Kapitel 11

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Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zubekommen. Die Wild Eagles hatten sich gestern noch einige Pläne zusammengestellt um auf alles vorbereitet zu sein. Der Kampf mit den Black Wolfs würde alles andere als sauber werden. Völlig übermüdet stand ich auf und setzte mich auf den Balkon. Mein Herz schmerzte. Ich wusste nicht was ich mit dem heutigen Tag anfangen sollte. Ich zündete mir eine Zigarette an und blies dem Rauch der aufgehenden Sonne entgegen. Meine Mutter würde erst morgen wieder kommen, also war ich allein. An dem wohl schlimmsten Tag meines Lebens war ich allein. Ganz allein. Genau heute vor einem Jahr hatte man mir meinen Schatten genommen. Meinen Bruder. Ich drückte die Zigarette aus uns ging ins Bad. Ich sah schrecklich aus. Dunkle Augenringe zierten mein blasses Gesicht. Auch mein braunes, sonst so schönes Haar, war komplett glanzlos. Der Stress war mir wirklich anzusehen. Ich richtete meine Haare ein wenig und überschminkte meine Augenringe. Als ich fertig war ging ich zurück in mein Zimmer und zog mir den viel zu großen Gang Pulli an. Es war nicht meiner, er gehörte Tayler. Dazu noch eine Leggings. Im Flur zog ich mir meine weißen Nikes an und schon lief ich zu meinem Auto. Ich musste den Kopf ein wenig frei kriegen. Ich konnte nicht zu Hause sitzen. Ich stieg in meinen Mustang und fuhr los. Ich fuhr durch die Stadt. Die Sonne lies diesen kleinen dunklen Ort viel heller und freundlicher erscheinen als er war. Ich schaltete das Radio an um die Stille zu brechen. Ein Fehler. Sie spielten gerade '11 minutes' von 'Yungblud und Halsey'. Schneller als ich gucken konnte liefen mir die ersten Tränen über die Wange. Es schmerzte so sehr. Ich fuhr viel zu schnell, von den Gefühlen getrieben. Ich fuhr und fuhr und wusste gar nicht wohin. Irgendwann war ich aus der Stadt raus. Ich fuhr zu der abgelegenen Rennstrecke. Ich fuhr an den Ort, an dem ich meinen geliebten Bruder verlor. Mein Auto hatte ich abgestellt. Ich lief zu der Tribüne. Damals hatte ich auch hier gesessen. Ich verfolgte jede Bewegung die Taylers Wagen machte. Ich sah die Straße hoch. An der Kurve hatte er die Kontrolle verloren. Ich sah das explodierende Auto, das brennende Wrack. Ich lief los. Ich schrie. Ich brach zusammen. Ich nahm meine Kette ab und öffnete den Anhänger. Darin war ein Bild von Tayler und mir. Es entstand an meinem 18. Geburtstag. Ich saß auf seinen Schultern. Wir lachten. Wir lachten aus vollem Herzen. Ein Motorengeräusch riss mich aus meinen Gedanken. Ich wischte mir die Tränen weg und legte die Kette wieder an meinen Hals. Ich stellte mich ganz oben auf die Tribüne. Ich sah einen Audi. Einen Matt schwarzen R8. Parker. Ich kletterte so schnell ich konnte alle Sitze nach unten. Vergebens. "Ich dachte mir, dass du hier bist" selbstgefällig grinsend kam Jeremy hinter der Tribüne hervor. Wieso musste er mich an dem heutigen Tag aufsuchen. "Schön, was willst du ?" Fragte ich bissig und stemmte meine Arme in die Hüften. "Das mit Tayler tut mir leid. Ich mochte ihn nie, aber er hatte das Herz am rechten Fleck gehabt." Er kam einige Schritte auf mich zu und lächelte mich warm an. "Unglaublich wie scheinheilig du bist Parker! Lass mich in ruhe und verpiss dich!" giftete ich ihn an. "Nein wirklich. Er hat mir einst einen sehr großen Gefallen getan." Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und setzte sich dann auf einen Stuhl in der ersten Reihe. Tayler hatte ihm ein gefallen getan ? Kaum zu glauben. Aber es passte zu ihm. Tayler hatte immer das richtige getan. Ich setzte mich ebenfalls in die erste Reihe. Jedoch lies ich ein paar Stühle zwischen Parker und mir aus. Wir waren schließlich keine Freunde. Ich starrte auf meine Hände. Mir ging es nicht gut und es passte mir auch nicht, dass Jeremy hier war. Nicht heute. Nicht jetzt. "Wieso bist du hier ?" fragte ich schließlich um die Stille zu brechen. Ich sah ihn an. Er sah mich an. "Ich hatte einfach das Gefühl herkommen zu müssen" er zuckte mit den Schultern und sah dann die Straße hoch. Ich folgte seinem Blick. Hinter der Kurve konnte man die abgebrannten Baumstämme sehen. Sie waren mit Taylers Wagen verbrannt. Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Egal wie sehr ich versuchte dagegen anzukämpfen, ich konnte sie nicht aufhalten. Ich weinte. Still, aber ich tat es. "Nathalie du..-" ich hörte Jeremy leise sprechen, doch er brach seinen Satz ab. Ich stand auf. Ich konnte hier nicht länger mit ihm sitzen. Ich durfte ihm nicht zeigen wie schwach ich gerade war und dennoch konnte ich meine Trauer nicht zurückhalten. Gerade als ich zu meinem Auto laufen wollte, klingelte mein Handy. Es war Cole. Ich atmete einmal tief ein und aus bevor ich abnahm. "Nath, ich weiß heute ist schlecht, aber du musst sofort kommen. Wir haben Probleme. Große." Seine Stimme klang ernst. Sehr ernst. Gerade als ich was sagen wollte klingelte auch Jeremys Handy. Er ging einige Schritte weg. "Gib mir eine Stunde" sagte ich und legte auf.

 Der Feind an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt