Freiheit

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Kapitel 28

„Was gibt es hier zu brüllen?!“, rief eine kalte Stimme in die Stille, die den Raum wieder erfüllte. Sententia war gewaltig zusammengeschreckt und auch Severus erschauderte. Durch die Steine der Wand hinter ihnen drang bitterkalte Luft, die sich ihren Weg durch den Stoff der Umhänge bahnte und eine eisig-brennende Spur auf der Haut zurückließ.

„Das Essen ist die gesamte letzte und vorletzte Woche ausgeblieben. Wollt ihr uns verhungern lassen, Kruoris?“, ertönte eine leise Frauenstimme aus der ersten Zelle.

„Tatsächlich ist genau dies der Plan. Es sei denn einer von euch erzählt uns wo die Aufzeichnungen sind“, antwortete der Mann und durchschritt langsam den Raum.

„Wie oft sollen wir das euch noch sagen. Wir wissen nicht wo sie sind, weil sie nicht existieren!“, kam es von dem Mann, der in der Zelle der Frau gegenübersaß.

„Lügner!“, fauchte Kruoris zurück und ging ungehindert durch die unsichtbare Mauer hindurch. „Crucio!“

Der Gefangene begann zu schreien und zu zucken und die Frau entwich ein herzzerreißendes Wimmern. Sententia schlug ihre Hand vor den Mund und griff mit der anderen unter ihrem Umhang nach ihrem Zauberstab. Severus schüttelte den Kopf.

„Vielleicht lockert eine weitere Woche hungern eure Zunge. Und wehe, wenn ich euch noch einmal so laut rufen höre. Verhaltet euch gefälligst ruhig, sonst wird sie die Nächste sein!“ Er zeigte auf die Frau in der Zelle, die ein Stück weit in den Schatten gekrochen war und sich an die Wand gekauert hatte. Kruoris trat an Richards Zelle heran, die direkt gegenüber der Nische war. Severus zog die Heilerin weiter nach hinten und drückte sie schützend ins Dunkle.

„Das Amulett“, raunte er ihr zu und Sententia nickte. Das Schmuckstück, das um den Hals des -wie Severus nun erkennen konnte- Weiß-Blondem hing glühte blutrot auf, als er die Wand passierte. Kruoris trug einen Umhang, schwärzer als jedes schwarz, das Severus je gesehen hatte, aus einem unbekannten Stoff, der im dunklen glitzerte, obwohl keine Steine eingearbeitet waren.

„Seien sie vernünftig, Hope. Sie wollen doch nicht, dass irgendjemand verletzt wird“, meinte er eindringlich und verließ mit einem bösen Lächeln, dass seine Lippen umspielte, die Zelle.

Als Kruoris sich auf dem Absatz umdrehte um aus dem Kerker zu gehen, schlich Sententia, trotz Severus Versuch sie abzuhalten, aus der Nische und drückte sich an der Wand entlang. Ihre Schritte waren lautlos und schnell und nach wenigen Sekunden stand sie unmittelbar hinter Kruoris, der ahnungslos die Tür öffnete.

„Stupor“, sagte sie in sein Ohr und augenblicklich sackte er nach vorne gegen die Tür. Sie zerrte ihn zu Boden, zog dann die Kette über seinen Kopf, während die Gefangenen das Geschehen mit großen Augen betrachteten.

„Hilf mir!“, drängte die Heilerin Severus und gemeinsam schleiften sie Kruoris zu einer Zelle. „Ich hole sie“, sagte Sententia knapp, legte sich geschwind die Kette an und durchschritt die erste Zelle, die der Frau. Es fühlte sich so an, als würde die Haut unter dem Amulett verbrennen, als sie durch die Wand trat, aber das war unwichtig. „Geben sie mir ihre Hand“, sagte die Heilerin und streckte ihre eigene aus. Die Frau zögerte nicht lange und griff zu.

Während sie aus der Zeller traten, brannte Sententias Haut nicht nur an der Stelle wo der Anhänger sie berührte, sondern auch ihre Handfläche fürchterlich. Schnell ließ sie los, als sie auf der anderen Seite angekommen waren und wollte schon zur nächsten Zelle eilen, als Severus sie zurückhielt und ihre Hand betrachtete. Die Haut war verbrannt und begann an einigen Stellen bereits Bläschen zu bilden. Es war sicher kein schöner Anblick, aber er konnte die Heilerin nicht davon abhalten die anderen zu befreien. Der Mann in der zweiten Zelle war sofort zu der fremden Frau getreten und hatte sie in eine feste Umarmung geschlossen. Sententia bemerkte, dass Richard von allen der ausgehungertste war.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt