*Kapitel 2

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Alex

Da kamen endlich meine Kumpels Ben und Sven die Straße entlang, nachdem ich etwa eine halbe Stunde gewartet hatte. Sie schlenderten daher, als würden sie gleich einschlafen. Langsamer geht's wahrscheinlich nicht, oder? Während ich meine Zigarette auf den Boden vor der Schule warf, meinte Sven mit einem breiten Grinsen und unnormal guter Laune: ,,Hast du uns vermisst?" Ich überspielte aber die Frage und antwortete genervt: ,,Ihr seit ja auch mal da" Wir machten unseren Handschlag und gingen Richtung Klasse. ,,Warum hast du dich nie gemeldet, Alex? Letzte Woche fand 'ne hammer Fete statt und du kommst einfach nicht. Alles inordnung bei dir?" ,,Ich hab' auch mein Leben, ok?", zischte ich genervt und packte mein Feuerzeug zurück in die Hosentasche.

Naja, das einzige, was ich getan hatte, war auf meine nervige Cousine Lia aufzupassen, die die ganzen Ferien lang da war, aber das hatte niemanden etwas anzugehen! Meine Tante war auf Geschäftsreisen, im Urlaub und dann fand sie, dass ich sie einfachste restliche Zeit bei uns behalten sollten, weil wir die einzigen Verwandten waren. Wie konnte man mir überhaupt ein vier jähriges Kind anvertrauen? Wie konnten man somit einem Jugendlichen die Freizeit stehlen?

Mit einem lässigen Gang ging ich mit meinen Kumpels durch die Schule, während mich von allen Seiten hübsche Mädchen angafften, als hätten sie noch nie einen Mann gesehen. Am Ende des Flures standen auch schon Bailey, ohne Gips, Sam und Julia vor der Klassenzimmertür, alle in kurzer und offener Kleidung und es sah gar nicht billig aus, es könnte gerne öfters so sein. Bailey strahlte und war wie immer total glücklich. Tja, nicht mehr lange, das würde ich ihr jetzt mal schön versauen! Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen, etwas zu sagen, um sie zu nerven. Die tickte so schnell aus, da konnte man doch soetwas nicht lassen. Ein schämisches Grinsen breitete sich auf meinem Mund aus und ich ging an ihr vorbei, um meinen besten Spruch allen zu präsentieren.

,,Alex, wir lachen uns sowas von tot", kommt es von Bailey und dreht sich weg, ,,nichts Besseres auf Lager oder ist dein Hirn zu klein, um sich was anderes auszudenken?" Konnte sie nichteinmal ihre verdammte Klappe halten? Musste sie immer das letzte Wort haben und mir den kurzen Ruhm zerstören? Konnte sie nicht einsehen, dass man mir gefälligst nicht wiederspricht? Alle fingen an zu lachen, und das würde denen noch leid tun. Das schwöre ich diesen Leuten. ,,Wenn noch ein Nerd gleich lacht, dann hört er spätestens, in zwei Minuten auf!", drohte ich und ging mit meinen Kumpels weiter weg, als endlich alle still waren. Sie tat so, als könnte sie meinen langerkämpften Ruf einfach niederwerfen. Ich schaffte es, dass mich die ganze Schule kannte und fürchtete, alle Mädchen liebten mich, da brauchte ich Bailey doch nicht auch noch. Und irgendwann würde sie alles wieder zurückbekommen, ich wartete nur auf den perfekten Moment.

,,Lass sie doch mal in Ruhe", meinte Ben, als wir uns in die Ecke verzogen, wo uns keiner mehr hören konnte. Spinnte er jetzt total? Stand er jetzt etwa auf ihrer Seite? ,,Sag mir nicht, was ich tun soll. Die hat's nicht verdient" Vielleicht, bin ich etwas zu hart, aber sollte sie doch anfangen damit aufzuhören und mir Respekt schenken, wie alle anderen naiven Mädchen. Ben und Sven zuckten bloß die Schultern und wechselten das Thema, damit ich mich nicht weiterhin aufregte.

,,Ihr solltet mal rein gehen", bemerkte die Lehrerin nach etwa fünf Minuten aus der neben Klasse, als sie an uns vorbeilief und unser Gespräch unterbrach, ,,eure Klasse ist auf" Wir schauten uns kurz um, und bemerkten tatsächlich, dass alle anderen schon drinnen in der Klasse waren, nur noch wir standen auf dem Flur. Also gingen wir in die Klasse hinein und schauten uns nach freien Plätzen um. Der Horror meines Lebens begegnete mich. Denn als wir reinkamen und bemerkten, dass es an Platzmangel litt, war ich nicht mehr so locker drauf, denn BAILEY saß noch alleine und diese Idioten mussten sich natürlich direkt die besseren Plätze ergattern, womit der Platz neben ihr nun mir gewidmet war. Ohne irgendetwas zu sagen( was konnte ich auch schon sagen) schmiss ich meine Tasche auf den Boden und setzte mich wortlos hin.

Danke Jungs... Als ich mich hinsetzte und ihre verstörende Blicke einkassierte, versprach ich ihr das Leben zur Hölle zu machen. Währenddessen bemerkte ich, wie Ben und Sven lachten und mich angrinsten. ,,Ich bring euch um", zischte ich zwischen den Zähnen. Aber diese Hohlköpfe lachten nur noch mehr.

Sie sah sehr unbegeistert aus, als ich mich zu ihr setzte. Als ob ich es freiwillig machen würde, ich hätte auch am liebsten jeden anderen Platz genommen. Sofort fing die an, mich fertig machen zu wollen und ich hätte es wirklich kommen sehen sollen. Man, ich war nicht vorbereitet.

Aber ihre Kontersprüche waren wirklich echt gut. Naja, für mich nicht, da sie immer wusste, was zu sagen war und ich danach eher schwieg. Dabei versuchte ich jedoch immer so lässig zu klingen wie möglich.
Ich beschloss mich einfach, nichts mehr zu sagen für diesen Moment, da es nichts bringen würde und sie hielt auch zum Glück den Mund weiterhin.
Doch eins wusste ich; am ersten Schultag nächstes Jahr, würde ich als erstes ankommen, auch wenn ich um fünf Uhr morgens dafür aufstehen müsste! Die ersten 5 Sekunden neben ihr  waren schlimmer als ein ganzes Jahr neben dem stinkendem Leo zu sitzen.

Der Lehrer fing sofort an zu reden, als er die Klasse betritt, sofort dachte ich, ich und Sven hätten uns jetzt über Mr. Finkson lustig gemacht, da er aussah wie ein Pudel und sprach wie eine Frau. Er hatte überall (und ich meine wirklich ÜBERALL) braune gelockten Haare und einen Bauch, als hätten er einen Medizinball verschluckt. Zudem spuckte er Leute an, wenn er redete, deshalb war es Pech, vorne zu sitzen.

Doch weil ich ja gezwungen war hier zu sitzen, hörte ich zum ersten Mal zu, was er sagte und machte mich nicht lustig, es war ja nichts anderes möglich! Und somit war klar: ich hasste jetzt schon diesen bescheuerten Platz. ,,Nächste Woche erwartet ihr einen Schüler. Er kommt aus England aus einem bekannten Familienkreis. Ich erwarte, dass ihr euch höflich benehmt und ihn nett aufnehmt" , erzählt der Lehrer und setzt sich auf den Pult, während ich schon seinen Speichel auf Melinda und Timo, die genau vor ihm sitzen, fliegen sehen kann.

Die Mädchen machten direkt Augen und begannen sofort an zu tuscheln. Mr. Finkson räusperte sich, aber keiner wollte ihm auch annähernd mehr zuhören. Sobald Mädchen über einen Jungen reden, sind die nicht mehr zu stoppen.

Ach, nicht schon wieder ein Engländer. Mich regte dieser Akzent auf, auf den alle Mädchen so abfuhren... Letztes Jahr war es genauso. Terry kam letztes Jahr aus Brooks zu uns. Am ersten Tag schwärmten schon alle Schülerinnen für ihn und jetzt? Er wurde vergessen! Kein Schwein kümmert sich mehr um den Kerl. Mich dagegen bewundern noch nach Jahren - alle! Soll mir das mal einer nachmachen.

Nagut, ich musste zugeben, dass Bailey die einzige desinteressierte war. Sie nahm wohl nicht jeden Typen als Freund. Sie hatte soweit ich wusste nichteinmal einen. Aber trotzdem, das war krank! Und jetzt fing schon wieder diese Spinnerei an. Er ist Engländer, naund? Ich bin heiß. Ich würde Mädchen nie verstehen. Was fanden sie an den Typen? Ich war muskulöser, sportlicher, hübscher und männlicher und nicht so ein Milchbubi. Ich war froh, als die Zeit vorbei war, aber nein es muss ja noch einer kommen. Diese Heuchler.


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