Völlig fertig und in Gedanken versunken lief ich zwischen den Steinen und Statuen herum. Inzwischen kannte ich jeden einzelnen von ihnen. Ich war so oft hergekommen in den letzten Monaten. Ich könnte den Weg mit geschlossenen Augen laufen und genau bei dem Grab meines Bruders stehen bleiben. Ich war zum Friedhof gefahren. Ich kam öfter her, manchmal um Fragen zu stellen, auf die Tayler mir nie wieder antworten könnte und manchmal, so wie jetzt, weil ich einfach nicht weiter wusste und ihn schrecklich vermisste.
Ich stand vor dem Grab meines Bruders und legte zwei Rosen darauf. Eine schwarze und eine weisse. Das war unser Ding. Ich war immer der Engel der Familie gewesen und er war mein Schatten. Wir hatten uns auch Ketten anfertigen lassen. Doch ich habe meine mit ihm zusammen begraben, denn ich hatte meinen Schatten verloren, meinen großen Bruder. Es war nun fast ein Jahr her und es kommt mir vor, als wäre er erst gestern von uns gegangen. Ich kniete mich auf den Boden und sah nur stumm den Stein an. "Nutze jede Sekunde deines Lebens um das zu tun, was dich glücklich macht. Tust du es nicht, kannst du nie behaupten gelebt zu haben." diese Worte standen ganz oben. Die goldene Schrift stach einem aus dem anthrazit farbenden Stein direkt ins Auge. Diese Worte beschrieben Taylers kurzes, aber dennoch schönes Leben perfekt. Er hatte immer getan was er tun wollte. Wenn er sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte man ihn nicht mehr aufhalten. Darum hatte ich diese Worte für ihn ausgewählt. Sie beschrieben einfach das war er war und was er sein wollte. Glücklich und unabhängig. Frei und furchtlos. Mir rollten die ersten Tränen über die Wangen. Es war schwer sich damit abzufinden, ihn niemals wieder sehen zu können. "Hey Bruderherz" sagte ich mit einem kleinen Lächeln. "Du fehlst mir. Du fehlst mir so sehr." schluchzend sah ich auf meine Hände. "Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich.. ich bin total überfordert.. die Geschäfte laufen gut, aber unsere Leute werden immer weniger..." sprach ich leise und sah zu wie die Tränen auf meine Hände tropften. "Henry ist tot... Aber das weißt du sicher. Ihr seid bestimmt schon zusammen." kurz musste ich lächeln, doch dann überkam mich eine Gefühlswelle. Eine Welle der Trauer und der Einsamkeit. "Ich brauche dich Tayler... Verdammt.. wieso bist du nur dieses Rennen gefahren.. ich hätte... Ich... Ich hätte dich aufhalten müssen..." meine Worte wurden immer wieder durch lautes schluchzen unterbrochen. Ich weinte. Eine Weile hatte ich so dar gesessen. Irgendwann hatte ich mich ein wenig beruhigt. Ich stand auf, legte meine Hand auf den Grabstein und flüsterte:"Ich liebe dich Bruderherz".
Auf dem Weg nach Hause hatte ich mich wieder gefangen. Es war jedesmal so, als würde beim betreten des Friedhofs meine Fassade brechen und sich nach dem verlassen sofort wieder aufbauen. Als Tayler noch da war, war es auch so. Beieinander waren wir immer völlig anders, viel liebevoller und glücklicher. Erst durch die Wild Eagles und den Bandenkrieg mit den Black Wolfs legte sich jeder von uns eine harte Schale zu.
"Mom ich bin wieder da!" rief ich durchs Haus. Doch ich bekam keine Antwort. Als ich ins Wohnzimmer ging sah ich einen Zettel auf dem Tisch. "Ich bin für ein paar Tage geschäftlich unterwegs. Kuss Mama" Ich war also allein für die nächsten Tage ? Diese Erkenntnis klang gut. Müde von den ganzen Geschehnissen ging ich hoch in mein Zimmer. Es war jetzt kurz nach zwölf und ich beschloss einfach nochmal schlafen zu gehen.
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Der Feind an meiner Seite
Fiksi RemajaWild Eagles. Black Wolfs. Zwei verfeindete Gangs die nun vor einer gemeinsamen Aufgabe standen: Die Roten Teufel aus der Stadt zu jagen. _________________________ Storyausschnitt: [...] "Nathalie!" Schrie er und kam einige Schritte auf uns zu. "Was...