Kaum war König Lotir hier, wurde Loki sich zu einem Boten degradiert. Es dauerte nicht lange und er wusste, wo er Sigyn suchen musste. Sie kannte sich hier kaum aus und das heitere Gelächter der Soldaten Vanaheims wieß ihm den Weg. Loki verstand immer noch nicht, warum gerade er nach ihr suchen musste.
Stumm stellte er sich in die Tür und sah dem Treiben zu. Dort saß sie also und kokettierte mit den Soldaten, als wäre es gang und gäbe, dass sie zusammen speisen würden. Kaum hatte Loki sich in die Tür gestellt, wurde er auch schon von den ersten entdeckt. Mit lautem Klappern standen alle Soldaten sofort auf. Obwohl er nichts davon hielt, genoss er innerlich ihre Unterwürfigkeit; immerhin war er der Prinz Asgards und stand weit über dem gemeinen Fußvolk. Selbst König Lotir war im Rang unter ihm, so also auch seine Tochter, die er nun wie einen dummen Boten suchen musste.
Niemand bewegte sich, als er durch den kleinen Speisesaal schritt. Vor Sigyn blieb er stehen und ohne viel Zeit zu verlieren, erzählte er ihr, dass ihr Vater sie suchte. Sie sagte nichts, als sie mit ihm den Saal verließ. Schweigend liefen sie durch den Korridor.
"Was hast du angestellt, dass du nach mir zu geschickt wirst?" ihre Stimme klang kräftig, fast als wolle sie sich über ihn lustig machen. "Was meinst du." fragte er gelangweilt. Loki hatte keine Lust auf eine Unterhaltung mit ihr. Sigyn blieb stehen und Loki drehte sich ungewollt zu ihr um. "Was hast du angestellt, dass mich holen sollst? Immerhin ist diese Aufgabe sicher nichts für einen Prinzen. Eher für einen einfachen Boten." Loki trat einen Schritt an Sigyn heran, aber sie wich widererwartend nicht zurück. Er wollte es fast nicht zugeben, aber es imponierte ihm, dass sie standhaft blieb. "Man hat mich darum gebeten. Also tat ich es." zischte er sie an. Sein Versuch, dabei freundlich zu bleiben, hatte er nun gänzlich aufgegeben. Sigyn war erst seit ein paar Stunden hier und schon ging sie ihm auf die Nerven. "Kommst du jetzt bitte? Oder willst du weiter hier im Korridor rumstehen?"
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Sigyns Blut kochte. Sie verstand nicht, warum er so ungehobelt zu ihr war. Sie hatte ihm nur eine einfache Frage gestellt. In Vanaheim war es üblich, dass man jeden nach jemanden schickte, aber sie ging davon aus, dass dies in Asgard anders war. Sie vermutete, dass die Stände und Ränge hier strenger waren als bei ihr. Aber offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt bei ihm getroffen und das erfreute sie innerlich. Auch versuchte er sie einzuschüchtern, indem er dichter an sie trat. Und obwohl er gut einen Kopf größer war, wich Sigyn nicht zurück. Natürlich hatte sie Herzklopfen bekommen, aber das ließ sie sich nicht anmerken.
Ohne sich weiter zu unterhalten führte Loki sie vorbei an der großen Halle und trat mit ihr vor eine Tür. Schweigend öffnete er diese und sie gingen in das Arbeitszimmer Odins. Dieser saß in einem gemütlichen Sessel, den Weinbecher in der Hand. Sigyns Vater saß im gegenüberliegenden Sessel und strahle seine Tochter mit großen Augen an.
"Loki, Prinzessin." Odin winkte seinen Sohn und Sigyn zu sich heran. "Es gibt große Neuigkeiten. Bitte, setzt euch."
Loki nahm auf einem Sofa Platz, Sigyn aber stellte sich zu ihrem Vater. Irgendwas sagte ihr, dass es für sie keine guten Neuigkeiten waren.
"Ihr wisst, als Allvater ist es meine Aufgabe, Frieden über die neun Welten walten zu lassen." fuhr Odin fort. "Dies bedeutet auch, bei Erbfragen entsprechend zu beraten. Nun, in Vanaheim ist es seit je her üblich, dass der männliche Erbe die Thronfolge antritt." Odin nahm einen Schluck Wein und sah zu Lotir. "Mein guter Freund Lotir hier, hat als einzige Erbin seine Tochter Prinzessin Sigyn. Sie wird Vanaheim irgendwann regieren."
Dies war Sigyn nicht neu. Sie wusste, dass sie die Aufgaben ihres Vaters übernehmen würde und wurde schon seit langer Zeit entsprechend gelehrt. Zudem half sie ihrem Vater oft. Sie wusste, was auf sie zukam.
"Da aber Lotir keinen männlichen Erben vorweisen kann, wurde vor langer Zeit ein Vertrag geschlossen." Sigyn spitzte die Ohren. Von einem Vertrag hatte sie noch nie etwas gehört.
"Natürlich wird Prinzessin Sigyn das Erbe ihre Vaters antreten. Dies ist aber nur mit einem Gemahl möglich. Es dient dem Schutz Vanaheims. Dass nach der Regierungsübergabe Vanaheim angegriffen werden könnte, liegt leider nahe. Also haben wir uns damals zusammen gesetzt und folgendes besprochen." Odin atmete tief ein und richtete seine Aufmerksamkeit zu Loki.
"Loki, mein Zweitgeborener, wird der Gemahl Sigyns werden und gemeinsam werden sie in Vanaheim herrschen. So ist die Thronfolge gesichert, das Reich ist beschützt und der Friede kann gewahrt werden."
Sigyns Herz blieb einen Moment lang stehen.
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Macht
FanfictionSigyn ist eine Prinzessin. Ihre Vorfahren waren einst Götter Asgards, als diese sich vor mehreren tausend Jahren dazu entschieden, Vanaheim zu besiedeln, um dort ein einfacheres Leben zu führen. Unter Asgards Schutz haben sich die Vanir eigenständig...