Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen. – Albert Schweitzer
Am 29.08.2021 erreichte uns die Nachricht, dass Leutnant Douglas Campbell am 26.08.2021 bei einem Unfall im Alter von achtunddreißig Jahren tödlich verunglückt ist. Mit Douglas Campbell verliert nicht nur die Gemeinde Jackson einen engagierten Veteranen in der Militärseelsorge, sondern eine Familie auch ihren geliebten Vater, Ehemann, Bruder und Sohn. Geboren und aufgewachsen in New Orleans, ist Campbell als ältester Sohn eines Marineveteranen und einer Lehrerin nach christlichen Werten erzogen worden. Wie sein Vater hat sich auch Douglas stets selbstlos für den Kriegsdienst hingegeben. Seinen Beruf übte er aus tiefster Überzeugung und mit patriotischer Absicht aus. Er war ab 2007 in Afghanistan stationiert. Nach seiner Rückkehr im Jahr 2010 beendete er sein Studium und lehrte fortan an der High-School Geschichte und Englisch, wobei er sich immer für seine Schüler einsetzte und diesen hingebungsvoll sein Wissen vermittelte. 2011 heiratete er Mary-Louise Jordan (32). Gemeinsam mit ihr hat er zwei Söhne, die 2013 und 2018 zur Welt kamen. Die junge Familie lebt in Wyoming. Bis zu seinem Tod war es für Douglas Campbell eine Selbstverständlichkeit, offen und ehrlich seine Meinung zu sagen, und so war er dem Verein katholischer Soldaten ein Mitglied, das impulsgebend für neue Wege war und zu hilfreichen Diskussionen anstieß. Er war ein Vorbild. Tragisch nahm sein Leben am 26.08.2021 bei einem Verkehrsunfall ein Ende. Wir sind sehr bestürzt und wünschen den Angehörigen viel Kraft in dieser Zeit. Wir werden ihn nicht vergessen.
Das ist einfach nur beschissen. Ich habe mir irgendwelche Fakten ausgedacht, wie es unsere Aufgabe war, meine Gedanken sind dabei aber immer wieder zu Rylee gewandert. Der Text ist eine Vollkatastrophe.
Weinend sitze ich auf meinem Bett, mein Laptop steht vor mir. Diese ganze Situation zieht mich enorm runter. Das alles hat mich so mitgenommen, dass ich nicht nur nicht gegessen habe, sondern es ausgekotzt habe. Ich schließe die Augen. So etwas darf nie wieder passieren. Ich fühle mich ausgelaugt, habe Magenkrämpfe und spüre Hass in jeder Zelle meines Körpers.
In jedem Buch, das ich gelesen habe, gibt es eine Figur, die den Bösewicht, den Gegenspieler, darstellt, die es durch Intrigen schafft, der Hauptfigur Steine in den Weg zu legen. Oft frage ich mich, wer denn der Antagonist in meinem Leben ist. Ich gehe im Kopf eine Liste aller Menschen, die irgendwann in mein Leben getreten sind, durch, komme aber auf ein sehr ernüchterndes Ergebnis. Mir fällt keine Person ein, die mich so kaputt gemacht hat, wie ich heute bin. Außer eine. Mich selbst. Ich bin der Antagonist meines Lebens.
Das Klingeln an der Tür unterbricht den Strudel meiner Gedanken. Seufzend stehe ich auf und schlürfe ich zu unserer Gegensprechanlage. Ohne den Hörer abzunehmen, drücke ich auf den Türöffner und gehe zur Wohnungstür. Bestimmt hat Cathy wieder mal ihren Schlüssel liegen lassen. Das passiert ihr andauernd.
Aber nicht Cathy schaue ich aus meinem verheulten Gesicht an, sondern Mason und Will. Die beiden sehen nicht wirklich besser aus als ich. Wie das wohl wirken mag? Ich, die Rylee nicht gekannt hat, schaue aus wie ein verweintes Kleinkind, während die beiden einen tatsächlichen Grund haben, um eine derartige Miene an den Tag zu legen.
„Dürfen wir reinkommen?", reißt mich William aus meinen Gedanken.
Ich gehe einen Schritt zur Seite, sodass die beiden freie Bahn haben. Will drängt sich an mir vorbei und verschwindet in Allys Zimmer.
„Wir mussten mal raus. Tanita brauchte Zeit für sich."
Masons Stimme ist fest, er wirkt gefasst. Ich nicke, weiß einfach nicht, was ich darauf erwidern soll, und folge ihm dann in die Küche.
„Willst du etwas trinken?"
„Ein Glas Wasser wär super."
Ich wende ihm den Rücken zu, öffne das Regal, das über der Spüle hängt und versuche, ein Glas, das im obersten Fach steht, herauszunehmen. Nach einem gescheiterten Versuch stelle ich mich auf Zehenspitzen und strecke mich, als eine angenehme Wärme in meinem Nacken mir Gänsehaut einjagt. Mason steht hinter mir und hält in jeder Hand einen Becher. Seine Arme befinden sich links und rechts von mir und kesseln mich zwischen seinem Körper und dem Regal ein. Langsam drehe ich mich um.
„Du hast deine Krücken nicht mehr."
Warum muss ich mich nur immer zum Affen machen, wenn ich mit Mason spreche? Dass er keine Krücken mehr hat, habe ich schon auf der Party bemerkt, und das ist ja auch mehr als offensichtlich. Es ist nur das Einzige, was mir spontan über die Lippen gekommen ist, um diese mehr als ungewohnte Situation nicht definieren zu müssen.
„Zum Glück. Jetzt kann ich endlich wieder Fußball spielen."
Noch immer macht keiner von uns beiden Anstalten, sich aus seiner Position zu lösen. Ich bin mir Masons Nähe mehr als bewusst. Unsere Körper trennen nur wenige Zentimeter. Ich sollte mich gefangen fühlen, unwohl und eingeengt. Doch das einzige Gefühl, dass meine Situation beschreiben würde, ist Wärme.
„Hast du Lust, mich zu meinem ersten Spiel zu begleiten?"
Was? Ich muss mich verhört haben. Meine Gedanken beginnen Karussell zu fahren. Kann sich Mason nicht an das letzte Mal erinnern? Ich, inmitten einer Menschenmasse an jubelnden Fans. Mit einem Mal ist die Wärme, die mich zuvor noch angenehm eingehüllt hat, verblasst und übrig bleibt ein Schwindelgefühl, ein Gefühl der Ohnmacht und der Hilflosigkeit.
„Willst du mir nicht zusehen?"
„Doch klar", versuche ich so überzeugend wie möglich vorzubringen.
Das ist eine glatte Lüge, aber ich war mir ziemlich sicher, dass Mason sie nicht durchschauen würde. Dabei zittere ich allein bei dem Gedanken daran schon. Die bloße Erinnerung an Masons bevorstehendes Spiel lässt mir das Blut in den Adern gefrieren und frisst mich von innen auf, bis ich mich leer und sinnlos fühle.
Aber Mason schweigt. Ich hebe den Blick und merke noch, bevor ich in seine Augen sehe, dass ich mit meiner Annahme vollkommen falsch lag. Er liest mich wie ein Buch und weiß genau, wie unwohl mir beim Gedanken daran ist. Mit hochgezogenen Augenbrauen steht er vor mir, sagt kein Wort. Was soll er auch sagen? Wie kann jemand wie Mason Buckley dieses Gefühl nachvollziehen? Er ist das genaue Gegenteil von mir: selbstbewusst, immer mit einem Sonnenschein-Grinsen im Gesicht, extrovertiert, gesellig, beliebt. Ich, die alleine schon bei der Vorstellung an eine riesige Zuschauermasse zusammenzuckt, die Angst davor hat, sich fehl am Platz zu fühlen, die sich nichts zutraut, immer im Hintergrund bleibt und hofft, nicht gesehen zu werden, stelle seinen genauen Gegenpol dar.
„Dann komm doch wenigstens zum Training übermorgen. Meist sind dort kaum Zuschauer. Es würde mir wirklich was bedeuten."
Ein Klopfen lässt Mason und mich auseinanderfahren.
„Kommst du, Mason?"
Will steht im Türrahmen und schaut seinen Freund abwartend an.
„Klar", doch bevor er den Raum verlässt, dreht er sich noch einmal zu mir um, „danke für die Ablenkung."
Völlig konfus stehe ich an das Küchenregal gelehnt da und frage mich, wie zum Teufel die beiden Gläser in meine Hand gekommen sind. Dabei ist die weitaus wichtigere Frage doch, was ich jetzt tun soll. Schließlich habe ich weder zu- noch abgesagt.
DU LIEST GERADE
Behind my mask
Teen Fiction„Weil ich nichts wert bin." Zischend vor Schmerz will ich ihm meine Hand entziehen, die er noch immer fest umklammert hält. Aber dafür ist es schon zu spät. Mein Ärmel ist ein Stück weit hochgerutscht. Sein Blick ist auf die blauen Flecken, die rote...