Die Geschichte des Tränkemeisters

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Kapitel 51

„Niemand wird mehr alleine in den Wald gehen. Wir bilden Zweier- und Dreierteams. Jedes Zeichen wird mir umgehend gemeldet. Solltet ihr einen plötzlichen Wetterumschwung erleben, appariert ihr sofort vor die Klinik. Wir werden heute Nachmittag die Schutzzauber verstärken. Die Sicherheit unserer Patienten ist unsere oberste Priorität, jedes merkwürdige Verhalten wird untersucht.“

„Ich habe am See sieben Zeichen gezählt und markiert“, ergänzte Severus. Es sah so aus, als würden sich die Verantwortlichen immer weiter vorarbeiten.

„Danke. Und bitte tut dasselbe. Jeder Baum, der ein Zeichen trägt wird markiert. Hat noch jemand Fragen?“

„Warum treibt sich die Loge hier hinten im Wald herum?“, wollte Joseph, ein Heiler auf der Station für Wesenbisse und -kratzer, wissen.

„Das wissen wir noch nicht, aber wir sind dran. Ich denke nicht, dass sie etwas bestimmtes von uns wollen, trotzdem müssen wir die Schutzzauber verstärken, nur für den Fall, dass sie auf uns stoßen sollten. Sarah?“

„Sind das die, die Menschenexperimente durchführen? Sind sie da wegen-“

„Nein, sind sie nicht. Sonst noch Fragen?“, überging Sententia sie. Es war seltsam. Das tat sie normalerweise nie, irgendetwas störte sie und es war ein Wunder, dass sie sich nicht die Hand über den Mund schlug, so wie sie es sonst tat, wenn sie etwas nicht sagen wollte. Es gab keine weiteren Fragen, also entließ Sententia alles Heiler mit der Aufforderung, sich gegen 15 Uhr nachmittags in der Eingangshalle einzufinden. Severus sah ihr an, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte.

„Heilerin, kommst du wieder nach oben?“, fragte er, doch sie sagte nur: „Geh schonmal vor, ich komm gleich. Das war nicht fair von mir.“ Sie wirbelte herum, um Sarah nachzueilen.

„Sarah? Sarah“, sagte sie. Sarah drehte sich um und sah sie fragend an. „Es tut mir schrecklich leid. Ich wollte dich nicht so anherrschen. Ich bin nur fürchterlich gestresst.“

„Ist schon gut. Wir machen uns alle nur Sorgen, gerade nach Frans Anfall. Bist du dir sicher, dass sie nicht-?“

„Ich hoffe es. Sehen wir uns später in der Halle? Ich würde es verstehen, wenn du zu Charlie flohst.“

„Nein, wir sehen uns. Er ist zehn, die paar Stunden hält er auch ohne mich aus, und ich meine, er ist sowieso bis um 13 Uhr in der Schule. Er bestellt sich ne Pizza oder so“, erwiderte Sarah. „Ich muss dann. Mr Towny im dritten braucht noch seine Medizin.“ Sarah winkte, dann verschwand sie in einem Patientenzimmer.

Severus hatte den Verhau, den Sententia über den Vormittag angerichtet hatte, weil sie nach Wörterbüchern und Tabellen suchte, beseitigt. Offenbar war sie in Richards Sammlung fündig geworden, hatte er doch auch Koboldogack, Troll und Meerisch in allen möglichen Ausgaben und mit allen möglichen Ergänzungen. Das Essen war inzwischen trotz den Warmhaltezaubers kalt geworden, sodass er es nochmal warm zaubern musste.

„Ich bin müde“, sagte Sententia und ließ sich resigniert auf den Stuhl fallen.

„Ich habe dir gesagt, dass du durchhängen wirst. Du hast auch kaum geschlafen. Leg dich doch jetzt noch hin“, schlug er vor, aber sie schüttelte den Kopf.

„So ein Mittagsschlaf mag bei dir ja funktionieren, aber ich bin danach noch müder und das kann ich mir gerade echt nicht leisten. Andererseits fang ich dann an, ungeduldig und unfreundlich zu werden und das kann ich mir auch nicht leisten. Severus, komm her“, sagte Sententia. Severus zog eine Augenbraue hoch, legte dann aber sein Besteck zur Seite und trat auf sie zu.
Sententia umarmte ihn einfach.

„Ich möchte dir nur sagen, dass ich dich über alles liebe und du gut genug bist. Ich weiß, du zweifelst manchmal daran, aber du bist es und ich bin so glücklich, dich zu kennen“, sagte sie leise und hakte sich in seinen Kragen.

Schwarze Nacht und dunkelblauer SternenhimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt