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"Was tust du da?" hauchte Sigyn, als Gavin immer noch dicht bei ihr stand. 

"Es tut mir leid. Ich wollte nur wissen, wie es sich anfühlt."

"Ich liebe ihn, Loki. Ich habe mich in ihn verliebt. "

Gavin entfernte sich ein paar Zentimeter von Sigyn, die deutlich nach Luft schnappen musste.

"Ich wollte es schon eher machen, aber dann kam der Ruf nach Asgard und alles schien aus dem Ruder zu laufen."

"Aber als ich dir von meinem halben Plan erzählt habe, der Hochzeit entgehen zu wollen, hast du mir von Sora erzählt."

Sigyn war verwirrt. Was passierte hier?

"Sigyn. Was hätte ich denn machen sollen? Du bist eine Prinzessin, ich ein einfacher Hauptmann. Das wird niemals passieren. Da brauchen wir uns nichts vormachen. Und sobald wir diesen Ort verlassen, ist es nur noch ein verblaster Traum, eine Erinnerung, die keine sein sollte. Nicht mehr und nicht weniger."

Gavin hatte Recht. Eine Verbindung zwischen ihnen wäre unmöglich, selbst wenn es Loki nicht geben würde.

Loki! Sigyn hatte ihn einfach stehen gelassen!

"Ich muss hier weg!" sagte sie, aber Gavin hielt die fest. 

"Ist alles gut zwischen uns?"

"Gavin, ich.." Sigyn stockte. "Ich will ehrlich sein. Vor zwei Wochen wäre es eine vollkommen andere Situation. Aber jetzt,  nachdem mein Vater mich zu einer Ehe zu zwingt und ich mich auch noch in Loki verliebt habe,..."

Sigyn seufzte. Sie wollte Gavin nicht verlieren. Sie brauchte ihn.

"Ich weiß." sagte er. "Es ist alles gut. Ich stehe immer hinter dir, Prinzessin. Ich wollte nur wissen, wie es sich anfühlt."

******

Es war bereits Nachmittag und noch immer war Sigyn nicht zurück. Loki hatte mit König Lotir gegessen, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen, solange Gavin Sigyn nicht zurück gebracht hatte.

Es regnete inzwischen wieder, als Loki abermals den Innenhof durchquerte. Lautes Lachen ließ ihn in Richtung Wald sehen.

Es waren Sigyn und Gavin und ihre offensichtliche Vertrautheit ließ etwas in Loki auflodern.

Heute früh lag die noch in seinem Armen und jetzt kommt sie lachend aus dem Wald, als wäre es selbstverständlich, ihn einfach hier zurück zu lassen. Loki war sauer, wollte es sich hier aber nicht anmerken lassen. Auf Vanaheim war er mehr oder weniger auf feindlichen Territorium, noch. Nein, er würde versuchen, dies in Ruhe in Asgard zu klären.

"Sigyn!" rief Loki, als sie zusammen mit Gavin den Innenhof erreichte. 

"Loki, es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich nicht einfach stehen lassen dürfen." Ihre scheinbar unbedachte Berührung an seinem Arm ließ seine Wut kaum merklich sinken. Dennoch war er froh, dass sie wieder da war.

"Du bist ganz nass. Und du zitterst. Komm, du musst dich aufwärmen." Loki hatte mit bedacht Gavin ignoriert. Er mochte ihn nicht und es missfiel ihm, dass er so vertraut mit Sigyn umging.

Schnell legte er seinen Arm um ihre Schulter und führte sie ins Innere der Burg. 

******

Sigyn hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Loki einfach stehen ließ. Es freute sie, dass er sie auf ihr Zimmer bringen wollte, damit sie sich umziehen konnte.

Umso erstaunter war sie, als er vor seiner Tür stehen blieb, sie öffnete und Sigyn unsanft hineingeschoben wurde. Die Tür schoss sich, Loki drehte sich zu ihr und stand dicht vor ihr. Zu dicht. Sigyn bemerkte seine bebenden Nasenflügel, die aufeinander gepressten Kieferknochen.

"Wo bist du gewesen?" zischte Loki leise und ein kühler Schauer lief Sigyn den Rücken herunter.

"Es tut mir.." wollte sie sagen, hielt aber inne, als er den Abstand zwischen sich weiter verringerte.

"Meine Frau hat nicht einfach so zu verschwinden und dann nach Stunden mit einem x-beliebigen Mann wieder aufzutauchen." Seine ruhige Stimme passte so gar nicht zu seinem Erscheinungsbild und das beunruhigte Sigyn noch mehr, als wenn er sie jetzt anschreien würde.

"Loki, du bist mir zu dicht!" sagte sie drückte ihn sanft, aber bestimmend von sich. Was war denn heute noch los mit allen? Erst die Szene von Gavin im Innenhof, dann der Kuss und jetzt das!

"Also zuerst: wir sind nicht verheiratet! Ich bin weder deiner Frau, noch irgendwer, mit dem du machen kannst, was du willst! Ich höre dir nicht!" Sie fand, dass er maßlos übertrieb.

"Wir sind versprochen, wir werden heiraten. Du bist also praktisch meine Frau." zischte er.

"Aber nur, wenn ich dich will!" Ihre Worte hallten durch sein Zimmer und eine bedrückende Stille machte sich breit.

Loki schien nachzudenken und das machte ihr etwas Angst. Sie wollte keine Angst vor Loki haben, die letzten Tage waren so wundervoll, aber das hier ging einfach zu weit.

"Gavin wird diesen Ort verlassen. Sobald ich König von Vanaheim bin, wird das veranlasst."

Sigyn glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Was maßt er sich an, ihr Gavin wegnehmen zu wollen.

"Du meinst, wenn ich Königin von Vanaheim bin." Es reichte ihr völlig, das konnte Loki nicht machen. "Und du," sie hob drohend den Zeigefinger, "bist dann nur mein Prinzgemahl!"

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