Mason steht mit einem Blumenstrauß in meinem Zimmer und überreicht ihn mir leicht amüsiert. Ich brauche nicht lange, um die männliche Handschrift auf dem Kärtchen zu entziffern. „Herzlichen Glückwunsch, Bro. Einmal im Leben auch was geschafft. Bin stolz auf dich."
„Was ist das?"
Mason zuckt mit den Schultern.
„Das wüsste ich auch gerne. Hat mir Will nach dem Training überreicht. Das war so ziemlich das Seltsamste, was er je gemacht hat. Und das will bei Will was heißen. Schließlich habe ich ihn mal mitten bei der Nacht im Stringtanga stockbesoffen auf offener Straße aufgabeln müssen. Der Tanga war pink."
Ein Lachen entschlüpft mir.
„Aber das heute früh war schon auch sehr, sehr seltsam. Da steht er vor mir, grinst mich an und zaubert diese Blumen hinter seinem Rücken hervor."
Peinlich berührt schaue ich auf meine Sneakers.
„Ich habs Ally erzählt. Wir sind Freundinnen. Es hätte sich falsch angefühlt, es nicht zu tun."
Auf keinen Fall braucht jemand wie Mason von jemanden wie mir Bestätigung. Nicht, wenn er jede haben könnte, jede, die viel erfahrener und hübscher, wie ich es bin, ist. Aber seine Mundwinkel zucken bei meinem Geständnis in die Höhe.
„Was ist das mit uns, Mason?", frage ich ihn zögerlich und weiche seinem Blick aus.
„Du entscheidest. Es muss sich nichts ändern, wenn du das nicht willst."
Aber dafür war es bereits zu spät. Weil ich seine Hände überall auf meinen Körper spüre, sobald ich ihn nur ansehe. Weil ich jetzt weiß, wie es sich anfühlt, von jemanden gewollt zu werden. Von Mason gewollt zu werden. Ich weiß jetzt, wie es ist von jemanden so voller Liebe angesehen zu werden, als wäre ich das Wundervollste auf der Welt.
„Aber hat es das nicht längst?"
Ich weiß, es ist egoistisch, nur an mich zu denken. Denn Mason noch weiter in mein Leben zu lassen, bedeutet, ihn noch mehr in meine Probleme hineinzuziehen. Dabei verdient er jemanden so viel Besseren als mich. Da draußen laufen tausende Mädchen rum, die ihm das geben können, was Mason sich von einer Frau erhofft. Und ich bin das nicht. Noch dazu stelle ich eine Doppelbelastung dar. Mason muss sich um Tanita kümmern, ich wäre bloß ein weiterer Klotz an seinem Bein. Mein Lächeln erstirbt. Ich werde nie für Mason zu dieser Person werden. Mason merkt meinen Sinneswandel sofort. Wie schafft er es nur immer wieder, mich zu durchschauen?
„Nicht denken, Emilia. Fühlen."
Mason hebt mein Kinn an und haucht mir einen Kuss auf die Lippen. Dieser Kuss ist so federleicht, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob sich unsere Lippen überhaupt berührt haben.
„Wie fühlt sich das an?", Mason schaut mich ehrlich interessiert an. Seine Augen funkeln und ich sehe eine Leidenschaft in ihnen, dass ich ihn am liebsten besinnungslos geküsst hätte. Ich weiß nicht, woher diese Gedanken kommen. Eigentlich müsste ich mich davor fürchten, aber ich tue es nicht. Es fühlt sich nämlich zu gut an und das sage ich Mason auch.
„Zu gut", mein Blick gleitet bei diesem Geständnis an Mason vorbei und ich beginne, die Bilder, die an der Wand hinter ihm aufgehängt sind, zu zählen, um nicht wieder in einen Strudel aus verwirrenden Gedanken zu rutschen.
Aber Masons Plan durchkreuzt meinen. Denn er hebt abermals mein Kinn und legt seine Lippen auf meine. Dieser Kuss ist sanft, nur nun bin ich mir sicher, dass seine Lippen wirklich auf meinen liegen.
„Falsch."
Mason lächelt, was ein Flattern in meinem Inneren auslöst. Angenehme Gefühle durchströmen mich. Sanft streicht er meine Wange entlang, berührt meinen Hals und meine Schulter. Er beugt sich wieder zu mir und küsst mich, nicht mehr zaghaft, sondern fest und intensiv. Mein Atem geht stoßweise. In diesem Moment ist Mason alles, was ich brauche. Mason küsst mich so hingebungsvoll, dass ich kaum Luft bekomme. Ich spüre nur noch ihn und seine Wärme.
„Das, was wir beide haben, Emilia, ist nicht zu gut, sondern genau richtig."
Ich lächle, als diese Worte Masons Mund verlassen. Jeglichen Zweifel daran, dass sie nicht wahr sein könnten, hat er weggeküsst.
„Du bist die Frau, die ich haben will, okay? Rede dir nichts anderes ein."
Und dieses Mal bin ich diejenige, die neuen Mut schöpft. Ich stelle mich auf Zehenspitzen, um Mason in die Augen zu schauen, bevor ich ihn küsse, wie er mich geküsst hat, und ich wünsche mir, dass es niemals aufhört.
Aber das tut es und als ich mich nach einer Ewigkeit von ihm löse, lege ich meinen Arm um seine Schulter und umarme ihn ganz fest.
Ich gehe mit meinem Mund ganz dicht an sein Ohr. „Ich glaube, ich liebe dich auch."
Mason windet sich aus der Umarmung und dreht sich mit einem derart erschrockenen Gesicht zu mir um, dass ich beinahe loslache.
„Glaubst du?"
Ich schüttle den Kopf. „Ich weiß es."
„Wirklich?"
„Wirklich."
Er zieht mich zu sich heran und unsere Lippen verschmelzen miteinander. Es fühlt sich so gut an, in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen. Nein! Es fühlt sich genau richtig an.
Meistens, wenn sich etwas genau richtig anfühlt, wenn ich das Gefühl habe, jetzt habe ich es geschafft, ich darf glücklich sein, dann passiert irgendetwas, das dieses Glück wieder zunichtemacht und zerstört. Aber dieses Mal ist alles anders. Dieses Mal habe ich das Gefühl, dass alles gut werden wird.
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Behind my mask
Teen Fiction„Weil ich nichts wert bin." Zischend vor Schmerz will ich ihm meine Hand entziehen, die er noch immer fest umklammert hält. Aber dafür ist es schon zu spät. Mein Ärmel ist ein Stück weit hochgerutscht. Sein Blick ist auf die blauen Flecken, die rote...