Kapitel 51

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Ich hatte die ganze Nacht lang kein einziges Auge zu bekommen. Immer wieder musste ich an die vergangenen Geschehnisse denken. Ständig hatte ich Elly's misshandeltes Gesicht vor Augen. Jeder Blick auf meinen Körper erinnerte mich an die höllischen Schmerzen die mir die Spiders zugefügt hatten. Auch Jeremy's Worte schwirrten mir pausenlos im Kopf rum. Er wusste die ganzen Zeit, dass der Alptraum einen familiären Ursprung hatte. Er wusste die ganze Zeit was Connor hier wollte und hat nichts dafür getan diese Information mit dem Team zu teilen. Ich war zum ersten mal in meinem Leben wirklich sprachlos. Ich hatte keine Ahnung wie es weitergehen sollte. Wie sollte ich ihm jetzt noch vertrauen ? Das Klicken der Türklinke holte mich aus dem Sumpf meiner Gedanken. Miles kam mit Blumen durch die Tür. „Was machst du denn hier ?" fragte ich ihn leicht verwirrt und blickte auf den Strauß in seiner Hand. „Ich wollte sehen wie es dir geht. Und ich hab dir natürlich Blumen mitgebracht." lächelte er unsicher. Ich nickte nur und sah ihm zu wie er diese in eine Vase neben meinem Bett stellte. Ich dachte er würde einfach wieder gehen, aber das tat er nicht. Stattdessen nahm er sich einen Stuhl und stellte ihn direkt neben meinem Bett ab. „Nathalie, wir müssen uns unterhalten." fing er an als er sich setzte. Das konnte er vergessen. „Hör zu wenn dich Parker geschickt hat dann-„ startete ich meine kurze Rede, wurde jedoch gleich von ihm unterbrochen. „Er weiß gar nicht, dass ich hier bin." verwirrt sah ich ihn an. „Was möchtest du dann hier ?" flüsterte ich. Miles lehnte sich in seinem Stuhl nach vorn, verschränkte seine Hände miteinander und stützte seine Arme auf den Beinen ab. „Ich möchte dir einiges erklären. Du wirst bestimmt nicht einmal die Hälfte hören wollen, aber es ist wichtig das du mir zuhörst." sagte er in einem ruhigen Ton. Er sprach sogar so gelassen, dass mir seine Worte auf eine komische Art und Weise Angst machten. „Okay, ich werde zuhören." ich setzte mich langsam etwas auf und schenkte ihm dann meine volle Aufmerksamkeit. „ Zuerst solltest du wissen, dass Jeremy an dem Abend wo ihr das Bild von Connor erhalten habt direkt zu mir gekommen ist und einen halben Nervenzusammenbruch hatte..." erzählte er etwas unsicher. Darum war er so schnell abgehauen... Er war überfordert gewesen. „Als wir dann später bei den Spiders waren, hat Jeremy versucht ein vernünftiges Gespräch mit Connor zu führen. Er wollte die Sache ohne Blutvergießen klären. Allerdings ist Connor ein sehr blutdurstiger Mensch und alles was er im Kopf hat ist die Rache die er Jeremy seit seinem Verrat geschworen hat." setzte er fort. Nur sehr langsam wollten diese Worte in meinen Kopf gehen. „Wobei denn Verraten ?" fragte ich und sah Miles direkt in seine hellen Augen. „Du musst wissen, dass Jeremy alles tut um die Menschen zu schützen die ihm wichtig sind. Er wollte damals, es ist bereits ein Paar Jahre her, die schulden seines Vaters bei seinem Onkel begleichen. Dafür musste er auf eine Mission der Squali die von seinem Onkel geleitet wurden." er machte eine kurze Pause um mir Zeit zu geben zu verstehen was er da sagte. Dann sprach er weiter: „ Sie stürmten die Lizards, eine verfeindete Gang, und trafen im Gebäude auf eine Hundertschaft Polizisten, welche Jeremy und sein Vater dorthin bestellt hatten. Sie nahmen Connor fest und als das geschah rief er nach Jeremy. Er verschwand währenddessen durch eine Tür in den Keller und lies Connor im Stich." ich nickte langsam und versuchte das Puzzel welches sich in meinem Kopf gebildet hatte zusammen zu fügen. „Später erfuhr Jer dann, dass sie seine Tante dabei erschossen hatten. Connor hatte also seine Mutter verloren und sein Vater würde lebenslänglich im Gefängnis verrotten." damit schien mein Puzzel komplett zu sein. In Gedanken ging ich noch einmal alles durch was Miles mir erzählt hatte. Es waren wirklich viele Informationen, aber ich denke ich hatte sie verstanden. „Ich weiß gar nicht was ich sagen soll..." gab ich zu. Das war alles wirklich heftig. Niemals hätte ich gedacht, dass Jeremy so einen Verrat innerhalb seiner Familie starten musste. Er wollte nur seinen Vater beschützen. „Er wollte nur die schützen die er liebt..." flüsterte ich dann und spürte schon die Tränen auf meinen Wangen. „Genauso ist es. Und deswegen wollte er die Spiders einfach in die Luft jagen. Er konnte der Forderung nicht nach gehen wegen seiner Familie und er konnte auch nicht zulassen, dass Connor und Liam bleiben, weil..." er brach seinen Satz am Ende selbst ab. „...Weil sie dann auf mich losgegangen wären..." führte ich ihn selbst zuende. Mit einem traurigen Blick nickte er. Jeremy war dieses Risiko eingegangen das Versteck zu sprengen, weil es der einzige Weg war um beide Seiten zu schützen. Er hatte das Team nicht hintergangen, er wollte es schützen. Er wollte mich schützen. „Und genau deswegen darfst du ihn jetzt nicht aufgeben, Nathalie." betrübt sah Miles mich an. Ich war unfair zu Jeremy gewesen. Ich hatte ihm nicht einmal die Chance gegeben sich zu erklären. Mein Herz zog sich etwas zusammen. Ich musste unbedingt mit ihm reden.
„Ich muss sofort zu ihm."

 Der Feind an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt