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Sigyn atmete laut aus, als sie die Tür ihres Gemaches hinter ihr geschlossen hatte. Was war nur los mit ihr? Sie fühlte sich gut, wenn Loki bei ihr war. Sie war glücklich und fast schien es so, als wäre sie verliebt in ihn. Aber warum war sie verwirrt? Warum schien ihr Körper etwas zu wollen, was ihr Kopf blockierte?

Sigyn öffnete ihre Truhe und holte sich geeignete Kleidung für den Ausritt heraus. Braune, kniehohe Stiefel, eine helle Leinenhose sowie eine dunkelgrüne Tunika. Ihre Haare band sie sich hoch, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen.

Unsicher stand Sigyn vor der Tür. Würde Loki sie abholen? Sollte sie zu ihm gehen? Als sie schließlich ihre Tür öffnete, stand Loki im Korridor. Freundlich hielt er ihr seine Hand hin und instinktiv griff sie danach.

Du Ställe lagen am östlichen Ausgang vom Schloss, unweit vom Traingsplatz. Stallburschen wirbelten aufgeregt hin und her, als sie Loki sahen. Sofort brachte man ihm einen großen schwarzen Hengst, der direkt gesattelt wurde. Sigyn stand der Mund offen. So ein großes Tier hatte sie noch nie gesehen.

"Wie hoch ist sein Stockmaß?" fragte Sigyn  als sie den Hals des Hengstes streichelte. Zufrieden wieherte er leise.

"2,06 Meter. Seine Name ist Haski und er ist das schnellste Pferd in Asgard."

Sigyn sah, wie eine rostbraune Stute auf den Hof geführt wurde. Sie war nicht so groß wie Haski, hatte aber aber dennoch einen Stockmaß von guten 1,80 Meter. Loki half ihr beim Aufsitzen und stieg danach selber auf seinen Hengst. Gemeinsam führten sie ihre Pferde aus dem Tor und auf eine große Wiese.

Eine warme Brise wehte ihnen entgegen und Sigyn brauchte nur ein paar Momente, um sich dem Pferd anzupassen, die Bewegungen zu erahnen. Sie gab der Stute einen sanften Stupser in die Flanken und sofort galoppierte die Stue los; Sigyn empfand augenblicklich eine große Freiheit.

Nach nur wenigen Sekunden war Loki nehmen ihr. Die Hufe von Haski donnerten über die Wiese und Loki trieb seinen Hengst weiter voran. Der Abstand zwischen beiden wurde immer größer. Vor Sigyn erstreckte sich der Wald und sie konnte die dahinterliegenden Berge sehen.

Loki verlangsamte seinen Ritt und trabte am Waldrand entlang. Es dauerte eine Weile, bis Sigyn ihn eingeholte hatte, aber dann sah sie die Schneise, die in den Wald führte. Gemeinsam ritten sie hinein.

Das Klima im Wald war ganz anders als auf der Wiese und Sigyn schloss automatisch ihre Augen. Sie sehnte sich mehr als vorher nach Vanaheim und war froh, dass sie bald dorthin reisen würden.

Auf einer kleinen Lichtung blieb Loki stehen und stieg vom Hengst; auch Sigyn stieg ab. Ein kleiner Bach plätscherte durch die Lichtung und ein paar Sonnenstrahlen schafften es, das Blätterdach der Bäume zu durchbrechen.


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"Hier war ich immer, wenn mir alles zu viel wurde." sagte Loki und sah Sigyn an. Er war noch nie in Vanaheim gewesen, dachte sich aber, das dieser Ort dem am nächsten kommen konnte. Sigyn setzte sich in das Gras und schloss ihre Augen.

Die Pferde löschten ihren Durst im Bach und Loki betrachtete Sigyn, die einfach nur still dasaß. Es war, als wollte sie alles hier in sich aufsaugen.

"Komm setzt dich zu mir." sagte sie leise und Loki trat näher und setzte sich. Das Grad war kühl und feucht. "Schließ deine Augen."

Lange saßen sie da und niemand sagt etwas. "Du musst lauschen." flüsterte Sigyn. "Den Wind in den Baumkronen. Das Knacken der Äste und das leiste Geräusch des Wassers." Loki öffnete seine Augen und sah sie an. Am liebsten würde er Sigyn nun küssen. So perfekt, wie sie dasaß.

"Sigyn." sagte er schließlich leise und sie öffnete ihre Augen. "Ich möchte, dass du weißt, dass ich nichts machen werde, was du nicht willst. Wegen heute in meinem Zimmer. Auch wenn ich, sagen wir mal, stürmischer werde, musst du wissen, dass ich niemals deine Grenzen überschreiten werde. Ich muss dazu sagen, dass ich das nicht gewohnt bin. Mich entsprechend zurückzuhalten. Die Frauen, mit denen ich sonst meine Zeit verbrachte," Loki räusperte sich. "du weißt sicher, was ich meine. Also bei denen musste ich das nicht."

Sigyn sah Loki mit ihren großen braunen Augen an. Es durchzog seinen Körper einen wohlig warmen Schauer. "Ich möchte nur, dass du bei mir bist."

"Ich weiß, was du meinst, Loki. Ich bin nicht dumm." Sigyn lachte leise. Plötzlich beugte sie sich nach vorne, stützte ihre Hände auf seinen Oberschenkeln ab und küsste ihn.

Ihre unbedachte Berührung ließ Loki abrupt aufstehen. Noch immer spürte er ihre Hände in der Nähe seines Schoßes, als er seine Hände ausstreckte und ihr hoch half.  "Wir sollten gehen, es wird gleich dunkel."

Als sie die Wiese erreichten, beschleunigten sie automatisch ihre Pferde. Und obwohl Haski noch schneller galoppieren konnte, blieb Loki hinter Sigyn. Bei den Ställen angekommen, steigen sie ab und Stallburschen führten die Pferde in die Ställe, um sich um sie zu kümmern.

Auf Sigyns Haut waren kleine Schweißperlen und sie sah glücklich aus. "Habt ihr Pferde auf Vanbaheim?" fragte Loki. Er wusste, sie war nicht das erste Mal geritten.

"Ja aber, sie sind lange nicht so groß wie hier. Eher wie Ponys. Aber die sind flink und wendig, perfekt für die Wälder." Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Loki konnte nicht anders. Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und küsste sie. Es war ihm egal, wer sie nun sah, als Sigyn seinen zärtlichen Kuss erwiderte.

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