Sanguinem veneni

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Kapitel 16

Die Heilerin war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie die Zeit ganz vergaß und als ihr Blick auf die Armbanduhr fiel, war es bereits um 7. Den Nachmittag hatte sie damit verbracht, die Lykanthropie-Patienten zu besuchen um ihnen zu erklären, wie die kommende Vollmondnacht ablaufen wird und um ihnen ihre Wolfsbanntränke zu bringen. Sententia klopfte an die Tür des letzten Patienten und wurde sofort herein gebeten. Auf dem Bett saß Thomas Clance, der Patient, den sie mit den Informationen über Edelsteine beruhigt hatte. Das Bett war im Gegensatz zu Severus' Zimmer auf der linken Seite und auch der Rest des Zimmers war gespiegelt, aber ansonsten waren sie identisch.

„Guten Tag, Mr Clance. Ist alles in Ordnung? Sie wirken so blass.“

„Ja. Äh nein...Ähm also…“ Der Mann atmete schnell. Sententia eilte zum Bett herüber und fühlte die Stirn des Mannes.

„Sie haben Fieber. Können sie mir sagen, welches Datum wir heute haben?“

„7.12 oder so? Oh nein, mein Sohn hat übermorgen Geburtstag und ich habe noch kein Geschenk!“

„Darf ich mir ihr Bein mal ansehen?“, die Heilerin hatte eine Vermutung, was dem Mann fehlte.

„Mein Bein? Warum wollen sie denn mein Bein sehen?“

„Sie haben eine Verletzung.“ Mit diesen Worten zog sie seine Jogginghose ein wenig hinauf. Die Wunde war in Mull eingebunden, welchen sie mit einem Zauberstabschwenk entfernte und das was sich darunter befand gefiel ihr gar nicht. Die Wunde war stark gerötet und eine ebenfalls rote Spur führte sein Bein bis zum Knie hinauf. „Eine Lymphangitis“, murmelte sie.

Lymphangitis, die Entzündung der Lymphbahnen. sie wies gemeinsam mit den anderen Symptomen höchstwahrscheinlich auf eine Blutvergiftung* hin.

Die Frau maß noch seinen Blutdruck, welcher viel zu niedrig war, dann sagte sie: „Mr Clance, ich fürchte sie haben eine Blutvergiftung. Die Verletzung muss sich irgendwie infiziert haben.“

„Eine Blutvergiftung? Werd ich denn rechtzeitig zu Ethans Geburtstag wieder draußen sein? Ich hab doch noch kein Geschenk…“

„Ethan, so heißt ihr Sohn, ja? Ein wundervoller Name. Keine Sorge, Sie werden rechtzeitig wieder draußen sein. Wir haben nämlich erst Anfang Mai, Sir.“

„Ah, Anfang Mai, gut, ich dachte schon.“

„Ich werde ihnen gleich ein Antibiotikum geben. Eine Dosis 'Sanguinem veneni'³⁰ wird das ganze beschleunigen. In ein paar Tagen sind sie wieder fit. Ich bin gleich wieder da.“ Thomas nickte und so verschwand die Heilerin nach draußen.

Wenige Minuten später klopfte sie an die Tür des Tränkeraums, welche Sekunden später von Severus geöffnet wurde.

„Hallo, Severus. Tut mir Leid, dass ich störe. Ich brauch nur kurz 2 Tränke, dann bin ich auch gleich wieder weg.“

„Sie stören nicht.“ Severus trat einen Schritt zur Seite.  Sein Hemd war voll mit Ruß und seine Haare waren verklebt. „Welche Tränke brauchen sie denn?“, fragte er und es schwang etwas Neugierde in seiner Stimme mit.

„Nur ein Antibiotikum und eine Dosis 'Sanguinem veneni´. Mein Patient hat sich eine Blutvergiftung zugezogen. Was ist denn mit ihnen passiert?“, fragte sie.

„Sanguinem veneni hab ich heute Vormittag neu gemacht. Sie waren fast leer. Hier.“ Severus ignorierte ihre Frage einfach und ging an der Frau vorbei, um ein Fläschchen, etwa in der Größe eines Schnapsglases, von dem Regalbrett zu holen.

„Dankesehr“, sagte die Heilerin, dann holte sie selbst einen Beutel mit einem Antibiotikum aus einer quadratischen Pappkiste am anderen Ende des Raumes.
„Severus?“

„Ja?“

„Der Patient mit der Blutvergiftung. Er ist einer der Lykanthropie-Kranken.“

„Sie befürchten, die Mittel werden bei ihm nicht wirken“, stellte er fest.

„Ja.“

„Ich werde mir was überlegen.“

„Danke“, sagte die Heilerin, „Wir sehen uns um 8 Uhr beim Essen?“

Severus hob zur Bestätigung die Augenbraue und beugte sich wieder über seinen Kessel. Dann verließ die Frau sichtlich erleichtert den Raum und apparierte sogleich zu Thomas' Zimmer zurück.

„So, Mr Clance. Ich werde ihnen die hier “, sie hielt die beiden Flüssigkeiten nach oben, „geben.“

„Was genau war das nochmal?“, wollte er wissen.

„Also das Zeug in dem Fläschchen wird 'Sanguinem veneni´ genannt. Es wird das Antibiotikum verstärken. Wissen sie was ein Antibiotikum ist? So was gibt es nämlich hier eigentlich nicht.“

„Äh nein, nicht wirklich. Das benutzen die Muggel, nicht?“ Sententia nickte. „Wird es helfen? Ich meine…“

„Ja es wird helfen. Es ist sicherer als so manches magisches Mittel und sehr effektiv.“

„Okay verstehe“, erwiderte der Mann aber Sententia sah, dass es das ganz und gar nicht tat. Er wirkte sehr verwirrt.

Sie schloss den Beutel mit dem Antibiotikum über einen Zugang intravenös an den Arm des Mannes an, dann sagte sie: „Es wird morgen durchgelaufen sein. Ich komme dann in der Früh vorbei und gebe ihnen das andere Fläschchen.“

Sie sperrte es in einen winzigen Schrank, der in der Wand eingelassen war, verabschiedete sich und verließ das Zimmer…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt