Kapitel 20

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Markus:

Eine Woche war vergangen, seit Maxi uns erzählte, dass Lily sich mit ihrem Vater gefetzt hatte und zu ihren Großeltern abgehauen war.

Ich würde lügen wenn ich sagte, dass ich sie nicht vermisste. „Markus, stimmt etwas nicht? Warum stocherst du in deinem essen rum anstatt zu essen?" Meine Mum riss mich aus meinen Gedanken. „Ich hab keine Hunger. Kann ich gehen?" murmelte ich nur.

Meine Mutter wechselte einen Blick mit meinem Vater. „Natürlich."

Ich stand auf und ging so schnell wie möglich in mein Zimmer. Oh man...was war nur los mit mir? Wieso konnte ich sie nicht einfach vergessen, es war das beste für sie und für mich. Mir fielen die Worte meines Vaters ein. Sollte ich vielleicht doch mal mit ihm reden? Wir hatten wirklich noch nie die beste Beziehung zueinander, da hatte er mehr als nur Recht, aber wieso hatte ich das Gefühl dass ich doch mit ihm reden sollte? Argh...wieso musste alles so verdammt kompliziert sein, seit Lily aufgekreuzt war?!

Ich strich mir mit meiner Hand übers Gesicht, nahm mir mein Handy und öffnete Whats App. „Hey Lily. Hoffe es geht dir gut? Wie gefällt's dir bei deinen Großeltern? Grüße Markus." Ich starrte die Nachricht an, dann löschte ich sie wieder. Dampfender Teufelsdreck, wieso schrieb ich denn so nen Müll. Ich versuchte noch ein paar mal eine passende Nachricht an Lily zu schreiben, bis ich es aufgab und mein Handy auf's Bett warf. Ich sah auf die Uhr, ich hatte jetzt wirklich fast eine Stunde damit verbracht Lily eine Nachricht zu schreiben. Kacke verdammte. Ich ging aus meinem Zimmer und fand mich vor der Tür zum Arbeitszimmers meines Vaters wieder. Was wollte ich hier? Zögernd klopfte ich an. „Ja bitte?" Langsam betrat ich das Arbeitszimmer. Wieder geisterte mir die Frage durch meinen Kopf, was ich hier eigentlich wollte.

„Hey Papa." „Markus, was kann ich für dich tun?" Er sah mich erwartungsvoll an. Nachdem ich nichts sagte, deutete er auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Setz dich doch und wenn du weißt was du willst, sag Bescheid." Damit wandte er sich wieder den Papieren zu, die vor ihm lagen. Ich setzte mich also auf den bequemen Stuhl, auf dem ich schon oft gesessen hatte, um mir Standpauken meines Vaters anzuhören. Warum ich Fußball spielte und dass ich dies besser sein lassen sollte. Das ich am Wochenende wieder mal zu viel getrunken hatte oder aber auch, warum meine Chemienoten einfach nicht besser wurden. So saß ich einige Zeit schweigend da und seufzte. „Markus! Was ist denn nur los mit dir? Seit 20 Minuten seufzt du herum, als würdest du... keine Ahnung, was! Also, was bedrückt dich?" Erschrocken sah ich meinen Vater an, zwanzig Minuten war ich schon hier? Oh man... „Ich weiß auch nicht. Es ist nur...ach kacke verdammte." fluchte ich.

„Hör zu. Wir beide, wir fahren jetzt auf den Golfplatz. Dort werden wir jetzt mal ein paar Runden einlochen und du erzählst mir was los ist. Und du brauchst jetzt gar nicht so ein angepisstes Gesicht ziehen, du wolltest ja vor ein paar Tagen freiwillig mit!" Ungläubig starrte ich meinen Vater an, so eine Wortwahl war ich nicht von ihm gewohnt, egal wie sehr er mich zur Schnecke machte, er achtete immer auf seinen Worte. Noch immer total geschockt von ihm, trottete ich ihm hinterher und wir fuhren zum Golfplatz.


„Du hältst den Schläger verkehrt. Mensch Markus, konzentrier dich und halte ihn richtig, so wie du es gelernt hast. Ja, genau und jetzt schlag." Mit einem kräftigen Schlag beförderte ich den Ball weg. Mein Vater nickte mir zu bevor er selbst zum Schlag ansetzte. Wir spielten eine Zeit lang bevor er wieder das Wort an mich richtete. „Willst du mir jetzt erzählen was mit dir los ist? Hat es etwas mit Theodors Tochter zu tun?" Ungläubig starrte ich meinen Vater an. „Ach komm schon, hältst du mich wirklich für so dumm? Seit du sie kennst benimmst du dich wie ein liebeskranker Trottel. Also, was ist zwischen euch beiden?" meinte Papa.

„Nun ja..also..." begann ich rumzudrucksen. „Keine Sorge, ich sag nichts zu Theodor oder sonst wem. Alles was wir beide hier bereden, bleibt zwischen uns, versprochen." Und zum ersten Mal, spürte ich, wie eine väterliche Wärme von meinem Vater ausging als er mir seine Hand auf meine Schulter legte. Ich atmete tief ein und begann zu erzählen. Wie Maxi uns von ihr erzählt hatte, dem Plan sie zu ignorieren damit sie sich möglichst unwillkommen fühlte, als ich sie das erste Mal gesehen hab, was das in mir ausgelöst hatte, ich erzählte ihm wie ich sie bei unserem kennenlernen dabei ertappt hab, dass sie mich angestarrt hatte und ich sie nach Hause gebracht hab. Die Standpauke der anderen, deswegen. Ich war so in meinem Redefluss dass ich ihm sogar von meinem Traum erzählte. „Deswegen hab ich sie dann den ganzen Abend ignoriert, mir war das einfach so verdammt peinlich! Und dann sitzt sie da gegenüber von mir, so wunderschön und unschuldig, ich konnte nur an diesen verdammten Traum denken!" Mein Vater sah mich an, bevor er zum Schlag ansetzte. Mit einem perfekten Schwung beförderte er den Ball ins Loch. „Nun ja, das kann schon mal passieren, Markus. Das ist völlig normal, aber das ist nicht alles, oder? Ich meine, das ist jetzt schon eine Zeit her und trotzdem benimmst du dich so. Was ist da noch?" Also erzählte ich weiter, was ich auf der Party zu Juli gesagt hab und Lily das mitbekommen hatte, wie sie weggelaufen war und Maxi mich deswegen beschimpfte, ich mich dann bei ihr dafür entschuldigt hab, sie mir sofort verziehen hatte aber sie mich trotzdem immer auf Abstand hielt. Wie ich von Maxi erfahren hab dass sie einen Freund hat und es mir das Herz gebrochen hatte, das zu hören. Ich erzählte ihm von dem Streit, den ich mitbekommen hab und von Paul. Wie sie wenige Wochen später in meinem Zimmer auf mich wartete, misshandelt, halb nackt. Und dann erzählte ich ihm von der Party, was sie mir erzählt hatte und dass ich sie geküsst hab



. Nur um ihr am nächsten Tag zu sagen dass es ein Fehler war und ich es bereute.

„Du bist ein Idiot, Markus von Theumer." Mein Vater sah mich mit diesem herablassenden Blick an, den er immer aufsetzte wenn er mir eine Standpauke hielt. Na danke auch, ich wusste dass es ein Fehler war mich ihm anzuvertrauen. „Was?" brachte ich trotzdem nur heraus. „Du bist ein Idiot! Ich dachte wir hätten dich zu etwas besserem erzogen. Merkst du es denn wirklich nicht? Du erzählst mir davon wie sehr du dich in dieses Mädchen verknallt hast, dass dein Herz brach als du von Maxi erfahren hast dass sie einen Freund hat. Wenige Wochen später sagst du, sitzt sie von ihrem Freund misshandelt und fast vergewaltigt in DEINEM Zimmer. Sie kommt zu dir, weil sie sich von DIR Hilfe erhofft, die du ihr auch gibst, nur um sie Tage später wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Und du wunderst dich dass sie abhaut. Markus, du stehst dir selbst im Weg. Anscheinend fühlt sie auch etwas für dich, klar dass sie sich nach der Sache mit ihrem Freund, bei eurem ersten Kuss versteift. Immerhin hat der Typ sie fast vergewaltigt. Verstehst du es jetzt Markus? Sie hat Angst! Angst dass ihr das selbe nochmal widerfährt, mit dir. Wir wissen beide, dass du so etwas nicht tun würdest. Aber sie nicht, sie weiß das nicht. Wahrscheinlich dachte sie das nicht mal von ihrem Freund und trotzdem hat er es getan. Das Mädchen braucht Hilfe, und du weist sie zurück. Auch wenn es nichts ernstes wird zwischen euch beiden, sei wenigstens als ein Freund für sie da und steh ihr bei. Hilf ihr, dass sie wieder vertrauen kann. Markus, du musst ihr sagen dass du für sie da bist. Wie gesagt, du sollst ihr vielleicht nicht gleich deine romantischen Gefühle für sie gestehen, vielleicht lässt du auch besser den Traum weg, aber zeig ihr, dass du ein Freund für sie bist. Dass sie dir vertrauen kann und immer zu dir kommen kann. So wie nach dem Vorfall. Zeig ihr, dass du ihr hilfst, zurück ins Leben zu finden. Das Mädchen musste soviel durchmachen, sie kann jemanden an ihrer Seite brauchen, der sie wieder aufbaut."

Whoa...das hätt ich niemals von meinem Vater erwartet. Er knallte mir die Wahrheit ins Gesicht, er hatte absolut recht. Ich hatte solche Angst davor, Lily zu verletzen dass ich sie von mir stieß, obwohl sie meine Hilfe wollte. Ich musste dringend mit ihr reden. „Danke Papa! Ich muss sofort zu ihr, ich muss mit ihr reden!" Mein Vater lächelte mich an. Ich hätte nie gedacht dass ich jemals mit meinem Vater so offen über etwas reden könnte, schon gar nicht was meine Gefühle betraf.




Hallo meine Lieben! :) Erstmal möchte ich mich für eueren super Support bedanken. Hab mich jedes mal gefreut wenn ich wieder einen neuen Stern von euch bekommen  hab oder auch mal jemand kommentiert hat. ;)

Sorry dass jetzt so lange nichts kam, mir gings leider nicht so gut. Aber dafür werden heute noch ein paar Kapitel mehr kommen. Muss nur schauen, dass mein kleiner Sohnemann dann schläft, der hat nämlich auch grad ein paar Probleme mit dem Einschlafen. :p

Bis bald und nochmals vielen dank an jeden einzelnen von euch!! :-*

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