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Sigyn freute sich, das Loki etwas über ihr liebstes Fest erfahren wollte, als sie Gavin und Sora sahen, die auf sie zukamen und sich setzten.

"Erinnerst du dich an unser erstes Feuerfest?" fragte Gavin lachend und Sigyn musste auch laut lachen.

"Ohje, wie könnte ich das nur vergessen!" Sie wandte sich an Loki. "Wir warum noch Kinder und durften eigentlich nicht draußen sein, hatten uns aber hinaus geschlichen. Wie jetzt auch, war die meiste Trubel beim großen Feuer, also setzten wir uns an eines der kleineren Feuer. Und irgendwann begannen wir mit Mutproben und sprangen über das Feuer!"

Gavin lachte laut.

"Gavins Beine waren viel länger als meine und es sah so einfach bei ihm aus, als er über das Feuer hüpfte. Also nahm ich Anlauf und es war doch einfacher als gedacht." Sie musste lachen und hatte Tränen in den Augen.

"Und ich bin dann auf sie drauf gesprungen!" sagte Gavin laut. "Ihr Saum hatte Feuer gefangen!"

Sigyn sah Gavin an. "Wir haben so viel Ärger bekommen." Sie wandte sich an Loki. "Ich durfte zwei Wochen die Burg nicht verlassen."

"Und ich musste zwei Wochen alle Ställe ausmisten." Wieder lautes Lachen von beiden.

"Stimmt, ich sehe hier keine Kinder." sagte Loki und sah sich um. "Warum ist das so?"

"Nun ja, je später der Abend, desto schlüpfriger wird es." beantwortete Gavin seine Frage. Sigyn sah Lokis fragendes Gesicht und erklärte es ihm.

"Naja, die Fruchtbarkeit der Asche kennst du ja schon. Und es wird gesagt, dass man die Asche mit Magie belegen kann. In der Nacht, wenn die Feuer schon lange brennen, lieben sich hier und dort ein Paare, um die Asche noch fruchtbarer zu machen. Deshalb sind keine Kinder anwesend. Und sollte eine Jungfrau dabei sein, so darf sie sich morgen mit einem roten Band schmücken. Die Kleidung hier wird durch braun, grün und manchmal auch blau dominiert, da fällt ein rotes Band schnell auf."

Sigyn sah im Augenwinkel, wie Gavin und Sora sich küssten und auch Loki blieb dies nicht verborgen. Ein sonderbares Gefühl machte sich in ihr breit. Noch hatte sie gesehen, dass Gavin jemanden geküsst hatte und es kam ihr unwirklich vor.

Die Musik riss sie aus ihren Gedanken und Sora und sie standen plötzlich auf. "Komm!" rief Sora und nahm Gavin an der Hand und zog ihn hoch. Auch Sigyn griff nach Loki und führte ihn zum großen Feuer. "Was ist los?" fragte er freudig.

"Der Tanz der Jungfrauen!", sagte sie und zog in hinter sich.


******


"Stell dich hier hin." Loki stand zusammen mit Gavin und anderen Männern im Kreis um das Feuer und die Frauen, alle in weißen Kleidern standen im inneren Kreis. Die Musik erlosch und keiner bewegte sich. Andere Musik erklang und die Frauen bewegten sich im Takt. Loki sah sich fragend umsah, aber Gavin gab ihm ein Zeichen, einfach nur stehen zu müssen.

Loki sah, wie die Frauen sich langsam um das Feuer bewegten und sich synchron und anmutig bewegten. Sigyn war inzwischen auf der anderen Seite angekommen und er sah sich um. Immer wieder drehten Frauen ihre Kreise um die Männer, die einfach nur dastanden. Es dauerte eine Weile, bis er Sigyn wieder sa, die ihren Blick nun auf ihn richtete. Das Feuer war groß und es müssen gut 20 Frauen sein, die darum tanzen. Genau so viele Männer standen davor und alle warteten wohl auf die eine Frau, die zu ihnen gehörte.

Es hatte etwas mystisches, wie Sigyn sich im Takt bewegte, wie sie ihre Arme in die Kuft streckte und sie schwungvoll bewegte. Ihre Hüfte einsetzte und ihren Kopf bewegte. Es dauerte eine Weile und Sigyn hatte inzwischen zwei Mal das Feuer umrundet, als sie wieder vor Loki stand und die Musik abrupt endete. Lachend fiel sie Loki in die Arme. Sie atmete schwer und ihr Körper war ganz warm von den Flammen des Feuers.

"Ich mag das Fest." flüsterte er ins Ohr und er musste zugeben, dass sie ihn mit ihrem Tanz reizte.

Irgendwo hörte man Trommeln und die Männer, die erst zusammen mit Loki im Kreis standen, wurden von ihren Frau mitgerissen und sie liefen in den Wald. Auch Sigyn hatte Loki geschnappt und zog ihn hinter sich her, vorbei an den kleinen Feuer und direkt in den dunklen Wald.

Hier und da hörte man Kichern und das Knacken der Äste.

"Ich sehe gar nichts!" rief Loki Sigyn zu, ließ sich aber bereitwillig hinter sich herziehen.

"Das ist der Sinn dahinter" keuchte sie, ihre Hand fest in seiner, bis sie hinter einem großen Baum stehen blieben und sich hinhockten.

"Und jetzt?" flüsterte er.

"Shht! Wir müssen leise sein. Nun kommen die Frauen mit den roten Kleidern und suchen uns. Wir dürfen aber nicht gefunden werden. Das ist aus der Legende von Logi, der die Jungfrauen entführte. Die Frauen aus dem Dorf, in dem die Jungfrauen lebten, machten sich auf die Suche nach ihnen. Männer hatten keinen Zutritt zu diesen Teil des Waldes. Es wurden alle Jungfrauen gefunden und zurück gebracht, bis auf eine. Diese nahm Logi zur Frau. Hier geht es darum, dass man als letzter im Wald bleiben muss. Ein einfaches Versteckspiel, nur um dunkeln." Sigyn musste kichern. Der Wein schien ihr wieder gut zu zusprechen.

"Sigyn und Loki!" Eine ältere Küchenmagd kam auf die beiden zu und Sigyn erhob sich. "Wieder gefunden." sagte sie eingeschnappt. Langsam gingen aus dem Wald. "Jedes Mal werde ich gefunden."

Man reichte ihnen einen Becher Wein und sie stießen mit der Magd an, die sie gefunden hatte. Nach einer Weile sah Sigyn sich um.

"Was ist los?" fragte Loki, der ihren suchenden Blick sah.

"Ich sehe Gavin und Sora nirgends..."

Müde rieb sie sich ihre Gesicht. "Wahrscheinlich ehren sie gerade Logi.." nuschelte sie mehr zu sich selbst. Loki nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie. Er hatte den gesamten Abend ihre Blicke zu Gavin gemerkt und wollte sie ablenken.


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Sigyn musste den ganzen Abend daran denken, dass Gavin nun auch kein Kind mehr war. Obwohl sie sich ihn niemals als Partner vorstellen konnte, war es dennoch befremdlich für sie, dass er eine andern Frau mochte, die nicht sie selbst war.

Loki konnte sie jedoch schnell ablenken. Es schien ihm hier zu gefallen, er machte bisher alles mit, was sie machen wollte. Zudem hatte er sich gut mit allen unterhalten.

Lotir hatte sich bereits vor Stunden zurück gezogen und so langsam wurden die Feuer schwächer. Es war schon mitten in der Nacht und viele hatten sich zurück gezogen. Sigyn musste aufpassen, wohin sie gingen, damit sie niemanden überraschten.

Ihr fröstelte es in dem dünnen weißen Kleid und Loki führte sie zurück zur Burg. Sigyn wusste, sie würde Gavin diese Nacht sowieso nicht wieder stehen, dafür war er zu schnell mit Sora verschwunden, also ließ sie sich gern von Loki in die Burg führen. Auch hier war alles still. Die meisten schliefen bereits, oder waren noch bei den Feuern.

Vor Lokis Tür küsste er sie wieder leidenschaftlich. Sigyn genoss alles hier. Dass sie auf Vanaheim waren, Loki mit ihr. Das Fest, die Hitze des Feuers gefolgt von der Kühle der Nacht. Und seine Hände in ihrem Rücken, die sie näher an ihn heran zogen. Sein Geruch in ihrer Nase und seine Lippen an ihrem Hals.

Es schien so unwirklich, als sie sich von ihm löste, ihm eine gute Nacht wünschte und sich nach oben in ihr Zimmer schlich.

Dort angekommen, nahm sie den Blumenkranz vom Kopf und zog sich das weiße Kleid aus. Nur im durchsichtigen Unterkleid betrachtete sie sich im Spiegel.

MachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt