„Emilia!"
Mason, in einem weißen Hemd mit blauer Krawatte und schwarzer Jeans bekleidet, steht noch immer im Türrahmen, ohne sich von der Stelle zu rühren.
Er schaut mich mit offenem Mund an und ich spüre, wie ich rot werde. Die einzige Hoffnung, dass er es nicht bemerkt, ist Alisons Schminke, die wirklich ein wahres Wunder vollbracht hat.
Die beiden sind mit mir heute von A nach B gerannt und wir haben den ganzen Tag mit Shopping, Styling und Schickimicki-Kram verbracht.
Als wir den hypermodernen Friseursalon betreten haben, wollte ich am liebsten einen Rückzieher machen, aber Alison und Cathy haben sich einfach bei mir untergehakt und mich mitgezogen.
Die Frauen am Empfangstresen kamen voller Elan an unsere Stühle, während wir auf unsere Friseurinnen warteten.
„Möchtet ihr was trinken? Kaffee, Tee, Prosecco?"
Was? Als Alison dreimal Prosecco bestellt hat, hat sich in mir alles zusammengezogen. Wo bin ich denn hier gelandet? Mein Stammfriseur zu Hause hat mir nie auch nur ein Glas Wasser angeboten.
Mel, eine von Alisons Stammfriseurinnen, die freudig auf mich zulief und gleich drauflosplapperte, war klein und hatte große, runde Augen. Ihre Haare waren auffallend weiß mit silbernen und pinken Strähnen. Augenblicklich fragte ich mich, was sie denn mit mir anstellen wird, wenn sie sich selbst so eine extravagante Frisur verpasst.
Alison und Cathy erklärten ihr, für welchen Anlass wir eine Frisur brauchten. Das mit der Scheidung ließen sie weg.
„Wir sind auf eine Mega-Party eingeladen. IM OCEAN EIGHT!!!", haben sie gekreischt und Mel hat sofort Ideen geschmiedet, was sie denn mit meinen Haaren machen könnte. Ich habe nichts mehr gesagt. Es wäre ohnehin zwecklos gewesen. 3:1 ist einfach unfair.
Mit einem kräftigen Schluck Prosecco habe ich beschlossen, das Wagnis einzugehen und mich meinem Schicksal ergeben.
Aber die Friseurin hat wirklich einen Volltreffer gelandet.
Geschickt hat sie an mir rumgeschnippelt, geföhnt und gewaschen. In einer anderen Reihenfolge natürlich, aber ich war so aufgeregt, dass ich mich gar nicht wirklich darauf konzentrieren konnte, wie Mel durch meine Haare gewuschelt hat und sich mit vollen Optimismus ans Werk gemacht hat. Mel riss die Augen auf, als sie fertig war und hielt mir einen Spiegel unter die Nase, damit ich mich von allen Seiten betrachten konnte.
Ich sehe aus wie Taylor Swift in Blank Space, als sie mit Sean und den Hunden aus der Villa tritt.
Mel versteht was von ihrem Beruf. Meine sonst schlichten, glatten, langen, dunkelblonden Haare hat sie schulterlang geschnitten, leichte Wellen eingearbeitet. Um meinen neuen Stil auch wirklich deutlich werden zu lassen, hat sie mir einen Longbob und einen Pony verpasst.
Cathy hat erfreut aufgeschrien, als sie das Endergebnis betrachtet hat: „Du siehst aus wie eine Prinzessin!" und Alison hat begeistert in die Hände geklatscht.
„Wie neu kreiert!", war Mels Resümee.
Ich fühle mich gut mit meiner Frisur. Es ist etwas ganz Neues, etwas, das ich mich noch vor einem Vierteljahr ganz bestimmt nicht getraut hätte. Ich sehe wirklich vollkommen verändert aus. Ich fühle mich selbstbewusster. Ich sehe verwandelt aus, aber noch immer wie ich, irgendwie gewagter, nicht mehr so verklemmt, wie mich meine Schwester gerne aufgezogen hat.
Danach hat aber das eigentliche Abenteuer erst begonnen. Quer durch die Stadt sind wir getingelt. Von einem Laden in den nächsten. Cathy und Alison haben begeistert ein Kleid nach dem anderen von den Bügeln gerissen und sind wieder und wieder in die Umkleiden gestürmt.
Es hat mir tatsächlich Spaß gemacht, mit den beiden die Läden unsicher zu machen und ich habe mich dazu überreden lassen, einen dunkelblauen Jumpsuit zu kaufen.
Der Jumpsuit zeigt nicht zu viel Haut, ist hochgeschlossen und hat lange transparente Ärmel. Genau das richtige also. Es war ein schweres Unterfangen, Cathy und Alison meine Vorstellungen zu unterbreiten. Keinen zu großen Ausschnitt, am besten keinen, etwas weiter, nicht zu viel Haut. Sie haben nicht nachgefragt, warum mir das so wichtig ist, sondern es, nachdem sie mir ein weiteres Mini-Kleid aufzwingen wollten, einfach akzeptiert.
Und genau diese Kriterien erfüllt der Jumpsuit. Mir ist der Anzug etwas zu weit, aber das merkt man nicht, weil er locker sitzen soll, hat mich Cathy belehrt.
Alison hat sich eine Hochsteckfrisur machen lassen und ein rotes Partykleid, das vorne kürzer als hinten ist, gekauft. Und Cathy sieht einfach nur zauberhaft aus. Sie hat sich nur die Spitzen schneiden lassen und sich für ein grünes wallendes Kleid mit Blümchenmuster entschieden. Beide wirken erwachsen und sexy.
Wie ich wirke, weiß ich nicht, aber der Nachmittag war schön.
„Wow. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", Mason schaut mich noch immer mit großen Augen an.
Aus der Küche dringt ein Kichern zu uns. Cathy und Alison. Ich wette, die beiden stehen mit den Ohren an der Wand, um ja nichts zu verpassen. Trotzdem habe ich die beiden ins Herz geschlossen. Ich mag sie wirklich und sie mich anscheinend auch, was noch immer nicht in meinen Kopf gehen will. Cathy und Ally werden mit Will und Samuel fahren.
„Em, du bist wunderschön."
Und das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich auch so.
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Behind my mask
Teen Fiction„Weil ich nichts wert bin." Zischend vor Schmerz will ich ihm meine Hand entziehen, die er noch immer fest umklammert hält. Aber dafür ist es schon zu spät. Mein Ärmel ist ein Stück weit hochgerutscht. Sein Blick ist auf die blauen Flecken, die rote...