Kapitel 14
Lily:
Ich zog mir gerade wieder die Hose an, die mir Markus geliehen hatte, als es an meiner Zimmertür klopfte. Maxi steckte seinen Kopf herein. „Hey, kann ich reinkommen?" Ich versuchte zu lächeln. „Klar, komm rein." Maxi kam auf mich zu. „Lily, es tut mir so leid was passiert ist. Ich hab ihm von Anfang an nicht getraut, ich hätte mir dir reden müssen, ich hätte..."
„Nein Maxi. Es ist nicht deine Schuld, okay? Es hätte auch nichts gebracht, wenn du mit mir geredet hättest, ich hätte dir niemals die Wahrheit gesagt. Ich hatte zu viel Angst. Vor Paul, vor der Situation und...ich hatte Angst wie du reagieren würdest. Wir verstehen uns erst seit kurzem und ich wusste nicht, ob du mir glauben würdest."
„Bitte Maxi, mach dir keine Vorwürfe. Es ist ja nichts passiert." Ich versuchte Maxi anzulächeln, was mir jedoch misslang. Die ersten Tränen lösten sich aus meinen Augen. „Es ist alles in Ordnung, Maxi, ja?"
Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, all das hätte nicht passieren dürfen. Ich hätte auf dich aufpassen sollen, ich bin dein großer Bruder verdammt!" Ich zuckte bei seiner immer lauter werdenden Stimme zusammen. „Verzeih mir, Lily. Dass ich, als du zu uns gekommen bist, so ein Arschloch war. Dass ich dich nicht vor diesem Mistkerl beschützt habe, es hätte mir auffallen müssen dass da etwas nicht stimmt. Ich hab immerhin gesehen wie du dich verhalten hast wenn er da war. Ich hab die Zeichen einfach ignoriert. Es tut mir so leid." Ich ging auf meinen Bruder zu und streckte meine Hände nach seinem Gesicht aus, um seine inzwischen aufkommenden Tränen aus dem Gesicht zu wischen. „Nichts von alldem ist deine Schuld Maxi. Du hättest nichts tun können, Paul, er hat mich besessen, dass wusste er. Und ich auch, deswegen hätte ich mich niemals irgendjemanden anvertrauen können. Dass meine Mutter und ich den Unfall hatten, als ich erfuhr dass sie tot sei und ich zu meinen Vater hierher ziehen würde, dass alles gab mir nochmal Mut. Den Mut mich von Paul zu trennen, ein neues Leben zu beginnen. Ich wusste dass dies eine neue Chance für mich werden würde. Nur ist Paul mir hier her gefolgt und wollte es nicht wahrhaben dass es vorbei ist. Das hat er mir noch am selben Tag klar gemacht, als er bei uns war." Mein Blick ging zu Boden. Maxi's Augen weiteten sich, als er begriff was ich ihm gerade gesagt habe. „Die Grillerei. Ich war im Garten...."
„Es ist okay Maxi. Du kannst nichts dafür. Das ist eine Sache zwischen Paul und mir gewesen, niemand hätte etwas dagegen tun können." Es klopfte erneut bevor er mir antworten konnte. Die Tür öffnete sich und ein Mann betrat das Zimmer. „Guten Tag, ich bin Kommissar Hansen. Ich bin mit ihrem Fall beauftragt. Fühlen Sie sich in der Lage mir ein paar Fragen zu beantworten, Fräulein Andersen?" Ich atmete tief ein, meinen Blick gesenkt. Dann hob ich ihn und sah den Kommissar an. „Ja, ich denke schon." „Gut, wir können jederzeit abbrechen wenn es Ihnen zu viel wird, in Ordnung?" meinte der Kommissar.
Ich nickte. „Maxi, kannst du bitte hierbleiben?" Ich griff nach seiner Hand, als er gerade im Begriff war, zur Tür zu gehen. Ich wollte gerade nicht allein sein. Er sah mich etwas verwundert an. „Natürlich. Ich bin für dich da."
Maxi:
Lily ließ meine Hand so schnell wieder los wie sie sie ergriffen hatte. Sie setzte sich auf das Bett hinter ihr. Ich ging zum Fenster und lehnte mich an die Fensterbank. Kommissar Hansen begann mit seiner Befragung. „Erzählen Sie mir bitte genau was passiert ist. Am besten von Anfang an. Wie lange kennen Sie Hr. Wühring schon, hat er sie schon einmal geschlagen, oder versucht sie zu vergewaltigen?"
„Ich kenne Paul seit etwa 2 Jahren. Wir waren anfangs nur befreundet. Vor etwa einem halben Jahr, sind wir zusammen gekommen. 2 Monate später hat er mich dann das erste Mal geschlagen. Er hat beteuert dass es nur ein Ausrutscher war, aber schon ein paar Wochen später schlug er mich wieder. Er meinte immer wieder dass es nur Ausrutscher waren. Etwa eine Wochen vor dem Unfall, als wir wieder gestritten haben und er mich wieder verprügelt hatte, hab ich mich von ihm getrennt. Er wollte das natürlich nicht akzeptieren, rief mich ständig an, versuchte mich zu Hause oder in der Schule bei den Pausen abzufangen. Aber ich hab immer darauf geachtet dass ich nicht allein unterwegs war. Ich hatte zu große Angst vor dem, was passieren würde, wenn er mich mal allein erwischt hätte. Dann hatten meine Mum und ich einen Unfall, bei dem sie ums Leben kam. Er hat mich im Krankenhaus besucht, wollte dass ich ihm nochmal eine Chance gebe. Aber ich hab ihm gesagt er soll verschwinden. Er tat dies dann auch, sagte aber beim Rausgehen dass ich es noch bereuen würde. Knappe vier Wochen später stand er in meinem neuen zu Hause. Ich bin mit ihm in mein Zimmer gegangen, ich wusste dass es riskant war, aber aus irgendeinem Grund tat ich es trotzdem." Lily sah kurz zu mir nach hinten. „Mein Bruder Maxi, er hatte an diesem Abend mit seinen Freunden eine Grillparty bei uns im Garten geplant, weshalb er im Garten alles vorbereitet hat. Paul hat seine Chance genutzt und..." Lily begann zu weinen, ich wollte gerade auf sie zu gehen, als sie ihren Kopf hob und weitersprach. „Er hat mich verprügelt. Er meinte ich sei selbst Schuld an der ganzen Situation und dass ich ihm jetzt besser gehorchen sollte. Ich hab mich also seinen Willen gebeugt, ich wollte dass es...dass er aufhört."
„Wieso haben Sie nicht ihren Vater informiert, oder Ihren Bruder? Gab es niemanden mit dem Sie reden konnten?" War das sein Ernst? Meine Schwester erzählte ihm gerade was dieses Arschloch ihr angetan hatte und er fragte sie ernsthaft warum sie nichts gesagt hat?
„Ich hatte Angst dass mir niemand glaubt. Mein Vater ist viel arbeiten und meine Brüder und ich hatten anfangs nicht das beste Verhältnis zueinander." Der Kommissar sah erst mich an, bevor er wieder zu Lily sah. „Tut mir Leid, aber ich musste diese Frage stellen. Was ist heute passiert?" Lily blickte starr auf den Boden, sie war vorher schon blass, aber jetzt, sie sah aus, als würde sie gleich kollabieren. Ich ging nun doch schnellen Schrittes auf sie zu und legte meine Hand auf ihren Rücken, „Du kannst jederzeit aufhören, okay?" Ich bemerkte wie sich Lily unter meiner Berührung anspannte. „Nein, ich will es hinter mich bringen. Paul wollte sich wieder einmal entschuldigen, dafür dass er mich verprügelt hat. Er meinte, er wollte das ja nicht aber mit meinem Verhalten würde ich ihn immer wütend machen und dann würde so etwas nun mal passieren. Er zwang mich ihn anzusehen, dann hat er mich geküsst und begonnen mich anzufassen. Ich hab ihm gesagt dass ich das nicht will, aber er ignorierte es. Er meinte er wüsste dass ich es auch wolle und ich sollte mich nicht zieren. Er hat meine Hände über meinen Kopf festgehalten und begann mich auszuziehen. Ich dachte nur noch daran, dass es hoffentlich schnell vorbei sei würde. Paul ließ seinen Griff kurz locker als er sich seinen Gürtel öffnen wollte und da hab ich meine Chance erkannt. Ich zog mein Knie schnell an und hab ihn getroffen. Er ließ von mir ab und ich hab mir nur noch meinen Slip genommen und bin gerannt. Ich lief bis ich irgendwann bei Markus Haus ankam."
„Markus von Theumer? Warum sind Sie zu ihm?" fragte der Kommissar und notierte sich wieder etwas in seinem Notizblock.
„Ich weiß es nicht, ich hatte eigentlich kein Ziel." murmelte Lily.
„Gut, danke. Ich garantiere Ihnen dass Hr. Wühring Sie jetzt erstmal nicht mehr belästigen wird. Er wird erst mal, bis zu seiner Anhörung, in U-Haft sein. Alles Gute." Mit diesen Worten verabschiedete sich der Kommissar und ging nach draußen.
Lily stand von dem Bett auf und drehte sich zu mir um. „Es tut mir so leid Maxi!" Sie warf sich regelrecht in meine Arme und weinte. Ich schloss meine Arme um sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Alles gut, du musst dich für nichts entschuldigen." flüsterte ich ihr beruhigend zu.
Wenn ich daran dachte, was dieser Typ mit ihr gemacht hatte, ich könnte ihn auf der Stelle umbringen.
Markus:
„Gut Hr. Von Theumer. Danke dass Sie meine Fragen beantwortet haben. Falls Ihnen noch etwas einfällt, hier ist meine Karte." Der Kommissar gab mir seine Karte und ging. Ich sah wie der andere aus dem Zimmer kam, in dem Maxi vorhin verschwunden war. Gerade wollte ich mich auf den Weg dorthin machen als jemand meinen Namen rief. „Markus!" Sofort drehte ich mich um und erblicke Hr. Maximilian und die Hexe.
„Markus! Wo ist meine Tochter? Geht es ihr gut?" fragte er sofort.
„Sie ist in dem Zimmer dort." Ich deutete auf das Zimmer und bevor ich noch weitersprechen konnte, lief er schon in die Richtung in die ich gedeutet hatte.
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Neues Leben, Neue Chancen?
FanfictionNach einem Unfall zieht Lily von Augsburg zu ihrem Vater nach Grünwald. Dieser muss sich nun gegenüber seinem Sohn, seiner Vergangenheit stellen und ihm erklären dass er eine kleine Schwester hat. Dieser ist natürlich ausser sich und nimmt sich vor...