Albtraum

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Kapitel 4

Der Zauberer rannte durch einen finsteren Wald. Es war eiskalt und der Vollmond ließ sein kaltes Licht auf den „Weg“ vor ihm, der quasi nicht existent war, scheinen. War es der Verbotene Wald? Er wusste es nicht und er konnte auch sonst keinen klaren Gedanken fassen. Nur eines wusste er. Severus musste sie finden.

Hinter ihm rannten zwölf Todesser, die Flüche auf ihn warfen, doch er konnte allen ausweichen, indem er ein willkürliches Zickzack-Muster lief. In der Ferne hörte er ein Wolfsrudel jaulen. Sein Umhang riss ihm von den Schultern, als dieser sich an einem spitzen Stein festhakte und blieb regungslos auf dem Boden liegen. Er hatte keine Zeit ihn auf zu heben.

Als ihm ein Zweig ins Gesicht schlug und er blinzeln musste, fand der Professor sich plötzlich in einem kalten und feuchten Raum wieder. Vor ihm stand ein kleiner Tisch, auf dem zwei Zauberstäbe lagen. Einer von ihnen gehörte ihm selbst, der andere hatte ein Lindenblatt als Griff.  Es schien wie eine Museumsvitrine, die ihm "Sie nur, wie nah ich dir bin und doch kannst du mich niemals haben", ins Gesicht spuckte. Als er das Wimmern einer Frau hörte, drehte er sich ein wenig in die Richtung aus der das Geräusch kam und blickte in die, vor Angst aufgerissenen, dunkelblauen Augen der Heilerin. Sie hatte eine Wunde am Kopf und das Blut tropfte an ihrem Gesicht herunter. Severus robbte näher an sie heran und berührte mit seiner Hand, die ihre. Eine Person ganz in schwarz gekleidet betrat den Raum. In der einen Hand hielt sie einen Käfig, in der anderen einen Zauberstab mit einem Griff aus Elfenbein, der wie ein Haken aussah. Dann ging alles ganz schnell. Mit einem Zauberstabschwenk öffnete sich die Käfigtür und eine große Python schoss hinaus, direkt auf die Frau zu. Ihr Mund riss auf, als ob sie schreien würde, doch es kam kein Laut über ihre Lippen. Sie standen beide unter dem Silencio-Zauber und dem Beinklammer-Fluch. Während die Python immer wieder auf die Frau einbiss, bohrten sich ihre Fingernägel tief in den Handrücken des Professors und hinterließen blutende Kratzspuren. Doch es war ihm egal. Severus spürte keinen Schmerz an seiner Hand, aber einen in seiner Brust. Er war sich bewusst, dass er gerade die Frau verlor, die ihn vor einem qualvollen Tod bewahrte. Da waren so viele Fragen, die er ihr stellen wollte, so viele Antworten, die er sich erhoffte. Aber der Zauberer konnte nichts anderes tun, als der Heilerin über den Handrücken zu streichen, um sie zumindest ein wenig von den Schmerzen abzulenken. Ein letzter erschöpfter Versuch zu schreien, dann entkrampften ihre Finger und sie sackte leblos zur Seite.

Eine einzige Träne lief ihm die Wange hinunter und seine Lippen formten ein verzerrtes „Nein!“ Nicht auch noch sie!, schrie er in Gedanken hinterher, während er Sententias eiskalte Hand zwischen den seinen hielt. Doch viel Zeit blieb ihm nicht, denn nun  wandte sich die vermummte Gestalt ihm zu.

„Crucio“, rief sie und sogleich begann Severus vor Schmerzen den Mund auf zu reißen.

'Manchmal ist das Schreien das einzige, was einem noch bleibt', hallte die einsame Stimme der Heilerin in seinen Gedanken, und nun hatte er noch nicht einmal mehr das.

Er hatte alles verloren. Immer und immer wieder. Der Folterfluch trieb ihm erneut die Tränen in die Augen und raubte ihm das letzte Bisschen an Kraft, bis Severus schließlich benommen in sich zusammen sank und die Gestalt mit hasserfüllten Augen ansah.

„Du warst mir ein guter Diener, Severus, doch du hast mich verraten. Nagini… Töte.“

Das letzte was er sah war, wie die Schlange das Maul aufriss und ihre Zähne in seinen Körper bohrte.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt