Kapitel 16

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Lily:

Mit riesigen Kopfschmerzen und einer extremen Übelkeit wachte ich auf. Ich versuchte mich zu orientieren, auf jeden Fall war ich nicht in meinem Zimmer. Also sah ich mich um, es waren Bilder aufgehängt, die eine Fußballmannschaft zeigte. Ich erkannte darauf meine Brüder und die anderen Wilden Kerle. Die Wände waren weiß gestrichen, außer eine, diese war dunkelgrau. Dort hing auch ein Poster mit dem Logo vom FC Bayern München. In einer Ecke stand ein Bücherregal, wo ein Schreibtisch angrenzte. Ich sah zu dem riesigen Bett, indem ich gerade noch gelegen hatte. Letzte Woche war die Bettwäsche noch schwarz bezogen, heute war sie in einem dunkellila. Erinnerungen krochen in mir hoch. Ich fühlte mich, als könnte ich mich nicht mehr bewegen. Die Übelkeit nahm zu, ich wusste, dass ich am besten die Toilette aufsuchen sollte, ansonsten würde es gleich unschön werden. Ich nahm eine Tür, auf der anderen Seite des Zimmers wahr, lief schnell darauf zu und war froh, als ich sie öffnete, dort ein kleines Bad vorzufinden. Ich stürzte auf die Toilette zu und übergab mich.

Eine gefühlte Ewigkeit später, merkte ich, wie die Übelkeit langsam schwand. Also ging ich zum Waschbecken um mir den Mund auszuspülen und mir kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen. Den Blick in den Spiegel hätt ich mir besser gespart. Ich sah schrecklich aus. Mein Make-up war verschmiert und mein blaues Auge konnte man nun wieder so richtig schön sehen. Meine Haare waren zersaust und allgemein sah ich, um es in einem Wort zu sagen, beschissen aus. Wie ausgekotzt. Ich betrat wieder Markus Zimmer, mir war inzwischen klar dass es seins war, warum ich aber hier war, wusste ich noch immer nicht. Es klopfte an der Tür und Maxi steckte seinen Kopf rein. „Guten Morgen Schwesterchen! Wie geht es dir?" Ich setzte mich wieder aufs Bett während Maxi reinkam und die Tür hinter sich schloss. „Ich werde nie wieder Alkohol trinken. Ich fühl mich beschissen." Maxi grinste mich an. „Du hast dich auch gestern ziemlich weg geschossen. Hier, nimm eine Aspirin, dann geht's dir gleich besser." Er reichte mir eine Tablette und ein Glas Wasser dass ich sofort austrank. „Danke. Maxi, wieso bin ich in Markus Zimmer?" Maxi sah mich mitfühlend an. „Nachdem Juli dir dieses Höllengebräu gemixt hat und du die Hälfte davon getrunken hast, bist du mit Vanessa an die frische Luft. Eigentlich wär es logisch gewesen dass das keine gute Idee war, denn frische Luft und diese Menge Alkohol ist keine gute Kombi, jedenfalls warst du dadurch ziemlich schnell und heftig betrunken. Wenn wir so nach Hause wären..." erzählte Maxi. „Hätte Papa uns umgebracht." beendete ich Maxis Satz. „Genau." meinte er grinsend. „Markus und ich haben dich hier hochgebracht damit du dich ausruhen kannst, für dich war die Party natürlich vorbei." „Oh man, ich hab's gewusst, ich hab die Party ruiniert." meinte ich leise. Wär ich doch bloß nicht gekommen und einfach irgendwo rum gelaufen, dann hätte ich Markus Party nicht ruiniert und mir würde es nicht so beschissen gehen.

„Nein, das hast du nicht. Es ging noch etwa zwei oder drei Stunden weiter bis wir dann alle nach Hause oder eben ins Bett sind. Die meisten waren sowieso auch schon viel zu besoffen." beruhigte Maxi mich sofort. Unwillkürlich schlich sich ein dämliches Lächeln in mein Gesicht, als sich plötzlich ein Erinnerungsfetzen in mein Gedächtnis bahnte. „Was ist? Alles okay?" Maxi sah mich erwartungsvoll an. „Nein, es ist alles okay. Du hattest nur recht, ich bin mal auf andere Gedanken gekommen." In Wahrheit erinnerte ich mich, wie Markus und ich uns geküsst hatten. Er war so vorsichtig, fast ein wenig schüchtern, als ob er sich nicht sicher sei. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Nicht nachdem was in letzter Zeit geschehen war. Ich musste unbedingt mit ihm reden, über das was passiert war, zwischen Paul und mir. Maxi hat mir gesagt, er hat es niemanden gesagt, weder Markus noch seinen Freunden. Zumindest Markus verdiente es zu wissen, was geschehen war, er hatte mir ja mehr oder weniger geholfen. „Wo ist Markus?" fragte ich Maxi also, ich wollte unbedingt mit ihm reden. „Der schläft noch, auf dem Sofa." Meine Augen weiteten sich. Er hatte auf dem Sofa geschlafen, nur damit ich in seinem Bett schlafen konnte? Sofort machte sich das schlechte Gewissen in mir breit. „Komm, wecken wir ihn und die anderen. Es ist immerhin schon fast zehn." meinte Maxi. „WAS? Papa wird uns umbringen!" weiteten sich meine Augen.

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