Ihr Kopf war völlig leer, als seine Lippen ihre berührten. Sanft und doch bestimmend hielt Loki ihren Kopf. Jede Müdigkeit war aus Sigyns Körper verschwunden, die Zeit schien still zu stehen; sie ließ sich ganz fallen. Wie selbstverständlich fassten ihre Hände Lokis Taille und automatisch drückte er sich näher an sie heran.
Es waren nur Sekunden vergangen, als er sich von ihr löste, ihr Gesicht noch immer zwischen seinen Händen. Und so schnell er zu ihr gestürmt war, verließ er ohne ein Wort zusagen Sigyns Gemächer und die Tür flog mit einem lauten Knall ins Schloss.
Keuchend und verwirrt blieb Sigyn in ihren Gemächern zurück.
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Was war nur in ihn gefahren? Loki stand keuchend im Korridor und fasste sich an seine Lippen. Noch immer konnte ihre weichen Lippen darauf spüren. Er wollte mir ihr spielen, sich die Zeit mit ihr vertreiben. Er mochte sie nicht mal besonders. Aber sowas? Loki hatte seine Fassung verloren, sie hatte irgendwas in ihm geweckt, sonst konnte er sich seine Kurzschlussreaktion nicht erklären.
Gedankenverloren ging zu seinen Gemächern und öffnete die Tür.
"Gyda! Oh, dich hatte ich ganz vergessen!"
Gyda saß auf seinem Bett und lächelte ihn an. Als Loki im Zimmer stehen blieb, stand sie auf und ging auf ihn zu. "Ich kann machen, dass du mich nie wieder vergisst." Sie strich ihm über seine Wange, aber Loki drehte sich weg. Verwirrt sah sie ihn an.
"Ich bin müde. Tut mir leid, bitte geh."
Nachdem Gyda ohne ein weiteres Wort zu sagen, seine Gemächer verlassen hatten, ließ Loki sich auf sein Bett fallen, nicht wissend, das auch Sigyn nur ein paar Türen weiter genau so verwirrt auf ihrem Bett lag.
*****
Sigyn hatte die Nacht kaum geschlafen, obwohl ihr Körper müde war. Ihr Geist aber musste verarbeiten, was letzte Nacht passiert war. Sie resignierte - es war ein guter Kuss gewesen, wenn es auch ihr erster gewesen ist. Also ihr erster richtiger Kuss. Und Sigyn wusste nicht, ob sie wollte, dass es Loki gewesen ist, dem die dies geschenkt hatte, auch wenn er gar nichts davon wusste.
Geräuschvoll streckte sie sich und drehte sich nochmal um. Der Tag war schon lange angebrochen und schien hell in ihr Zimmer. Heute würde sie ihre Gemächer nicht verlassen. Die Gefahr, dass sie Loki über den Weg lief, war zu hoch. Offensichtlich versuchte er mit ihr zu spielen. Sie mochte sich gar nicht ausdenken, was in seinen Gemächern passiert war, nachdem er gegangen war. Wahrscheinlich hat er zusammen mit der Asin über Sigyn gelacht.Und danach... Sigyn schüttelte den Kopf. Es ging sie absolut nichts an.
Sie machte sich lächerlich in Asgard, wenn sie sich nicht mal in ihren Gemächern unter Kontrolle hatte. Hungrig setzte sie sich auf und fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie aufstehen und zu Speisesaal gehen konnte, ohne IHM zu begegnen.
Unweigerlich musste sie an seine Augen denken. Seinen Geruch. Seinen Griff an ihrem Gesicht. Seine Lippen. Automatisch strich sie sich über ihre Lippen. Noch immer konnte sie das Kribbeln spüren, als Loki diese berührte.
Ihr Magen knurrte und riss sie aus de Gedanken. Es nützte nichts, Sigyn war hungrig. Sie wusch sich und zog sich eines ihrer Kleider an. Stolzen Ganges schritt sie saus ihren Gemächern und den Korridor entlang, aber Loki war nicht zusehen. Niemand, außer den Wachen war hier. Sie normalisierte ihre Schritte und ging zum kleineren Speisesaal, der aber leer war.
"Hoheit." Ein Bediensteter des Palast sprach Sigyn an. "Im großen Festsaal gibt es ausreichend zu speisen."
Der Festsaal war aufgeräumt und wieder hergerichtete. Frische Gerichte standen auf den langen Tafeln. Sigyn stockte der Atem, als sie Thor an dem selben Platz antraft, an dem er schon gestern gegessen hatte. Zusammen mit einer Handvoll Asen saß er da und sie aßen. Als er sie sah, winkte er sie zu sich.
"Du bist aber früh wieder fit, Thor!" begrüßte sie ihn. "Ich war noch gar nicht weg!" Thor lachte schallend und hob seinen Krug Bier. Sigyn setzte sich und nahm sich Brot und Käse. "Du hast noch gar nicht geschlafen?"
"Keiner von uns!" Sif lachte. Sigyn hatte sie gestern kennengelernt und sie war tief beeindruckt von ihr gewesen. Mutig hatte sich Sif Thor angeschlossen und gemeinsam beschützten sie die neun Welten. Sif bemerkte Sigyns Blick. "Reine Übungssache!" lachte sie. "Manchmal gibt es wochenlang Feste!"
"Bier? Oder Wein?" Thor wollte Sigyn einen Becher reichen. "Nein, danke. Ich nehme Tee."
"Tee nehme ich auch." Loki setzte sich neben Sigyn. Sie hatte ihn gar nicht kommen sehen und erschrak etwas.
"Loki!" Thor war sichtlich erfreut, seinen Bruder zu sehen. "Schön, dich zusehen. Du warst aber lange weg!"
"Ich habe gestern gesehen, wie er mit Gyda den Saal verlassen hat." Sif knuffte Thor in die Seite und beide lachten schelmisch.
Sigyn saß stocksteif am Tisch und bewegte sich kaum, als Loki sich an sie wandte. "Gut geschlafen?" Er grinste frech. "Was schönes geträumt?"
"Das könnte ich dich auch fragen." konterte Sigyn spitz und Loki lachte laut auf, als er einen Krug nahm und zwei Becher mit heißem Tee füllte. Als er ihr einen Becher hinhielt, sah Sigyn ihm zum ersten Mal in die Augen.
"Ich habe tatsächlich etwas wenig Schlaf bekommen." sagte Loki frech und streckte sich.
"An wen das wohl liegt." bemerkte Sif und Thor prustete los.
Offensichtlich war es ein offenes Geheimnis, dass Loki öfters mit Gyda Zeit verbrachte. Sigyn spürte einen kleinen Stich im Magen, konnte es aber nicht zuordnen. Sie schnaubte leise.
Loki lehnte sich leicht zu ihr rüber. "Ich musste lange an gestern denken. Es ist ja so viel passiert." sagte er halblaut und Thor sah die zwei verwirrt an.
Abrupt stand Sigyn auf. "Es ist rein gar nichts passiert!" Alle Augen waren auf sie gerichtet und die Röte schoss ihr ins Gesicht. Verlegen legte sie ihr Brot zurück auf den Teller, entschuldigte sich und verließ den Saal.
Erst auf dem Korridor vor ihren Gemächern holte Loki sie ein.
"Kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?!" Sigyn drehte sich um und fuhr in an. "Nur einmal? Die ganze Zeit nervst du mich. Läufst mir hinter her und willst mich einschüchtern."
"Als wenn sich jemand wie du einschüchtern lassen würde. Frag meine Wange, sie weiß Bescheid." Sarkastisch hielt Loki ihr seine Wange hin.
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Loki genoss es, dass er Sigyn aus der Fassung brachte. Eigentlich sah sie ganz süß aus, wie sie so da stand, ganz aufgebracht auf dem Korridor. Ihre braunen Augen blinzelten ihn böse an, was ihn nur zum Weitermachen antrieb.
Er musste an den Kuss denken und offensichtlich ging er auch ihr nicht mehr aus dem Kopf. Loki hatte sich erhofft, dass dies so sein würde. Aber dennoch dachte sie, dass er die Nacht mit Gyda verbracht hatte. Es ging sie zwar nichts an, trotzdem wollte er das Missverständnis aus der Welt schaffen.
Loki ging einen Schritt näher an Sigyn heran und wie erwartet, wich sie nicht zurück. "Ich habe Gyda aus meinen Gemächern geschickt, nachdem ich bei dir war." Er sah, wie ihre Augen kurz zuckten. "Aber du kannst dir mein Zimmer gern näher ansehen."
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Macht
FanfictionSigyn ist eine Prinzessin. Ihre Vorfahren waren einst Götter Asgards, als diese sich vor mehreren tausend Jahren dazu entschieden, Vanaheim zu besiedeln, um dort ein einfacheres Leben zu führen. Unter Asgards Schutz haben sich die Vanir eigenständig...