Zusammen

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Kapitel 30

Sie wurden geweckt von dem Duft frischen Kaffees, der sich durch das gesamte Zelt zog. Severus öffnete zuerst die Augen und fand sich in derselben Position wieder, in der er gestern Abend wohl eingeschlafen sein musste. Sententia lag noch immer in seinen Armen und blickte verschlafen zu ihm hoch. Es war also doch kein Traum gewesen, das was gestern Abend passiert war. Den Kuss hatte es wirklich gegeben.

„Hey“, sagte die Heilerin leise und strich ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

„Hey“, erwiderte Severus. Hey? Seit wann sagte er denn Hey? „Gut geschlafen?“, fragte er dann, als Sententia sich aufrappelte und leicht streckte.

„Mmh. Und du?“

„Ja.“

„Riecht ganz so, als hätte Richard Kaffee gemacht. Wollen wir mal nachsehen? Ich habe Hunger“, meinte Sententia und stand auf. Severus tat es ihr gleich und folgte ihr in die kleine Küche.

„Guten Morgen. Ausgeschlafen?“, fragte Richard schwach grinsend und sah sie mit einem bedeutsamen Blick an.

„Ja“, sagten sie gleichzeitig und ließen sich an dem Esstisch nieder. „Seid ihr…?“ Hope blickte abwechselnd vom einen zum anderen. Es war eine unangenehme Frage, denn weder Severus noch Sententia waren sich sicher. Die Heilerin hatte zwar ein paarmal zum Sprechen angesetzt, doch herausgebracht hatte sie kein vollständiges Wort.

„Das wird sich zeigen, nicht wahr?“, sagte Severus letztendlich und Sententia sah ihn sichtlich erleichtert an. Ja, es würde sich zeigen.

„Na dann. Frühstück, richtig. Ähm Spiegelei, Rührei, irgendwas?“, schlug Richard vor.

„Spiegelei“, sagte Sententia sofort und Severus nahm ebenfalls eines.
Er konnte den Blick kaum von der Heilerin abwenden. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er sie lange anstarrte und dann schnell wieder wegschaute, wenn er das Gefühl hatte, dass Richard ihn unter seinen Lidern hervor beobachtet oder Sententia errötete.

„Es ist gut, wieder Essen zu bekommen. Kruoris hat uns regelmäßig aushungern lassen“, berichtete Richard, während er sich sein Rührei in den Mund schaufelte und schon vier Scheiben Brot verschlungen hatte.

„Das sehe ich. Hat er dich noch anderweitig verletzt?“, wollte die Heilerin wissen.

„Mich nie, aber Demeter und vor allem Obsidian. Ich war recht weit von den anderen entfernt, ich meine, ihr habt ja selbst gesehen, wie die Zellen liegen. Du weißt doch selbst, wie schlimm es, ist mit den gleichen Leuten in einem Raum für lange Zeit eingesperrt zu sein. Irgendwann wirst du verrückt.“ Sententia nickte und für eine Millisekunde blitzte Verzweiflung auf, als hätte sie sich gerade an etwas erinnert, das sie versucht hatte zu verdrängen.

„Oh warte einen Moment. Ich habe doch extra Heiltränke mitgenommen.“ Sententia stand auf und verließ den Küchenabschnitt.

„Sie mag sie“, stellte Richard fest und schmunzelte hinter seiner Tasse Earl Grey. Severus wusste nicht so recht, was er sagen sollte, also sagte er einfach gar nichts und nahm nur einen großen Schluck seines Kaffees. „Und sie mögen sie, nicht wahr? Tun sie ihr einfach nicht weh, in Ordnung? Sie hat schon so viel schlimmes durchgemacht“, sagte Richard leise.

„Ich würde ihr niemals weh tun. Sie ist gut zu mir und deshalb werde ich gut zu ihr sein“, erwiderte Severus, als Sententia auch schon mit einem gelben Trank zurückkehrte und ihn Richard reichte. Und sobald Richard ihn getrunken hatte, begannen seine Fingerkuppen zu heilen und seine Haut gewann wieder an Farbe, denn immerhin war er ein Jahr unter der Erde eingesperrt gewesen.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt