Kapitel 32

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Markus:

Das hat er jetzt nicht wirklich gesagt oder?

„Fick dich Maxi! Fick dich!" Lily flüsterte diese Worte nur noch. Tränen sammelten sich in ihren Augen bevor sie sich umdrehte und weglief. Maxi stand nur noch reglos da.

„Was hast du eben gesagt, Maxi? Was hat Paul getan?" Nerv war der erste der wieder zu sich kam. Maxi drehte sich zu uns um. Sein Blick traf den meinen. „Du bist so ein Arschloch Maxi!" fuhr ich ihn an, bevor ich Lily hinterher rannte.

Maxi:

Nein, nein! Das wollte ich nicht! Wieso hab ich das gesagt? Was war nur los mit mir? Markus hatte absolut recht, ich war ein Arschloch. Wenn ich könnte, ich würde die Zeit zurück drehen. Die anderen starrten mich noch immer an. „Maxi?" Ich sah zu Nerv, meinem kleinen Bruder. „Was?" fuhr ich ihn an. Der kleinere zuckte zusammen.

„Das ist nicht wahr, oder? Paul hat das nicht getan, oder?" Nerv sah mich mit großen Augen an. „Ich denke wir sollten rein gehen. Die erste Stunde beginnt gleich." beendete ich so das Thema. Es war eine erdrückende Stimmung zwischen uns allen.

Markus:

„Lily warte!" versuchte ich Lily zu stoppen, sie lief trotzdem weiter. Man, sie war echt schnell. Wir waren schon längst nicht mehr am Schulgelände. Irgendwie schaffte ich es aber sie doch einzuholen. Ich griff nach ihrem Arm und zog sie zu mir. „Lass mich los!" schrie sie mich an. Trotzdem zog ich sie fester zu mir und drückte sie gegen mich. Anfangs schlug sie mit ihren Fäusten auf meine Brust, ließ jedoch dann ihre Arme sinken und grub ihr Gesicht in mein Shirt. Sie weinte, natürlich. Langsam und beruhigend strich ich ihr über ihren Rücken, bis nur noch einzelne Schluchzer von ihr zu hören waren. Langsam lockerte ich meine Umarmung, Lily hielt ihr Gesicht jedoch weiter nach unten.

„Wieso hat er das getan? Wieso Markus?" Nun hob sie doch ihren Blick und sah mir tief in die Augen, als würde sie die Antwort darin finden. „Ich weiß es nicht." Lily schlang ihre Arme um meinen Oberkörper und drückte sich fest gegen mich. Sofort schloss ich meine Arme wieder um sie. So standen wir noch einige Minuten ohne ein Wort zu sagen da.

„Wir sollten zurück gehen. Ich will nicht dass du wegen mir Ärger bekommst." schniefte Lily. „Keine Sorge, den bekomm ich nicht. Und wenn, du bist es mir wert." antwortete ich ihr. Ein leichtes lächeln zog sich über ihr Gesicht.

Sie nahm mich bei der Hand und verschränkte ihre Finger mit den meinen. „Danke Markus." „Wofür?" fragte ich. „Dafür dass du hier bist. Und mir Zeit gibst. Es bedeutet mir viel, das zu wissen." Ich lächelte sie an. „Du kannst mir vertrauen. Das verspreche ich dir."

Hand in Hand gingen wir zurück zur Schule.

Lily:

Markus war einfach...keine Ahnung wie ich das beschreiben sollte. Er war einfach so einfühlsam. Langsam bekam ich immer mehr das Gefühl, dass ich ihm vertrauen konnte. Als wir so Hand in Hand zur Schule zurück gingen, sagte keiner ein Wort, das machte aber nichts. Es war ein wohliges Gefühl. Trotzdem ging mir dieser eine Gedanke nicht aus dem Kopf. Warum hatte Maxi das gesagt? Was war nur los mit ihm? Gestern hatten wir so einen tollen Geschwistermoment und jetzt das? Nur wegen einer Party, von der Papa nichts wissen sollte. „Worüber denkst du nach?" riss Markus mich aus meinen Gedanken.

„Über Maxi, wir haben uns gestern Nacht eigentlich wieder vertragen und jetzt das." erzählte ich ihm.

„Gestern Nacht?" Wir kamen gerade in der Schule an. „Ja, ich erzähl dir später alles, okay? Ich geh jetzt erst mal zur Toilette und versuche das hier noch etwas zu retten." Dabei deutete ich leicht lachend auf mein Gesicht. Markus sah mich mit einem liebevollen Blick an. „Du siehst wunderschön aus. Du musst nichts retten." Spielerisch boxte ich ihm auf den Arm. „Charmeur." Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und gingen getrennte Wege. Markus in seine Klasse und ich auf die Toilette.


Es klingelte zur großen Pause und als ich gerade mit Leana nach draußen ging, fing mich Markus an der Tür ab. „Hey. Alles klar?" Leana lächelte mich an und meinte nur, ich wüsste ja wo sie sind. Lächelnd nickte ich ihr zu.

„Hy, ja, ich denke schon. Bei dir?" Markus lächelt mich an. „Alles klar. Maxi war die letzten zwei Stunden sehr schweigsam. Man sieht ihm an, dass er ein schlechtes Gewissen hat." Mein Blick verfinsterte sich. „Markus, ich verstehe es wenn du mit deinen Freunden die Pause verbringen möchtest, ich will Maxi aber im Moment nicht sehen. Sehen wir uns nach der Schule?" meinte ich. „Wie du möchtest, aber ich würde die Pause auch gern mit dir verbringen. Du wolltest mir ja auch noch etwas erzählen." zwinkerte der blonde mich an.

„Ja...okay, komm." Wir gingen an einen etwas ruhigeren Ort, nach draußen. Als wir für uns waren, setzten wir uns in die Wiese. „Ich hab letzte Nacht von....von dir geträumt." Markus sah mich breit grinsend an. „Ach ja?" Ich sah auf den Boden. „Ja. Aber...es war nichts schönes." Markus rückte näher an mich, legte einen Arm um mich. „Was hast du geträumt?" fragte er nach. Ich atmete tief ein und stieß die Luft aus. „Wir waren im Wald, wo wir gestern waren, auf dieser Lichtung. Wir lagen auf der Decke und haben uns geküsst. Du wurdest fordernder und hast....du hast an meiner Hose rum hantiert. Ich hab dir gesagt, dass ich das nicht will aber du hast einfach weitergemacht." Markus Gesichtsfeld verfinsterte sich. „Und dann warst das nicht mehr du sondern Paul. Und er wollte mich..." Ich konnte nicht mehr weiterreden. Markus zog mich fester in seine Arme. „Ich würde niemals etwas tun was du nicht willst Lily, okay? Niemals." nuschelte Markus in mein Haar. Ich sog Markus Duft ein, er roch nach Aftershave. „Jedenfalls hab ich geschrien und mein Vater hat mich geweckt. Später dann haben Maxi und ich geredet und ich hab bei ihm geschlafen, ich wollte nicht allein sein." Markus hielt mich noch immer fest in seinen Armen. „Und dann liefert er diese Aktion. Ich dachte wirklich dass wir das Kriegsbeil nun endlich begraben hätten." redete ich weiter.

„Das was Maxi gesagt hat, es war nicht richtig. Aber redet nochmal miteinander. Es tut ihm wirklich leid, dass merkt man." meinte Markus. „Wir sollten jetzt besser zurück gehen, die Pause ist fast vorbei." erwiderte ich nun. Markus stand auf und zog mich hoch. „Kommst du heute Nachmittag mit zu mir? Ich könnte Hilfe beim Aufbau meines Bettes gebrauchen. Papa muss arbeiten und eigentlich wollten Maxi, Nerv und ich das machen..." Markus grinste mich wieder breit an. „Klar helfe ich dir." Ich wurde rot und wir gingen zurück.


In der Klasse, während des Unterrichts, stupste mich Leana an. „Hey, ist alles in Ordnung bei dir?" Ich lächelte Leana an und nickte. „Kommst du morgen zur Party?" fragte sie weiter. „Ja, ich hab Papa gesagt dass wir einen Mädelsabend machen, sonst würde er mich nicht hin lassen. Ich kenne meinen Vater. Er hat sogar Maxi gefragt ob er dich kennt, als würde er mir nicht vertrauen. Naja, klar, ich hab ihn wegen morgen angelogen, aber trotzdem." Leana lächelte mich weiter an. „Und was ist da zwischen dir und Markus?" „Nichts. Wir sind Freunde." nuschelte ich und wurde augenblicklich rot. „Na klar." grinste Leana weiter.

„Leana! Lillien! Lässt ihr uns an eurer Konversation teilhaben?", meinte unser Deutschlehrer Hr. Wolf. Wir schütteltenn beide den Kopf und schwiegen die restliche Stunde. Der Schultag ging schnell vorbei und ich hatte es geschafft Maxi aus dem Weg zu gehen. Gerade gingen Leana, Cindy und ich aus der Schule, als ich ein bekanntes Gesicht auf der anderen Straßenseite sah.

Er lehnte an einem Baum, als hätte er auf mich gewartet. Er winkte mir zu, lächelte mich an und ging dann ohne ein Wort weiter.

„Wer war das denn? Kennst du den Lily?" Ich war leichenblass. „Lily? Geht es dir nicht gut?" fragte mich Cindy weiter. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und zuckte zusammen. Es war Leana. „Lily?" „Nein, alles okay. Lasst uns nach Hause gehen." Zum Glück teilten die beiden Mädchen ein Stück des Weges mit mir, denn ich wüsste nicht was ich sonst gemacht hätte. Allein würde ich jedenfalls nicht nach Hause gehen und bis Nerv oder Markus frei hatten, dauerte es noch 2 Stunden.

Cindy war die erste die sich verabschiedet hatte, sie musste nach rechts um nach Hause zu kommen. Leana wohnte etwa 3 Straßen weiter. Wo sie sich nun auch von mir verabschiedete. Ich hatte noch einen Fußweg von etwa zehn Minuten vor mir. Immer wieder drehte ich mich um und fühlte mich dabei beobachtet.

„Hallo Lillien! Hast du mich denn schon vermisst?" Ich blieb stehen und wagte es nicht mich umzudrehen. Langsam kam er näher, ich konnte seinen warmen Atem spüren, als er von hinten meinen Nacken küsste.

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