Kapitel 16

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„Vertraust du mir, Emilia?", murmelt Mason, und der Blick, den er mir dabei zuwirft, spricht von Aufrichtigkeit. Mein Herz klopft wie wild.

Vertrauen ist ein großes Wort. Wann habe ich das letzte Mal jemanden vertraut? Ich kann mich nicht daran erinnern. Aber die Frage ist doch: Vertraue ich Mason?

Ich schließe kurz die Augen, bevor ich nicke. Mein Magen zieht sich noch weiter zusammen, als ich Mason dabei beobachte, wie er in den Nudelberg mit seiner Gabel sticht und sie dreht. Als er einige Spaghetti aufgewickelt hat, hält er die Gabel mit den dünnen Spaghetti, die mit einer feinen Curry-Sahne-Soße überzogen sind, in der Schwebe und hält sie mir vor den Mund.

Zögerlich beuge ich mich vor und öffne den Mund. Ich sehe seinen Blick zu meinen Lippen schnellen. Behutsam schiebt er mir die Gabel in den Mund. Als das Essen meine Geschmacksknospen trifft, schnürt sich mein Hals zu und mir wird übel. Vorsichtig kaue ich und versuche den Blick, den mir Mason noch immer zuwirft, zu ignorieren. Wie ich es hasse, vor anderen zu essen.

Dieses ungute Gefühl wird aber schlagartig verdrängt, als mir Mason meine Gabel in die Hand drückt und sich selbst über das Essen hermacht. Und damit meine ich wirklich „hermachen". So etwas habe ich noch nie gesehen. Meine Augen werden groß. Er schaufelt das Essen in sich hinein und macht sich keine Sorgen darüber, was andere darüber denken. Ich muss mir ein Lachen verkneifen.

Dann nickt er mir aufmunternd zu und deutet auf meine Gabel.

Ich drehe um meine Gabel ein paar Nudeln und führe sie langsam zu meinem Mund. Masons Gabel findet derweil seinen Weg in die Schüssel und er balanciert einen riesigen Berg Spaghetti darauf. Als ich dieses Konstrukt sehe und ihn beobachte, wie es in seinem Mund verschwindet, zögere ich nicht mehr und beginne, selbst zu essen.

Das Essen wird dann doch noch schön. Durch Masons ungewöhnliches Essverhalten fühle ich mich nicht mehr so unwohl und kann sogar etwas essen, ohne ständig an die Konsequenzen zu denken. Mason schaufelt Gabel für Gabel in sich hinein und scheint keinen einzigen Gedanken an Kalorien oder einen Ernährungsplan zu verschwenden. Es schmeckt mir sogar und ich vergesse meine Gedanken für einen Moment. Wir lachen und unterhalten uns prächtig.

Als der Kellner die Rechnung bringt, besteht Mason darauf, zu zahlen. Ich hätte ohnehin kein Geld dabeigehabt, schließlich hat er mich Hals über Kopf aus meiner Wohnung entführt. Aber trotzdem ist es mir zuwider, dass er mich einlädt.

Mit einer kurzen Umarmung verabschiedet sich Mason von mir vor der Eingangstür. Ich schaue ihm nach, bevor ich die Treppen nach oben zu unserer Wohnung nehme.



Zurück in meinem Zimmer lege ich mich aufs Bett und lasse den Abend Revue passieren. Und je länger ich darüber nachdenke, desto seltsamer erscheint mir Masons Verhalten. Also entweder er hatte einen Bärenhunger oder aber –

Verflucht! Ich weiß nicht, ober ich ihn am liebsten grün und blau schlagen würde oder in Tränen ausbrechen soll.

Er hat das für mich gemacht. Damit ich mich nicht so unsicher fühle. Damit ich auf andere Gedanken komme. Gott! Wie konnte ich das nicht bemerken. Er wollte mir die Angst nehmen, vor anderen zu essen. Halleluja... Was mache ich denn jetzt? Wie soll ich ihm nur wieder unter die Augen treten? Wie peinlich!

Behind my maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt