Der Feind an meiner Seite

Kapitel 18

"Wohin fahren wir ?" fragte Jeremy mich nun zum bestimmt fünften mal. "Wir sind gleich da" erzählte ich ihm. Die Luft im Wagen wurde immer stickiger. Die ganze Fahrt über hatte ich nicht mit ihm gesprochen. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte und ich wusste auch nicht wie er reagieren würde. Vielleicht würde unser Deal der Zusammenarbeit platzen. Vielleicht verstand er mich gar nicht. Vielleicht würde er mir die Schuld an dem geben, was die Red Spiders mit unserer Stadt und unseren Leuten machten. Je näher wir dem Zielort kamen desto mehr zog sich mein Magen zusammen. Ich bog rechts in einen Waldweg ein. Wir waren fast angekommen. Am Ende des Weges lag ein See an dem ich parkte. "Was wollen wir hier ?" Parker zog eine Augenbraue hoch und sah mich genervt an. Ich stieg wortlos aus und ging einige Schritte auf den See zu. "Nathalie, hallo, was wollen wir hier verdammt?!" Wütend schlug er die Autotür zu. "Mein Bruder war hier öfter gewesen mit Marie. Sie war die Schwester von Liam." fing ich an zu erzählen und setzte mich auf die Bank am Rand des Wassers. "Tayler und Marie hatten sich geliebt. Es war nie offiziell, doch jeder blinde hätte es merken können." Jeremy hatte sich nun neben mich gesetzt. "Eines Tages rief Tayler an und flehte mich an hier her zu kommen." erzählte ich weiter. "Die beiden waren Schwimmen gewesen. Marie tauchte gern. Doch an diesem Tag kam sie nicht wieder hoch. Polizei, Rettungswagen und die Feuerwehr waren schon da als ich ankam. Tayler war komplett aufgelöst. Liams schreie werde ich nie vergessen." ich zündete mir eine Zigarette an und zog an ihr. "Okay das ist krass. Wirklich krass. Aber was hat das mit all dem hier zu tun ?" fragte Parker. Und jetzt kam der unangenehme Teil. Ich konnte spüren wie mein Herz raste. "Liam gab Tayler die Schuld an Maries Tod. Er hatte es ihm nie verziehen. Er wollte Tayler das gleiche fühlen lassen, was er fühlen musste." antwortete ich ihm. Ich zog einen Zeitungsartikel aus meiner Jacke und gab ihn Jeremy. "18. Mai 2016. Einbruch im Freibad" skeptisch sah Jeremy sich den Artikel an. "Von dem Einbruch hatte ich gehört, aber was hat das damit zu tun ?" Verwirrt sah er mich an. Liam war dort eingebrochen und hatte mich in den Pool geworfen. Er wollte das mein Bruder seinen Schmerz nachempfindet. "Er wollte Tayler spüren lassen wie es ist, wenn man seine geliebte Schwester verliert. Er hat mich ins Wasser geworfen nachdem er mich gefesselt hatte." das waren die einzigen Worte die ich finden konnte. "Er wollte dich dort umringen ?!" seine Stimme bebte. Er schien genauso fassungslos zu sein, wie ich damals als es passierte...

***Flashback***
"Liam?! Liam bitte, tu das nicht.." flehte ich ich ihn an. Doch er hörte mir nicht zu. Immer wieder umwickelte er meine Beine mit dem Seil. "Marie hätte nicht sterben sollen. Doch dein Bruder hat es zugelassen. Er hat ihr nicht geholfen und jetzt wird er dir auch nicht helfen!" er war getrieben durch seine Wut. Er brach unsere größte Regel. Ein Eagle tut niemals einem anderen Eagles Leid an. "Liam bitte ich-" versuchte ich es wieder, doch er schlug mich. "Halt endlich dein Maul!" Er zog die Kabelbinder um meine Handgelenke noch enger. Sie bluteten schon. Er hob mich hoch. "Sie hatte es nicht verdient..." Murmelte Liam. "Aber du schon!" schrie er und warf mich in den Pool. Ich spürte das kalte Wasser um mich herum. Ich versuchte mich irgendwie an die Oberfläche zu kämpfen. Doch ich konnte nicht. Weder meine Beine noch meine Arme konnte ich richtig gewegen. Immer tief sank ich auf den Boden des Schwimmbeckens. Mir war kalt. Ich spürte wie mir die Luft ausging.
***Flashback Ende***

Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Die Erinnerung an jene Nacht schmerzte so sehr. Dieses Gefühl zu ertrinken. Es war schrecklich.