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Sigyn drängte sich dicht an das Fenster, aber sie konnte nichts erkennen. Was hatte sie nur angerichtet?! Die Wut auf Laufey, für das was er ihrem Vater und allen Vanir angetan hatte, machte sie blind. Niemals hätte sie geahnt, dass ihr Handeln diese schweren Folgen mit sich zogen.

Was sollte sie für eine Königin sein, wenn sie wahllos andere Leben aufs Spiel setzte, den Tod Unschuldiger in Kauf nahm. Und jetzt hockte sie hier, mehr oder weniger sicher und ließ andere für sich kämpfen. Wenn sie weiter hier wie ein erschreckter Hase kauert, würde sie es sich niemals verzeihen.

Sigyn sah sich um und erkannte Treppen. Fast außer Atem rannte sie sie Stufen hinab. Das Gebäude war so hoch, dass sie ihre Lungen spürte, nachdem sie endlich das Erdgeschoss erreichte.

Langsam ging sie aus dem Gebäude und betrachtete die Folgen ihres leichtsinnigen Handelns: Gebäude waren eingestürzt, Menschen lagen zwischen den Trümmern und der Kampf war noch nicht vorüber. Und obwohl Sigyn gänzlich unbewaffnet war, wollte sie helfen.

Staub benetzte ihr Gesicht, Kälte machte sich in ihr breit und die Schreie der Menschen drangen unaufhörlich in ihr Ohr. Sigyn nahm sich eine Eisenstange, die zwischen Trümmerteilen lag, als Waffe. So schnell sie konnte rannte sie den Geräuschen des Kampfes entgegen.

Die ersten Eisriesen stellten sich ihr in den Weg, aber gekonnt nutzte Sigyn ihre Waffe. Sie hatte selbst ihren Bogen manchmal gegen Wölfe im Wald auf Vanaheim einsetzen müssen, als ihr die Pfeile ausgegangen waren. Und im Grunde genommen waren die Eisriesen nichts anderes - abgesehen von ihrer Größe, ihrer Kraft und den Schwertern aus Eis, die sie nutzten...

Der erste war schneller als gedacht niedergestreckt. Sgyn brauchte ein paar Hiebe, um die Eisenstange in ihrer Hand ausbalanciert zu haben, damit sie sie besser nutzen konnte.   Der zweite Eisriese kam ihr allerdings gefährlich nahe und konnte tatsächlich mit seinem Schwert ausholen, aber Sigyn duckte sich geschickt weg, um ihm danach mit der Eisenstrange die Beine zu brechen.

Wieder sausen Pfeile an ihr vorbei, um den Eisriesen vor ihr niederzustrecken. Sigyn sah zu einem Dach und erkannte einen Mann mit Bogen in der Hand, der ihr kurz zu nickte. Es war der gleiche, der schon auf dem Dach geholfen hatte.

Sigyn rannte weiter und der Bogenschütze gab ihr Deckung, während sie dem Kampf gegen Laufey näherte. Unschwer konnte sie erkennen, dass er die Überhand hatte. Seine Eisriesen zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Thor nutze Mijolnir und erzeugte beeindruckende Blitze. Stark konnte offensichtlich in seiner roten Rüstung fliegen und auch die Frau, die Sigyn in Sicherheit brachte, kämpfte an der Seites eines weiteren Mannes, den Sigyn nicht kannte.

Es krachte und der große Grüne wirbelte Gebäudeteile durch die Luft, traf mehrere Eisriesen auf einmal, aber Laufeys Armee war schier unendlich.

Sigyn machte sich bereit zum Kampf. Selbst wenn sie heute hier sterben würde, und das war naheliegend bei dem Chaos, welches sie angerichtet hat, wäre es in Ordnung für sie - mit der Schande, Schuld an Midgards Untergang zu sein, wäre unerträglich für sie.

Ihre perfektionierten Hiebe mit der Eisenstange bezwangen Eisriese um Eisriese, aber Sigyn spürte, wie ihre Kraft nachließ. Erschrocken duckte sie sich, als ein Dolch Lokis auf sie zusauste, um einen Eisriesen hinter ihr zu töten. Lokis aufgerissene Augen starrten in ihre und seine Lippen formten 'Was machst du denn hier?'. Hören konnte Sigyn ihn nicht, es war viel zu laut.

Obwohl ihre Sinne geschärfter waren denn je, hatte Sigyn nicht kommen sehen, dass der große Grüne direkt neben ihr landete. Der Boden bebte und ein Trümmerteil raste auf sie zu. Der Große fing es ab, dennoch trafen Bruchstücke Sigyn am Kopf. Sie verlor unweigerlich das Bewusstsein.

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Das helle Licht blendete, als Sigyn ihre Augen öffnete. Die warme Luft Asgards ließ die Vorhänge in der Heilkammer sanft wehen. Sigyn wollten ihre Augen vor dem Licht schützen, als sie die Eisenfesseln spürte, die ihre Hände fixierten. Mit einem Geklimper rasselten die Ketten, als sie sich aufrichtete.

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Wachen brachten Loki in Ketten in den Thronsaal Odins. Seine Hände und Füße, sowie auch sein Hals waren in Eisenschellen gelegt, die durch schwere Ketten miteinander verbunden waren. Die Ketten klimperten bei jeden Schritt.

Lokis Blick war hart und er wollte gleichgültig aussehen, als seine Mutter ihn verletzt ansah. Odin saß auf seinem Thron und schüttelte langsam verständnislos seinen Kopf.

"Loki." Friggas sanfte Stimme klang verzweifelt.

"Hallo Mutter. Erfülle ich dich mit Stolz?"

"Bitte, mach es nicht noch schlimmer."

"Definiere 'schlimmer'."

"Genug!" Odins Worte hallten durch den Thronsaal. "Ich werde alleine mit dem Gefangenen sprechen."

Frigga sah Loki lange in die Augen, drehte sich daraufhin um und verließ den Thronsaal.

Loki richtete seine volle Aufmerksam auf Odin.

"Erkennst du nicht, wie schwerwiegend deine Verbrechen sind? Du brachtest Krieg, Verderben und Tod nach Midgard."

Loki grinste.

"Ich bin nach Midgard hinab gestiegen, um gegen Laufey zu kämpfen. Um den Kampf von hier wegzunehmen. Und wir haben gesiegt, falls es dir entgangen sein sollte."

"Knapp. Und dabei haben unzählige Menschen ihr Leben verloren."

"Wenn du meinst, mir so danken zu können, dass ich die die Bedrohung Laufeys von dir genommen zu haben, bist du ein schlechter König."

"Loki!" Odin stand auf und sah seinen Sohn böse an.

"Für seine Vergehen gibt es nur eine Strafe. Aber Frigga ist der einzige Grund, warum du noch lebst. Und du wirst sie nie wieder sehen. Du wirst den Rest deiner Tage im Kerker verbringen."

Loki stockte der Atem, ließ sich aber nichts anmerken.

"Und was ist mit Thor? Du machst diesen Hohlkopf zum König, während ich in Ketten verrotte."

"Er ist dabei, deine Fehler wieder gut zu machen. Er wird die Ordnung in den neun Welten wiederherstellen. Und dann ja, dann wird er König."

Die Tore des Thronsaal gingen auf und Loki drehte sie nach dem Geräusch um. Sigyn, auch in Ketten wie er selbst, betrat den Raum.

Lokis Nasenflügel bebten. Es stieg eine Wut in ihm heran, die er kaum zähmen konnte.

"Sigyn in Ketten. Muss das sein, Odin? Sie ist eine Königin!" schrie Loki seinem Vater entgegen. Sigyn blieb neben ihm stehen und er ertrug den Anblick seiner Liebe in Ketten nicht. Aber Sigyn starrte Odin hasserfüllt entgegen.

"Es bricht mir das Herz, dich so zu sehen." Odins Worte klang väterlichen. "Aber euer Handeln hat Folgen."

Odin atmete schwer durch, als würden seine folgenden Worte ihm selbst schwer fallen. Er wandte sich mehr an Loki, als er sprach.

"Loki, dein Urteil hast du bereits erhalten. Lebenslang im Kerker Asgards."

Loki hörte, wie Sgyn scharf einatmete.

"Prinzessin Sigyn Lotirdottir, Erbin Vanaheims. Hiermit verbanne ich dich nach Midgard. Du wirst dort ein neues Leben beginnen, zwischen all den Menschen, denen ihr so unsagbares Leid brachtet. Ich nehme dir die Erinnerungen an alles hier, sodass du ein unvoreingenommes Leben führen kannst."

"NEIN!" Lokis Schrei hallte durch den Thronsaal und Sigyn drehte sich zu ihm um. Ihre Finger berührten seine und als die Wachen sie trennen wollten, hielt Odin sie zurück. "Sie haben Zeit, sich zu verabschieden."

Tränen liefen Sigyns Wangen herunter und mehr als alles andere sehnte Loki sich danach, sie in dem Arm nehmen zu können.

"Ich werde dich niemals vergessen! Niemals! Ich verspreche es dir! Niemals!" ihre Stimme erstickte in Tränen und Loki spürte ihre Verzweiflung.

"Ich liebe dich! Ich finde dich!" rief er ihr immer wieder zu, als er aus dem Thronsaal geführt wurde und die Tore sich hinter im schlossen.

***ENDE***

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