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Kapitel 22

„Was? Wie?!“, stammelte die Heilerin. Sie hatte diese Art von Zutaten zwar noch nie in echt gesehen, doch sie hatte Beschreibungen in Büchern in Büchern gelesen und wusste sofort was einige Sachen waren ohne auch nur einen Blick auf die beschriftetem Zettelchen an den Behältern zu werfen. Die Frau holte vorsichtig eines der Gläser hervor und untersuchte es genauer. Es enthielt ohne Zweifel Tentakelsamen.

„Wie ist er an sowas herangekommen? Die unterliegen Handelsklasse C“, wollte Severus wissen.

„Ich habe absolut keine Ahnung. Schau“, Sententia holte drei Säckchen hervor, die aus so dünnem Faden gemacht worden waren, dass man hindurch sehen konnte.

„Hörner. Rumänisches Langhorn. Das ist Klasse B“, sagte Severus, welcher der Heilerin eines abgenommen hatte und es ungläubig in den Händen herum drehte. „Die habe ich das letzte Mal während dem Studium gesehen.“

„Was ist hier noch?“ Sie zog drei Fläschchen hervor, die nach unten spitz zuliefen und mit einem Glasstöpsel verschlossen waren. Eines war gefüllt mit einer goldenen Flüssigkeit, das andere mit einer durchsichtigen und das dritte war violett. „Ähm Felix felicis, Veritaserum und?“ Den violetten Trank kannte die Heilerin nicht und gab ihn deshalb Severus. Er öffnete den Stöpsel und fächerte sich den Geruch der Flüssigkeit in die Nase. Es roch tropisch fruchtig.

„Das hier ist ein Gregor Zaubertrank. Hast du noch nie was darüber gehört?“

„Nein.“

„Nun, wenn du ihn jemandem verabreichst, denkt er, du wärst sein Freund.“

„Wie schwer ist es, ihn zu brauen?“

„Er wird nicht allzu oft hergestellt, in Hogwarts wird er normalerweise nicht gelehrt, zumindest bei mir nicht und ich selbst habe ihn nur einmal gebraut, aber ich würde sagen, er gehört eher zu der schwierigeren Sorte. Auch nur die kleinste Abweichung kann fatale Folgen für den Trinkenden haben.“

Severus wollte eben nach einem kleinen Glasbehälter greifen, als er in der Bewegung innehielt und nochmal eines der Säckchen in die Hand nahm. „Das hier ist kein Horn eines Langhorns. Die beiden hier schon aber das hier gehörte einem Erumpent.“

„Wirklich?“, die Heilerin nahm ihm erstaunt das Horn ab. Sie wusste wie schwer es war, eines zu beschaffen und sie wusste auch dass es wegen seines hohen Wertes Handelsbeschränkung B unterlag. Blind tastete sie nach dem Glas mit einer dicken Flüssigkeit, nach dem Severus vorhin greifen wollte. „Unfassbar.“ Sie hielt dem Mann die Seite mit dem Schriftzug unter die Nase.

„Erumpent-Sekret³⁷“, las er. „Das ist wirklich unfassbar. Sowas habe ich noch nie in echt gesehen, geschweige denn das Tier dazu.“ 

„Fran hat welche gesehen. Sie war ein ganzes Jahr in Afrika. Sie hat so viele seltene Tierwesen gesehen und eine Menge Fotos gemacht und per Eule geschickt. Oh wie gern wäre ich selbst dort gewesen.“

„Weshalb das denn?“

„Um es selbst zu sehen, Severus. Ich habe ab und an solches Fernweh. Am liebsten würde ich meinen Besen greif und losfliegen. Es gibt so viele Orte, an denen ich noch nicht war. So viel zu entdecken.“

„Warum tust du es dann nicht einfach? Was hindert dich denn?“

„Die Arbeit, Severus, die Arbeit.“

„Die Leute hier werden doch wohl eine Zeit lang ohne dich auskommen.“

„Vielleicht, aber sie brauchen meine Hilfe. Als Heilerin kann man sich diesen Luxus leider nicht erlauben. Schon gar nicht, wenn man eine Klinik zu leiten hat.“

„Wenn wir Hope wirklich suchen wollen, musst du die Klinik wohl oder übel eine Zeit lang verlassen. Wir wissen nicht wo er ist, also könnte es dauern bis wir wieder zurück sind.“ Darüber hatte Sententia noch gar nicht nachgedacht.

„Du hast Recht. Ich muss mit Alice darüber sprechen. Sie wäre die einzige, die das hier auf die Reihe kriegen würde.“

„Du sagtest ihr wart im selben Haus auf Beauxbatons?“

„Ja.“ Sie lächelte als sie an ihre Zeit auf der Zauberschule dachte. „Ich bin neu auf die Schule gekommen, da war ich in der 4. Klasse. Ich war ziemlich introvertiert, ich hatte ja keine Freunde. Die meiste Zeit verbrachte ich in der Bibliothek oder draußen auf den Ländereien und habe gelernt. Aber dann war da dieses blonde Mädchen, das sich eines Tages einfach stumm neben mich unter einen Baum gesetzt und mir eine Tüte mit Schokokugeln entgegengestreckt hat. Seit dem kam sie jeden Tag zur gleichen Zeit wieder zu mir und wir haben den ganzen Nachmittag lang geredet und gemeinsam gelernt. Von da an waren wir beste Freundinnen. Als Mum und ich zum 6. Schuljahr nach Amerika zogen kam sie mit ihrer Familie mit, weil ihre Mutter auch von dort kam und wieder in ihr Land zurück wollte.“

„Und ihr seid wieder in dasselbe Haus gekommen?“

„Pukwudgie, ja. Viele Heiler kamen aus diesem Haus.“

„Danach habt ihr beide Medizin studiert“, stellte Severus fest.

„In England. Von allen Ländern in denen ich Teile meines Lebens verbracht hatte, gefällt es mir hier doch am besten. Im Studium haben wir Fran kennengelernt. Sie war in unserer Lerngruppe, immer gut drauf, überdreht, aber sie weiß durchaus wann die beste Zeit zum Schweigen ist. Sie ist unfassbar schlau, musst du wissen, das war sie schon damals, und sehr schnell im Denken. Allerdings haben wir bald aufgegeben mit zu zählen wie viele Kessel uns bei ihr schon um die Ohren geflogen sind“, sie grinste. „Wenn es etwas gibt, das sie nicht kann, ist es das Brauen. Aber da konnte ich ihr helfen, denn Brauen ist eine Sache, die ich so mehr oder wenig kann.“ Ihr Blick fiel auf die Zutaten auf dem Bett. „Wir wissen immer noch nicht wo Richard ist“, bemerkte sie und wechselte abrupt das Thema.

„Ich denke schon. Sieh“, Severus tippte mit der Spitze seines Zauberstabs dreimal auf den Holzboden der Kiste und sprach: „Aparecium.“ Augenblicklich erschien ein gefaltetes Pergamentblatt.

„Wie bist du darauf gekommen?“, fragte die Heilerin erstaunt, doch Severus zuckte nur mit den Schultern. Das Papier war ziemlich alt und vergilbt, an den Seiten war es eingerissen und die Tinte begann bereits zu verschwinden, weshalb Sententia es so vorsichtig wie nur möglich heraus schweben und in ihren Schoß sinken. Auf dem Blatt war eine detaillierte Karte abgebildet.

„Rumänien“, sagte Severus. Man konnte deutlich die Karpaten sehen und auch einige große Waldflächen und Dörfer waren eingezeichnet. Hinter einem Dorfnamen stand ein Kreuz.

„Dann sollten wir ihn dort suchen“, Sententia deutete darauf.

„Auf das wir ihn noch möglichst lebendig finden“, sagte Severus sarkastisch.

Die Sterne in den Augen der Heilerin blitzten warnend auf, bevor sie sagte: „Die Hoffnung, Severus, wir sollten sie solange wie möglich wahren. Nimm nur das Nötigste mit. Wir brechen nach dem Abendessen auf.“ Für einen Moment wollte er protestieren, aber besann sich dann eines besseren. Es war zwar alles ziemlich spontan und er schallt sich dafür, dass er noch vor wenigen Stunden geglaubt hätte, die nächste Zeit würde etwas ruhiger werden, aber wenn man so viele Jahre als Doppelagent für Albus Dumbledore gearbeitet hat, gewöhnte man sich irgendwann daran. „Gar keine Widerrede?“, fragte sie lächelnd.

„Nein“, erwiderte Severus nur, bevor die Heilerin disapparierte und er alleine in dem Zimmer zurückblieb…

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt