Mann die Hand nach der Türklinke ausstrecken und sie herunter drücken wollte, sackten seine Beine unter ihm weg. Er schlug unsanft auf dem Boden auf. Sein ganzer Körper fühlte sich so leicht an doch sein Herz war noch schwerer als sonst und schien ihn nach unten zu drücken und ihn dort fest zu halten. 'Gut. Dann ruhen wir uns eben kurz aus.´, dachte er und schloss die Augen, die Hand immer noch auf die Wunde gepresst.

„Severus! Um Himmelswillen Severus! Bleiben sie wach!“, Sententia eilte so schnell sie konnte auf den Mann zu, in der rechten Hand hielt sie ihren Zauberstab und erleuchtete mit dem Lumos-Zauber den Weg vor sich. Severus hatte für wenige Minuten das Bewusstsein verloren. Sie kniete sich neben ihn und fühlte seinen Puls. Sehr schwach, aber vorhanden. Sie legte ihre Hand an seine Wange. „Severus. Bleiben sie bei mir. Geben sie nicht auf.“, das letzte sagte sie fast flehend. Schweiß perlte an der Stirn des Mannes, er hatte Fieber und zitterte. Er hatte jegliche Farbe im Gesicht verloren, doch seine Lider flatterten.

Langsam schlug er die Augen auf. Sie versuchten einen Punkt zu fixieren, starrten aber orientierungslos durch die Heilerin hindurch. Alles was er wahrnahm war verschwommen und trüb und dieser Schmerz, der seinen Körper vom Hals aus durchzog, war unerträglich.  „Ganz ruhig. Bewegen sie sich nicht. Können sie mich hören?“ Schwach, fast unmerklich nickte er. „Okay Severus. Hören sie zu. Das wird wieder. Denken sie, dass sie apparieren können?“, fragte sie und er antwortete mit einem „Ja“, so leise, dass es ihn wunderte, dass sie ihn überhaupt zu hören vermochte.

So schnell Sententia konnte, griff sie nach ihrem Zauberstab, den sie neben sich abgelegt hatte und eine Sekunde später fanden sich beide in einem schwach beleuchteten Raum wieder.

Im Hintergrund hörte Severus leise klassische Musik spielen. Es war ein Stück von Joseph Haydn einem Muggelkomponisten aus dem 18. Jahrhundert. Er hatte es schon mal irgendwo gehört und es entspannte ihn ein wenig. Sententia konnte sich immer besser konzentrieren wenn sie Musik hörten. Sie zog Severus, dem wegen des Apparierens ein wenig schlecht geworden war, vorsichtig nach oben und half ihm sich auf eine Art Untersuchungstisch zu legen, der sich in der Mitte des Raumes befand. Dann wandte sie sich ab und läutete eine erdbeerrote Glocke, welche auf einem Holztisch stand. Der Zauberer konnte im Augenwinkel erkennen, wie Alice sofort in der Tür erschien und auf die beiden zulief.

„Alice, wir brauchen dieses Gegengift, das wir für Mr. Weasley benutzt hatten, nochmal.“

„Aber das ist leer!“

„Ja, dann machen wir eben Neues! Wir wissen ja jetzt wie es geht“, rief die Heilerin hektisch. Sie hatte schreckliche Angst um das Leben des Zauberers, was ihr irgendwie seltsam vorkam, denn normalerweise schaffte sie es sonst auch die nötige professionelle Distanz zwischen sich und ihren Patienten zu wahren. Die panische Anstrengung zu überlegen, wie sie so schnell an die Zutaten, die für den Trank benötigt wurden, kommen sollte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Alice hatte einen Flakon aus der Tasche ihres roten Umhangs geholt.

„Sententia, warte“, sagte sie schnell, bevor die Heilerin versuchen konnte die Tränen fortzuwischen. Sententia verstand und ließ die Tränen von der Frau in dem Flakon aufsammeln. 

„Diptam und wir haben zum Glück einige Bezoarsteine hier“, meinte sie dann und ging zu einem Regal am Ende des Raumes, in welchen sich allerlei Tränke, Zutaten und Zauberbücher befanden. „Aber es fehlt noch etwas und ich hab keine Ahnung woher wir sie so schnell bekommen können. Wir brauchen ein Wunder und etwas Glück.“

Während sie Flaschen in verschiedenen Formen, bunte Beutel und große und kleine Gläser bei Seite schob um einen der Bezoarsteine zu greifen, die zu einem Haufen gestapelt wurden, ertönte plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch. Eine Art Melodie, so lieblich wie es nur von einem Geschöpf stammen konnte. Die Heilerin drehte sich um und erblickte das „Wunder“...

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt