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Die Nacht war kurz. Loki hatte sich zu lange Gedanken darüber gemacht, warum er sie so sehr wollte. Er mochte es nicht, dass sie sich bedrängt fühlte, aber Loki hatte einfach nicht die Kraft, sich zurück zuhalten.

Sigyns warmer Körper neben ihm bewegte sich leicht. Loki hatte seinen Arm um sie gelegt und ihrer lag auf seiner Brust. Müde richtete sie sich auf und sah ihn verschlafen an.

"Was ist los?" fragte er leise, aber Sigyn sah sich nur um.

"Ich habe Durst..."

"Warte, ich hole dir was." Loki stand auf und holte ein Glas Wasser und reichte es ihr. Sigyn trank es in einem Zug leer und schaute Loki an. Irgendwas stimmte nicht. Loki ging näher an sie heran.

"Du bist gar nicht richtig wach, oder?" fragte er sanft und berührte ihre Wange. Keine Antwort.

Er küsste Sigyn auf die Stirn und schlüpfte zurück unter die Decke. Sanft zog er sie zu sich herunter und Sigyn schloss ihre Augen.

"Ich liebe dich."


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Sigyn und Loki standen früh auf. Nach dem Frühstück gingen sie zusammen mit Thor, Sif, Hogun, Fandral und Volstagg zu Herimdall, der sie nach Vanaheim schicken sollte. Zwar  wollten sie zusammen reisen, aber Hogun hatte Thor und die anderen überredet, in seinem Dorf im Süden Vanaheims das Feuerfest zu feiern. So reisten Sigyn und Loki alleine zu König Lotir.

Als erstes wurden Wachen durch den Bifröst geschickt. Diese hatten zwei Truhen von Sigyn und Loki dabei; danach begaben sich Sigyn und Loki nach Vanaheim.

Der Bifröst ließ sie direkt vor der große Burg ankommen. König Lotir und eine Handvoll Soldatan Vanaheims begrüßten die zwei freundlich.

"Prinz Loki. Es ist mir eine große Ehre euch hier in Vanaheim begrüßen zu dürfen." Lotir verbeugte sich tief und Loki nickte ihm zu.

"Mein Kind!" Lotir schloss seine Tochter in die Arme und drückte sie väterlich.

Sigyn hakte sich bei ihrem Vater ein und gemeinsam gingen sie in den Innenhof der Burg. Loki hörte, dass sie sich über Schmiedekunst unterhielten und über Waffen, die inzwischen eingetroffen sind.

In Vanaheim war es deutlich kühler als in Asgard und die Luft war feucht. Den ganzen Morgen hatte Sigyn gestrahlt und war ganz aufgeregt. Jetzt leuchteten ihre Wangen rosig, als sie den Innenhof erreichten.

Hauptmänner, Soldaten, Mägde und die restlichen Bediensteten hatten sich aufgestellt und begrüßten Loki ehrfürchtig! Seit langem war kein so hoch angesehener Gast auf dieser Burg und dann auch noch ein Odinson! Loki konnte es sich nehmen lassen und sah durch die Runde. Er genoss den Trubel, den man um ihm machte. So erging es Thor, wenn er nach langer Zeit Asgard wieder erreichte und plötzlich verstand Loki, dass Thor es so liebte.

Nach einer kurzen Ansprache Lotirs, löste sich die Menge auf und Sigyn umarmte stürmisch einen Hauptmann Vanaheims. Loki erkannte, dass es sich um Gavin handelte.


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"Du hast mir so gefehlt!" Sigyn ließ sich in Gavins Arme fallen. "Es fühlte sich wie Jahre an, die ich weg war, obwohl es keine zwei Wochen waren."

"Ich bin froh, dass du wieder da bist! Und noch mehr, dass wir zusammen das Feuerfest feiern können. Die Vorbereitungen laufen seit Tagen."

Kaum merklich hatte sich Loki zu Sigyn gestellt, und Gavin nahm eine gerade Körperhaltung ein. Mit einem Kniefall demonstrierte er seine Demut.

"Hauptmann Port, Prinz Loki Odinson von Asgard." sagte Sigyn streng. "Loki, dies ist Hauptmann Gavin Port, von Vanaheim."

"So jetzt ist aber Schluss mit den Formalitäten." lachte Sigyn laut. "Heute Abend sind wir alle hier und feiern zusammen. Keine Ränge, keine Prinzen oder Prinzessinnen."


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Den Tag über spazierten Sigyn und Loki durch das Dorf und sie zeigte ihm, wo am Abend das große Feuer entfacht wurde. Loki fand alles hier befremdlich. Obwohl Sigyn hier die Prinzessin war, gingen alle ganz normal mit ihr um. Ja teilweise ignorierten sie sie sogar, und arbeiteten einfach weiter.

Loki zog sich am frühen Abend in sein Zimmer auf die Burg zurück. Es lag einen Stockwert unter dem von Sigyn und sie sagte, dass sie ihn abholen würde, sobald sie sich umgezogen hatte. In Lokis Zimmer hatte man ihm typische Kleidung hingelegt, eine einfach Leinenhose und eine Tunika, alles in grau/schwarz gehalten. Noch immer kam es ihm unwirklich vor, mit Sigyn hier zu wohnen und als König über Vanahein zu herrschen. Irgendwann.

Es klopfte und Sigyn kam herein. Sie trug ein weißes Kleid und die Haare fielen ihr offen den Rücken herunter. Nur ein einzelne Strähnen waren geflochten. Auf ihrem Kopf trug sie einen Kranz mit weißen und roten Blumen. Sein Herz machte einen Hüpfer und er schloss sie sofort in seine Arme.

"Du siehst wundervoll aus." flüsterte er ihr. Gemeinsam verließen sie die Burg und liefen durch den Innenhof bis sie das Areal vor der Burg erreichten.

Die Vanir hatten ihre Stände und Buden aufgebaut. Es gab reichtlich zu trinken und zu essen. Ein langer Holztisch war aufgestellt und schwere Bänke standen davor und dahinter. König Lotir saß an einem der Tische und trank mit einem Mann, der der Schmied war. Auf der anderen Seite saß einer seiner Berater.

Das große Feuer in der Mitte wurde entzündet und die Vanir klatschten und jubelten. Vor dem Wald waren auch mehrere kleine Feuer entzündet worden, vor denen Baumstämme lagen, auf denen einige saßen.

Loki sah Gavin, der sich mit einer jungen Frau unterhielt, die ebenfalls ein weißes Kleid trug. Sigyn zog ihn mit und begrüßte Gavin und Sora, so hieß die junge Frau.

"Kommt, wir setzen uns und essen etwas." sagte Sigyn und alle setzten an den großen Tisch mit Blick zum großen Feuer. Es wurde gegessen und getrunken und wie Sigyn schon sagte, legte keiner Wert auf Formalitäten, Stände oder Ränge. Immer wieder wurden Tänze oder Gesang aufgeführt.

Es wurde immer dunkler und Sigyn nahm Loki und setzte sich vor das Feuer auf einen Baumstamm. Neugierig beobachtete er das Treiben vor sich.

"Was ist das genau für ein Fest?" fragte er schließlich und Sigyn fing an zu erklären.

"Es ist das Feuerfest zu Ehren des Feuergottes Logi. Du musst wissen, Vanaheim ist vor allem für seine Fruchtbarkeit bekannt. Und wir ehren Logi, damit er die Asche der Feuer fruchtbar macht. Diese wird, sobald alle Feuer erloschen sind, auf den Äckern verteilt, denn Holzasche nährt ungemein den Boden. Dafür müssen die Feuer aber besonders lange brennen. Von daher feiern wir einmal im Jahr das Feuerfest."

"Und was hat es mit der Kleidung auf sich?" Loki hatte sich umgesehen, und es fiel ihm auf, dass alle besonders gekleidet waren.

"Also die Männer tragen schwarz oder grau. Dies symbolisiert die Asche, die den Boden nähren soll. Und die Frau tragen rot, orange, oder gelb, als Farbe des Feuers."

"Aber hier tragen einige auch weiß. Du auch."

Sigyn schmunzelte. "Ja, das bedeutet, dass die Frauen noch jungfräulich sind."

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