Die große Festhalle war geräumt und die Tore verschlossen. Hier wurde nur gefeiert, wenn etwas anstand. Sobald das normale Leben im Palast einzog, aß die königliche Familie in ihren Gemächern, im privaten Bereich oder im kleinen Speisesaal. Nur wenig Asen hatten hier Zugang und Frigga genoss die Nähe der kleinen Gruppe, mit denen sie speiste. Odin war viel beschäftigt und aß meist in seinem Arbeitszimmer.
Frigga sah, wie Loki zusammen mit Sigyn in den Speisesaal kamen. Frigga hatten gemerkt, wie niedergeschlagen Sigyn war, als ihr Vater abreiste und sie hatte Loki dazu bewegen können, ihr Ablenkung zu verschaffen. Er hatte ihr nur widerwillig zugestimmt, umso mehr war Frigga erfreut, dass sie nun gemeinsam hier erschienen.
Sigyn war ihrer Mutter sehr ähnlich, fang Frigga. Sie hatte die gleiche Stärke in ihren Augen, wie auch Odetta sie damals hatte. Wenn Sigyn ihr Haar offen trug, könnte man sie sogar mit ihrer Mutter verwechseln.
"Wie geht ihr dir?" fragte Frigga freundlich, als Loki und Sigyn sich setzten. "Solltest du einen Wunsch haben, dann bitte, scheue dich nicht, ihn zu äußern. Du bist ein sehr geschätzter Gast Asgards." warf sie hinterher.
"Vielen Dank, eure Hoheit. Ich fühle mich geschmeichelt." Sigyn nickte ihr freundlich zu und Frigga wandte sich an Loki.
"Loki, heute kommt Thor zurück."
******
Sigyn sagte kaum etwas, als sie zusammen aßen. Als stille Zuhörerin bekam sie mit, dass es heute Abend erneut Feierlichkeiten geben wird, denn Thor kommt aus Midgard zurück. Sigyn hatte schon viel von ihm gehört und freute sich, ihn endlich kennenzulernen. Dennoch fand sie es seltsam, dass wegen jeder Sache feiert wurde. Natürlich war es ein Fest wert, wenn der Thronfolger nach Hause kam, aber Sigyn war sich sicher, dass er sich erst mal erholen sollte.
"Du siehst müde aus." Frigga holte Sigyn aus ihren Gedanken. Das war ihre Chance, den Tag nicht mit Loki verbringen zu müssen!
"Ja, etwas. Ich werde den Tag über in meinen Gemächern verbringen und mich ausruhen. Ich möchte heute Abend gerne an den Feierlichkeiten teilnehmen und brauche dafür Ruhe."
Jetzt war sie Loki für den Rest des Tages los! Loki lächelte spitz und Sigyn konnte ihren kleinen Sieg ihm gegenüber kaum verstecken.
Nach dem Essen ging sie geradewegs zu ihrem Zimmer. Sie genoss die Ruhe und die Freiheiten. Loki war ihr viel zu nahe gekommen und sie musste sich erst einmal sammeln. Nur weil sie jetzt alleine in Asgard war, sollte dies nicht bedeuten, dass sie Zeit mit ihm verbrachte. Sigyn war immer noch fassungslos, dass ihr Vater sie einfach in Asgard zurück gelassen hatte. Als würde das etwas bringen, damit sie irgendwann Loki nur ansatzweise mögen würde.
Am späten Nachmittag rissen Jubelschreie aus der Stadt Sigyn aus dem Dämmerschlaf. Sie hatte sich tatsächlich etwas hingelegt und war eingedöst. Auf dem Balkon sah sie eine große Menschenmenge in den Straßen der Stadt, die vor ihr lag.
Thor musste zurück sein, anders konnte sie sich das rege Treiben nicht erklären.
Schnell wusch Sigyn sich das Gesicht und schlüpfte in eines ihrer Kleider. Kaum war sie fertig, klopfte es an ihrer Tür. Loki stand im Korridor und als wäre es abgesprochen, trat sie fertig hergerichtet aus ihren Gemächern.
"Mein Bruder ist zurück und wir werden im Thronsaal erwartet. Als Prinzessin Vanaheims ist dein Platz bei uns auf der Empore bei meinem Vater."
Sichtlich genervt hielt Loki ihr seinen Arm hin, aber Sigyn hakte sich nicht ein und sondern ging einfach los; den Weg zum Thronsaal kannte sie. Mit schnellen Schritten war Loki wieder neben ihr. Der Thronsaal füllte sich Zusehens, als Sigyn und Loki diesen über einen Hintereingang betraten. Odin saß auf seinem Thron, Frigga hatte neben ihm Platz genommen. Fröhlich lächelte sie Sigyn und Loki zu und Sigyn erkannte, dass Frigga sich über die Rückkehr ihres Sohnes nach Asgard freute.
"Mein Kind." Odin wies Sigyn einen Platz zu seiner Linken zu. Sie wusste um die große Freundlichkeit Odins und nahm ehrfürchtig neben dem Allvater Platz. Loki stand hinter ihr. Es war ihr eine echte Ehre, neben ihm sitzen zu dürfen und Sigyn wusste, dass dies keine Selbstverständlichkeit war.
Die großen Thore des Thronsaals öffneten sich und die Menge jubelte! Thor, in goldener Rüstung und mit roten Cape, betrat den Raum - Mijolnir hoch in die Luft gestreckt. Sigyn war sofort von ihm angetan. Sein stattlicher Gang hatte etwas majestätisches an sich. Vor der großen Treppe, die zum Thron Odins führte, blieb Thor stehen, zwinkerte er seiner Mutter zu.
"Thor. Odinson. Mein Erbe. Mein Erstgeborener. So lange schon der Hüter des mächtigen Hammers Mijolnir, im Kern eines sterbenden Sterns geschmiedet, dessen kraft seines gleichen sucht. Waffe der Zerstörung und Werkzeug des Aufbaus. Ein passender Gefährte für einen zukünftigen König. Ich beschütze Asgard und das Leben aller Unschuldigen der neun Welten. Und du, Thor, tust es mir gleich. Ruhmreich waren deine Taten und ruhmreich soll das Fest sein, welches zu deinen Ehren ausgerichtet wird."
Odin stand auf und ging langsam die Stufen hinab und begrüßte seinen Sohn väterlich. Die Menge im Saal jubelte erneut, aber Sigyn hörte, wie Loki hinter ihr schnaubte.
![](https://img.wattpad.com/cover/286612666-288-k804446.jpg)
DU LIEST GERADE
Macht
FanfictionSigyn ist eine Prinzessin. Ihre Vorfahren waren einst Götter Asgards, als diese sich vor mehreren tausend Jahren dazu entschieden, Vanaheim zu besiedeln, um dort ein einfacheres Leben zu führen. Unter Asgards Schutz haben sich die Vanir eigenständig...