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Sigyn hatte ihr Kleid gegen ein leichteres getaucht. Das Klima in Asgard war wesentlich wärmer als in Vanaheim. Es hat ihr gut getan, mit Loki zu sprechen. Sie vertraute ihm, ihr Herz wusste es.

Es klopfte leise und Loki kam zurück. Lange war er nicht weg gewesen und es kam ihr seltsam vor, dass er wieder da war. Aber er sah seltsam aus, sah sie gar nicht an und schien um die richtigen Worte zu ringen.

"Was ist los?" fragte sie, als er vor ihr stand.

"Sigyn, ich..."

"Loki. Was ist denn mit dir?"

"Ich muss dir etwas sagen. Bitte setz dich."

Gemeinsam gingen sie zur kleinen Sitzgruppe. Sigyn sah, wie Loki mehrmals durchatmete und er schien auch blasser zu sein als vorher. Aber dass er ihrem Blick auswich, beunruhigte sie sehr.

"Du sagtest, Laufey hat deine Mutter getötet, richtig?"

"Ja, richtig."

"Als ich ein Baby war, hat Odin mich gefunden und zu sich genommen." Loki pausierte. "Ich bin gar nicht sein leiblicher Sohn, aber er und Frigga haben mich aufgenommen, mich als Sohn erzogen. Daher trage ich auch den Namen 'Odinson'."

Sigyn kam nicht hinterher. Was erzählte er ihr gerade? Loki ist adoptiert?

"Das wusste ich gar nicht." Sigyn nahm seine Hand. "Und es ist nicht wichtig für mich. Ich liebe dich Loki, egal welchen Namen du trägst."

Loki entriss sich ihrer Hand und stand auf. Es sprudelte einfach aus ihm heraus.

"Odin fand mich in Jotunheim. Laufey hat mich dort zum Sterben zurück gelassen. Sigyn. Ich bin ein Eisriese! Ich bin Laufeys Sohn!"

******

Sigyn irrte durch die Stadt. Ihr Herz schien zerspringen zu wollen, so fest schlug es gegen ihren Brustkorb. Sie konnte kaum atmen. Lokis Worte hallten durch ihren Kopf, ließen sie nicht klar denken. Die wollte nur noch weg. Weg aus Asgard, weg von Loki. Der Sohn eines Mörders! Der Sohn des Mörders ihrer Mutter!

Wortlos ließ er sie gehen, als sie aus ihren Gemächern stürmte, versuchte nicht, sie aufzuhalten. Es wäre ihm eh nicht gelungen.

Wie blind hastete sie durch die Straßen, nur ein Gedanke trieb sie an: Sie musste weg von hier. Sie musste zu ihrem Vater! Nach Lokis Worten wissen es alle, alle bis auf ihr! Viel zu groß war die Scham, als einzige Unwissende bei ihnen zu bleiben.

Das war also ihre Strafe, dass sie sich ihm hingegeben hat, dass sie ihm ihre Jungfräulichkeit schenkte, obwohl sie nicht verheiratet waren. Sie musste sich ausgerechnet in Loki LAUFEYSON verlieben.

Ihre Beine schmerzten, ihre Muskeln sehnten sich nach einer Pause, als sie die Regenbogenbrücke erreichte. Heimdall sollte sie auf der Stelle nach Vanaheim schicken.

Keuchend kam sie bei ihm an, er erwartete sie bereits.

"Prinzessin Sigyn Lotirdottir, von Vanaheim. Es ehrt mich, euch zwei Mal an einem Tag sehen zu dürfen." Heimdall verbeugte sich tief.

"Bitte, schick mich nach Vanaheim."

"Selbstverständlich."

Sigyn hatte eigentlich mit Gegenwehr, wenigstens, mit Fragen gerechnet, aber Heimdall öffnete den Bifröst.

******

Loki saß auf dem Balkon in Sigyns Gemächern. Von hier aus hatte er einen guten Ausblick über die Stadt. Wie erwartet sah er, dass der Bifröst geöffnet wurde und jemand aus Asgard weggeschickt wurde.

Schwer seufzend rieb er sich das Gericht, als der Lichtstrahl nachließ.

"Sie ist weg." Loki brauchte sich nicht umzudrehen. Er wusste, dass Frigga in der Mitte des Raumes stand.

"Es ist alles deine Schuld." Langsam drehte er sich zu ihr um.

"Du bist schuld, dass sie weg ist und ich sie nie wieder sehe. Es war deine verdammte Pflicht, es mir zu sagen. Gleich an dem Tag, als sie ankam. Dann hätte ich all das hier verhindern können! Ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen!"

Loki schrie Frigga an und sie ließ es geschehen.

"Du hättest verhindert, dass du dich in sie verliebst? Du weißt, dass man sein Schicksal nicht aufhalten kann." Ihre Worte waren sanft.

"Ich hätte verhindert, dass sie sich in mich verliebt! Die Folge ist jetzt nur noch Schmerz. Und das ist die Folge eures Handelns."

Ohne seine Mutter weiter zu beachten, ging er an ihr vorbei, direkt in sein Zimmer und schlug die Tür zu.

******

Drei Tage sind seit Sigyns Abreise vergangen und Loki hatte nichts von ihr gehört. Er wusste, er könne Heimdall nach ihr fragen. Heimdall kann nach jeder einzelnen Seele der neun Welt schauen, aber es schien Loki nicht das Richtige zu sein, ihr hinterher zu spionieren.

Schneller als er dachte, verfiel er in alte Muster, war in seinen Räumen oder in der Bibliothek. Er aß alleine und vermied jede Form von Kontakt.

Auch heute saß er alleine in der riesigen Bibliothek in seinem Sessel am Fenster. Es dämmerte bereits und er hatte ein Buch über Vanaheim in der Hand. Aber egal wie oft er den Satz las, die Worte drangen nicht in seinen Kopf.

Gedankenverloren sah er aus dem Fenster in den Garten.

Auch heute Abend hatte er sich sein Essen in seine Gemächer geordert. Langsam legte er das Buch auf den kleinen Tisch und erhob sich aus dem Sessel. Sein Körper schien schwerer als sonst zu sein. Nein, nicht sein Körper. Es war sein Herz.

Langsam schlich er aus der Bibliothek und durch die Korridore, als er an einem Raum vorbei kam, dessen Tür nur angelehnt war. Ganz klar konnte er Thors und Heimdalls Stimme erkennen.

Unweigerlich seufzte er. Nun würde es wohl wieder ein Fest geben, wenn Thor zurück war. Aber irgendetwas stimmte nicht, als Loki sich dem Zimmer näherte.

"Wir brechen gleich auf. Ohne Soldaten. Du hast richtig gehandelt und bist direkt zu mir gekommen. Vater würde alle Streitmächte mobilisieren. Aber wir werden alleine gehen." Thor stand vor einem großen Tisch und Loki, der durch den Türspalt lugte, sah neben Heimdall auch Sif, Fandral, Hogun und Volstagg.

"Was ist hier los?" Loki stieß die Tür auf und trat einen Schritt in den Raum. Alle Blicke richteten sich auf ihn und es beschlich ihm das Gefühl, dass es mit ihm zutun hatte.

"Mein Prinz." Heimdall drehte sich in seine Richtung, aber Thor hielt ihn ab.

"Es geht um Sigyn." sagte Thor und legte Loki seine Hand auf die Schulter. Lokis Herz schlug schneller und er wusste, Thor hatte keine guten Nachrichten.

"Was ist mit ihr?"

"Sie ist nie in Vanaheim angekommen."

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