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Es war passiert. Hier und jetzt hatte er sich heimlich, still und leise in ihr Herz geschlichen. Und Sigyn konnte sich nicht erklären, wie das passieren konnte. Sie hatte sich doch so gewehrt, sie mochte ihn doch nicht mal. Er war so anders als sie. Und trotzdem, nach dem Nachmittag im Wald und dass er seine Gefühle ihr gegenüber nicht versteckte, brachen das Eis vollständig.

Langsam löste sie sich von ihm. Seine eisblauen Augen schienen sie zu durchdingen, als wollte er sie lesen.

"Wir sollten uns waschen, wir riechen nach Pferd." sagte sie leise, aber niemand schien die innige Umarmung lösen zu wollen.

"Und wir sollten packen für Vanaheim." sagte Loki schließlich. Sigyns Herz machte einen Hüpfer bei dem Gedanken, Vanaheim zu sehen.

Sie betraten das Schloss, gingen aber nicht gemeinsam zu ihrem Gemächern. Loki wollte noch kurz mit Odin sprechen.


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Odin saß im seinem Arbeitszimmer, als Loki anklopfte und es betrat. Die Gerüchteküche kochte und Odin war bestens über die letzten Vorkommnisse informiert worden, ließ sich aber nichts anmerken. Natürlich hatte Thor ihn über die gemeinsame Reise informiert und er wusste, was Loki von ihm wollte.  

"Allvater." Loki nahm vor dem Schreibtisch platz. "Ich wollte dich etwas fragen."

"Ja, mein Sohn. Worum geht es?" Odin musste sich ein schmunzeln verkneifen. Er war soeben von dem Kuss bei den Ställen informiert worden und war froh, dass sich die Angelegenheiten so positiv entwickelten. Damit hatte selbst er nicht gerechnet.

"Auf Vanaheim gibt es ein Fest. Thor und Hogun, der von Vanaheim kommt, wollen dem beiwohnen und haben Sigyn und mich gefragt, ob wir mitkommen. Und da ich immer noch unter deinem Arrest stehe, Sigyn aber eine Freude machen möchte, wollte ich dich bitten, auch nach Vanaheim reisen zu können."

Odin wollte es seinem Sohn nicht leicht machen und überlegte übertrieben lange. Loki schien es aber nicht aus der Ruhe bringen zu können, weshalb er letztendlich 'nachgab'.

"Nun, mein Sohn," sagte er schließlich. "Da du Sigyn damit eine Freude machen möchtest, sei es dir erlaubt."

Loki nickte dankend und stand auf. "Aber ich warne dich." Odin hob drohend den Zeigefinger. "Solltest du meine Großzügigkeit ausnutzen, um Schabernack walten zu lassen, wird meine Strafe hart ausfallen. Heimdall hat ein Auge auf dich."

Er sah, wie Loki schluckte, aber nichts sagte. Er verließ das Arbeitszimmer und als die Tür geschlossen war, musste Odin grinsen.


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Das heiße Wasser in der Wanne entspannte Sigyn. Morgen ging es nach Vanaheim und sie war aufgeregt. Zu lange war sie schon in Asgard. Und obwohl sich ihr Aufenthalt ins überaus positive gewandelt hatte, würde sie Asgard wohl nicht sonderlich vermissen.

Der Wasserdampf vernebelte den gesamten Raum, als Sigyn aus der Wanne stieg und sich ein großes weiches Handtuch um den Körper band. Müde ließ sie sich auf das Bett fallen. Draußen dämmerte es bereits und Sigyn war hungrig.  Es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis Loki an ihrer Tür klopfte, um sie zum Speisesaal zu begleiten. Nur kurz, wollte sie ihre Augen schließen..


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Das schnelle, warme Bad wusch den Geruch der Pferde von Lokis Haut; er hatte frische Kleidung angezogen und fragte sich, ob Sigyn bereits fertig war. Zwei Bedienstete des Palastes verbeugten sich vor ihm und huschten in das Zimmer, um alles für seine Reise nach Vanaheim zu packen.

Leise klopfte er an Sigyns Tür, aber niemand reagierte. Kurz überlegte er, ob sie schon zum Speisesaal gegangen sein könnte, öffnete aber doch die Tür. Sofort musste Loki seinen Atem anhalten. Sigyn lag auf dem Bett und schlief. Nur ein Handtuch bedeckte ihren Körper, es war ihr aber bis über das Knie gerutscht und legte einen Teil des Oberschenkels frei.

Noch war sie nicht aufgewacht, als Loki näher trat. Er wusste nicht, ob er das Richtig tat. Vielleicht wäre es besser, wenn er wieder vor die Tür ginge, laut klopfte und ihren Namen rief. Aber so wie sie dalag, konnte er seine Augen nicht von ihr abwenden. Er streckte eine Hand aus und berührte ihre nackte Schulter.

"Sigyn?" sagte er leise, aber sie regte sich nicht. Noch einmal strich er ihr über die Schulter, dieses mal aber energischer. "Sigyn!" sagte er laut.


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Erschrocken riss Sigyn ihre Augen auf. "Wie? Was?" stammelte sie, als sie sich aufrichtete. Es war bereits dunkel draußen. Wie lange hatte sie gedöst? Loki stand vor ihrem Bett und wie durch ein Wunder verrutschte ihr Handtuch nicht.

"Loki!" rief sie empört. "Ich bin nicht angezogen!" Blitzartig drehte Loki sich weg und Sigyn sprang vom Bett.

"Du hast auf mein Klopfen nicht reagiert." sagte er und Sigyn konnte ein Schmunzeln erahnen. Sigyn tapste zur Truhe und nahm sich das erste Kleid heraus, was sie in ihre Finger bekam. Ihre Augen waren unablässig auf Lokis Hinterkopf gerichtet, immer auf der Hut, dass er sich nicht doch umdrehte. Einmal tief durchgeatmet und sie ließ das Handtuch fallen und zog sie das Kleid über den Kopf.

"Okay, kannst dich umdrehen." sagte sie, als sie die letzten Bänder des Kleides schnürte. Mit ihren Finger versuchte sie ihre Haare zu bändigen.

"Ein hübsches Kleid, aber das Handtuch gefiel mir auch ganz gut." lachte Loki und Sigyn knuffte ihn gespielt beleidigt in die Seite. Loki legte seinen Arm und sie und gemeinsam verließen sie das Zimmer und gingen zum Speisesaal.

Sie aßen zusammen mit Odin und Frigga, verabschiedeten sich nach dem Essen aber schnell.

Langsam schlenderten sie den Korridor entlang. "Möchtest du heute Nach wieder bei mir schlafen?" fragte Loki, als sie fast bei ihren Gemächern ankamen. "Ich fand es sehr schön letzte Nacht." Sanft sah er sie an.

"Und du meinst, dass das eine gute Idee ist?" fragte sie neckisch, aber Loki zog sie näher an sich heran. Sigyn ließ sich weiter von ihm mitziehen, an ihrer Tür vorbei und bis in sein Zimmer.

"Also nur schlafen?" fragte sie, als sie vor dem Bett stand, Loki dicht hinter ihr. Sie spürte seine Hände an ihren Schulter und seinen Atem an ihrem Hals, bevor er sie sanft küsste. Die Haut kribbelte und Sigyn schloss die Augen.

"Ja, nur schlafen." flüsterte er leise und strich ihr durch die Haare. Seine Hände wanderten zu ihrer Hüfte und Sigyn drehte sich um. Ihr Lippen trafen sich und sie fielen sanft auf das Bett. Die Berührungen wurden stürmischer. Sigyn spürte Lokis Verlangen, als er sich an sie drängte. "Nur schlafen..." sagte er erneut, als müsse er es sich mehr zu sich selber sagen.

Seine Hände fuhren über Sigyns Körper und sie konnte sich ein Keuchen nicht verkneifen. Gepackt an seinem Hemd zog sie ihn näher zu sich. "Nur schlafen ist gut." flüsterte sie leise und fuhr Loki durch die Haare. Heiße Küsse auf ihrem Schlüsselbein ließ ihren Körper beben. Wie selbstverständlich stellte sie ihre Beine auf das Bett und Lokis Hüfte rutschte dazwischen. Seine Hände fuhren unter den Saum ihres Kleides und er streichelte ihr Bein.

'Frauen deines Standes müssen ihre Jungfräulichkeit für die Ehe erhalten.' hallten die Worte ihres Vater durch Sigyns Kopf und schmerzlich kniff sie ihre Augen zusammen.

"Loki, bitte..." seufzte sie. Sofort stoppte Loki und küsste ihre Nasenspitze.

"Ja, natürlich. Es tut mir leid." Er richtete sich auf. "Ich wollte nicht, dass es den Anschein macht, dass ich die Bedränge." Sigyn sah, dass er sich über das Gesicht wischte.

"Es tut mir leid." sagte Sigyn und schob den Saum ihres Kleides über die Beine.

"Nein, es braucht dir nichts leidtun. Komm." Loki hielt ihr seine Hand hin. Gemeinsam legten sie sich unter die Decke und Loki strich ihr sanft über den Kopf. Das schlechte Gewissen machte sich in ihr breit.

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