Voculett

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Kapitel 45

„Das alles zusammen macht dann 16 Galleonen, der Herr. Und die Dame, wünschen sie, eines der Amulette anzulegen? Sie sind reduziert“, bot der Verkäufer an, während er das Geld, das Severus auf den Tresen gelegt hatte, mit der Hand in eine Ledertasche kehrte.

„Nein, vielen Dank“, erwiderte Sententia, konnte ihren Blick aber nicht von einem blauen Anhänger an einer silbernen Kette abwenden. Auf einem silbernen Preisschild stand 'Voculett, 5 Galleonen´, also es war nicht sonderlich teuer, aber sie fürchtete, dass es verwunschen sein könnte. Severus schien ihre Gedanken zu lesen, denn er sagte:
„Ich denke, sie würde sie anprobieren, wenn sie sich sicher wäre, dass sie nicht verflucht wurde.“

„Sie ist sicher nicht verflucht, allerdings dürfen sie sie gerne selbst testen, solang sie sie nicht kaputt machen, Sir“, schlug der Mann vor und Severus konnte genau sehen, wie er trotz eines breiten Lächelns mit den Zähnen knirschte. Severus zog die Augenbraue hoch und Sententia presste die Lippen leicht aufeinander, um ihm zu signalisieren, dass sie sehr wohl selbst einen Zauber ausführen konnte.

„Negativ, keine Verwünschungen, Flüche, gefährliche Zauber…“, sagte sie nach kurzer Zeit, woraufhin ihr der Verkäufer einen was-hab-ich-gesagt-Blick zuwarf.

„Wollen sie sie jetzt anlegen oder nicht? Ich hab sie vor ein paar Jahren bei einem Goldschmied in Frankreich erworben. Er muss einer der besten gewesen sein, die je Sachen für mich hergestellt haben. Wenn sie über die Seiten streichen nimmt es Stimmen und Geräusche auf und wenn sie an den Moment denken und wieder über die Seiten streichen, können sie sie hören. Es sind noch ein paar andere Zauber drauf, abe rich bin mir nicht mehr sicher, welche. Es kann ein sehr nützlicher Gegenstand sein und gut aussehen tut er auch. Alle meine Amulette haben außerdem einen Anti-Rost-Zauber. Was Besseres finden sie nirgends.“

„Wie viel, sagten sie“, wollte Severus wissen. „5 Galleonen?“

„Stimmt genau“, erwiderte der Mann und streckte die Hand aus.

„Severus, lass mich das zahlen“, meinte Sententia, sobald sie sah, dass Severus noch einmal 5 Goldstücke hervorkramte und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ich bitte dich, du hast mich in Rumänien durchgefüttert, sieh das als Rückzahlung an.“ Severus legte das Geld auf den Tresen, nahm das Samtsäckchen, in welches der Mann die Kette gesteckt hatte, und ließ die Tentakelsamen und die Phiolen in seiner Umhangtasche verschwinden. Als sie den Laden verließen konnte Sententia noch immer den bohrenden Blick des Verkäufers spüren.

Als nächstes suchten sie einen Laden für Kessel, den sie auch bald fanden und verließen ihn ein wenig später mit drei neuen selbst umrührenden Kesseln, die sie verkleinert hatten, damit sie in Sententias Handtasche passten.

Es war bereits gegen Mitternacht, als sie die Vorhölle wieder verließen und nach Hause apparierten. Sie landeten im Wohnzimmer vor dem Kamin, der sofort aufloderte und das Zimmer langsam mit seiner warmen Luft zu wärmen begann. Obwohl das Dach noch heil war und auch alle Fenster noch intakt waren, hatten sich Schlitze in den Rahmen gebildet und auch waren die Wände nicht wirklich isolierend und so verlor das alte Haus schnell Wärme, wenn denn tagsüber kein Kamin brannte.

Die Eule Kass saß auch dem Küchentisch und hakte mit ihrem Schnabel auf dem Holz herum während sie hungrig auf eine Dose Eulenplätzchen schielte, die Sententia öffnete, um einen Keks herauszuholen und ihr zu geben.

„Hast du Hunger?“, fragte sie Severus dann, als er die Treppe zum Keller wieder nach oben kam, nachdem er einige der gekauften Sachen dort verstaut hatte. Er nickte kurz und brachte mit einer Zauberstabbewegung Teller und Gläser dazu, sich auf dem Tisch zu platzieren.

„Wir sollten nächsten Sommer nochmal herkommen. Ich würde zu gerne einmal die Mitternachtssonne sehen. Es muss unglaublich schön sein“, sagte Sententia, während sie die übriggebliebene Suppe vom Mittag aßen.

„Wenn du sie sehen möchtest, dann kommen wir wieder hierher. Es gibt noch einige Sachen, die wir nicht gesehen haben“, erwiderte Severus.

„Es gibt eine Ausgrabungsstätte zwei Stunden von hier. Ich habe ein Schild gesehen, scheinbar gab es das solange, bis die große Pestwelle es erreichte. Wollen wir dort morgen hingehen? Ich finde das sehr interessant“, schlug sie vor. Sie wusste, dass es ein Buch darüber gab, das in der Bibliothek der Klinik stand und für einen kurzen Moment hatte sie Heimweh, doch sie wusste, dass sie nur einen Katzensprung entfernt war und dass sie Severus hatte, und dann war ihr Heimweh wieder weg.

„Klingt gut.“

Der Mond schien hell durch das Flachdachfenster und tauchte das Zimmer und alles und jeden der sich darin befand, in weißes schönes Licht, als Sententia nach einer heißen Dusche den Raum betrat.

„Wie kannst du bei so einer Kälte nur lesen?“, fragte sie leise und blies erstmal mit ihrem Zauberstab warme Luft in das Zimmer und überprüfte, ob nicht doch noch ein Fenster auf war.

„Dafür gibt es Decken, meine Liebe“, gab Severus zurück und legte das Buch, das er in der Nachttischschublade gefunden hatte, zur Seite, als sie sich neben ihn legte.

„Es war heute ein schöner Tag. Wir sollten öfter hier im Wald spazieren gehen. Er ist nicht ganz so düster wie unserer, nicht wahr?“

„Trotzdem finde ich unseren gemütlicher. Er ist-“

„-vertrauter. Ich weiß“, beendete sie seinen Gedanken. Dann meinte sie, „Irgendwann sollten wir mal nach Frankreich. Wir haben damals in Mitten Paris gelebt. Von meinem Zimmer aus konnte man den Eifelturm sehen und die Mona Lisa ist in echt so viel schöner als auf Postkarten. Ich möchte dir unbedingt zeigen, wo wir früher gewohnt haben.“

„Frankreich. Ich war noch nie in Frankreich. Ich hatte keinen Grund dazu. Allerdings würde ich wirklich gerne sehen wie du gelebt hast. Wie konntet ihr euch eine Wohnung am Eiffelturm leisten? Die sind ja nicht gerade günstig.“

„Naja sie war Chefärztin im St Mungos zu dem Zeitpunkt, da verdient man nicht schlecht, und wir waren sowieso nur zu zweit. Ich war die meiste Zeit in der Schule, also musste sie mich bis auf die Ferien nicht durchfüttern. Es ging schon irgendwie. Es war schön da. Harmonisch. Alice hat in den Ferien oft bei uns gewohnt und ich manchmal bei ihr.“

Severus Blick fiel auf die silberne Kette, die auf dem Nachttisch lag und das Mondlicht aufzusaugen schien.

„Kannst du was sagen?“, fragte sie, als sie seinen Blick bemerkte, und griff nach dem Anhänger. Severus zog amüsiert die Augenbraue hoch. Sententia strich über die Seiten und der blaue Stein in der Mitte blitzte auf und das Amulett wurde ein bisschen wärmer als es davor war.

„Ich liebe dich, Sententia.“

Sie berührte die Seiten erneut und der Stein hörte auf zu blitzen.

„Ich liebe dich auch, Severus“, sagte sie dann.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt