Kapitel 1

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Maxi:

„Ich muss es ihm sagen. Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen." Ich höre wie mein Vater mit der Hexe von Bogenhausen, meiner Stiefmutter, über irgendetwas spricht.

„Ja, das hättest du wirklich tun sollen, Theodor. Mach es jetzt. Maxi wird es so oder so erfahren." „Was werde ich erfahren?" Ich trete in die Küche nachdem mein Name gefallen ist. Papa sieht mich erschrocken an. „Maxi! Ich... wir müssen reden. Kannst du deinen Bruder holen?" Ich sehe meinen Vater an, nicke aber und hole Nerv. Wir setzen uns ins Wohnzimmer wo unsere Eltern bereits auf uns warten. „Also, was soll ich denn erfahren?"

Mein Vater geht unruhig auf und ab. So kenne ich ihn gar nicht. Ich beobachte ihn etwas genauer und da fällt mir auf, dass seine Augen etwas gerötet und geschwollen sind. Hat er etwa geweint? „Maxi, Nerv, ich muss euch etwas sagen. Also, wie soll ich anfangen? Maxi, du musst wissen dass es mir leid tut." Was war denn nun mit Papa los? Wer war dieser Mann und was hat er mit meinem Vater gemacht?! „Vor knapp 16 Jahren war ich in Augsburg, ich war dort geschäftlich. Ich war abends in einer Bar und habe etwas zu tief ins Glas geschaut. Da hab ich diese Frau kennengelernt." Mein Vater bleibt vor mir stehen und geht in die Hocke um in einer Augenhöhe mit mir zu sein. Ich ahne was mir mein Vater sagen will, er hatte eine Affäre.

„Nunja, diese Frau, sie hieß Tessa, und ich, wir haben uns gut unterhalten. Eins führte zum anderen und ....", er griff sich nervös in den Nacken, „Maxi, was ich dir sagen will... Du hast eine Schwester." Ich hatte eine Schwester? Das war doch wohl ein Scherz oder. „Was? Was hast du da gerade gesagt?"

„Ich wollte nicht dass du es jemals erfährst, Maxi. Aber Tessa hatte einen Unfall, sie hat ihn nicht überlebt und ich bin Lily's nächster Verwandter. Sie wird also hier einziehen."

Mein Vater hatte vor 16 Jahren eine Affäre, aus dieser Affäre entstand also ein Kind und dieses Kind soll jetzt bei uns einziehen? „Du verarscht mich doch oder?" Ich sah von meinem Vater zu meiner Stiefmutter und dann zu Nerv. Der sah genauso geschockt zu meinem Vater. „Beim Sternschnuppen funkelnden Drachenschleim!" entfuhr es Nerv.

„Nerv! Bitte!", die Hexe sah ihren Sohn böse funkelnd an.

„Wieso hast du nie gesagt dass ich eine Schwester habe? Wieso?"

„Ich weiß es auch nicht, Maxi. Es tut mir leid. Es war ein Fehler die nie von ihr zu erzählen, dass weiß ich. Aber ich kann es nicht mehr rückgängig machen."

„Kacke verdammte. Komm Nerv, lass uns hier abhauen." Nerv und ich erhoben uns, aber Papa hielt mich am Arm fest. „Bitte Maxi! Ich weiß dass das nicht leicht für dich ist und auch nicht leicht werden wird. Aber bitte gib ihr eine Chance. Ihre Mutter ist gerade erst gestorben, sie ist allein und hat jetzt niemanden ausser uns." Ich sehe meinen Vater nur wütend an, reiße mich von ihm los und gehe mit Nerv zur Haustür. Ich drehe mich noch einmal um. „Vergiss es! Ich will sie nicht hier haben!! Jetzt weiß ich auch warum uns Mama damals verlassen hat! Es ist deine Schuld!" Dann schnappe ich mir meinen Motorradhelm und laufe nach draußen, gefolgt von Nerv. Ich steige auf mein Motorrad und warte dass Nerv sein Kart startet. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, fahren wir los. Wir wissen auch ohne viele Worte wo wir hinwollen.

Am Teufelstopf angekommen, schnappe ich mir den Ball, den Nerv immer in seinem Kart hat und beginne ihn ins Tor zu schießen. Nachdem Nerv mir einige Zeit zugesehen hat und ich mich einigermaßen abgeregt habe, setzt er sich zu mir aufs Spielfeld. „Da hat dein Vater eine ganz schöne Bombe platzen lassen." Er versucht zu lächeln, gelingt ihm aber nicht ganz. Ich starre nur vor mich hin. „Ich wusste nicht, dass deine Mutter euch verlassen hat. Ich dachte sie sei gestorben." „Ist sie auch. Zuerst hat sie uns verlassen, ein paar Jahre später ist sie dann gestorben. Sie hatte Krebs. Ich dachte immer, sie hat uns verlassen, weil sie nicht wollte dass wir sehen wie sie nach und nach zerbricht, aber anscheinend hatte sie andere Gründe."

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