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Immer wieder blinzelte Sigyn Loki an. Er konnte ihre Augen kaum erkennen, aber er spürte ihren Blick. Zuerst lag sie steif neben ihm, nach einer Zeit merkte er, wie sich ihr Körper entspannte und sie einschlief.

Lange lag er noch wach und hörte ihr leises Atmen, spürte, wie sich ihr Körper sanft bewegte. Loki ließ den Abend Revue passieren. Irgendwas hatte sie ihn ihm ausgelöst. So hatte er sich noch nie gefühlt, alles fühlte sich neu an. Niemals hätte erdacht, dass er sich so sehr nach jemanden sehen könnte. Gerade nach ihr!

Wie verärgert er gewesen war, als sein Vater ihm von dem Vertrag zwischen Asgard und Vanaheim erzählt hatte. Sie abwerten er Sigyn betrachtet hatte, obwohl sie nichts dafür konnte, dass ihre Väter dieses Abkommen vor langer Zeit abgeschlossen haben.

Loki wollte sich die Zeit damit vertreiben, sie zu necken. Sigyn war anders als die Asinnen hier. Sie sahen nur den Prinzen Asgards, der hohen Standes war. Eben ein Odinson. Aber Sigyn war eine Prinzessin. Und sie gab ihm Konter - das gefiel ihm.

Insgeheim suchte er nur ihre Nähe.

Lokis Nase berührte Sigyns Kopf und er sog den Geruch ihrer Haare ein. Genussvoll schloss er seine Augen und schlief, ohne es zu merken, ein.

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Das Licht schien in sein Zimmer und kitzelte seine Nase. Müde öffnete er seine Augen. Loki lag auf dem Rücken und Sigyn hatte ihren Kopf auf seiner Brust abgelegt. Sie schnarchte leise und Loki musste sich ein Lachen verkneifen, damit er sie nicht weckte. Sanft strich er ihr über den Kopf. Daran konnte er sich gewöhnen.

Sigyn bewegte sich langsam, das Schnarchen ließ nach und Loki schloss die Augen.


******


Es war ein Herzschlag, den Sigyn als erstes hörte. Dann spürte sie, dass ihr Kopf leicht auf und ab wippte. Langsam öffnete sie die Augen und sie richtete sich auf. Verwirrt sah sie sich um. Wo war sie. Es dauerte eine Weile, bis die Erinnerung an gestern Nacht zurück kam. Vorsichtig sah sie zu Loki, er schlief noch. Sigyn hielt ihren Atem an und versuchte so vorsichtig wie möglich aus dem Bett zu rutschen, als Loki sie ansah. Er lächelte und ihr wurde warm ums Herz.

"Gut geschlafen?" Auch Loki setzte sich auf. Seine nackte Brust war es gewesen, auf der Sigyn ihren Kopf abgelegt hatte. Seinen Herzschlag hatte sie gehört.

"Ja, erstaunlich gut, danke."

"Erstaunlich gut?" Loki lachte und legte seinen Kopf schief.

"Ich habe bisher immer alleine geschlafen, von daher bin ich überrascht."

"Noch nie hast du bis zum Morgen mit einem Mann im Bett gelegen?" Loki sah verwirrt aus. Was meinte er?

"Nein, noch nie."

"Dein armer Freund." Loki grinste.

"Freund?"

"Ja, dein Freund. Der Hauptmann aus Vanaheim. Du hattest mir gesagt, dass du ihn vermisst. Damals auf dem Korridor."

"Gavin?" Sigyn verstand nicht. Was hatte Gavin damit zu tun, dass sie bisher alleine geschlafen hat. Loki schien dies zu merken und wollte Klarheit bringen.

"Ja. Durfte er die Nacht nie bei dir bleiben? Hast du ihn immer weggeschickt?"

"Was meinst du?"

Loki seufzte. "Wenn ihr miteinander geschlafen habt. Warum durfte er nie bis zum morgen bleiben?"

Es fiel Sigyn wie Schuppen von den Augen und sie lachte laut auf. "Gavin ist doch nicht mein Freund! Also EIN Freund, aber nicht MEIN Freund. Er ist eher wie ein älter Bruder für mich."

Nun sah Loki verwirrt aus. "Ja ok. Aber die Anderen durften auch nicht bleiben. Warum?"

"Loki, ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen, falls du darauf hinaus willst." Sigyn spielte an einer Haarsträhne.

Sigyn sah, wie Lokis Mund leicht offen stand. "Noch... Nie?" stammelte er. "Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen..."

"Das hast du nicht. Mir wurde schon als Kind eingetrichtert, wie wichtig meine Jungfräulichkeit sei. Und ich habe mir bis jetzt nicht wirklich Gedanken darüber gemacht."

Loki streckte seine Hand aus und Sigyn spürte sie an ihrer Wange. Er küsste sie und zog sie zu sich. Eine ihr unbekannte Wärme breitete sich in ihr aus und genussvoll schloss sie ihre Augen.


******


Gemeinsam ließen Loki und Sigyn  zum Speisesaal. Es war bereits Mittag, sie hatten den halben Tag verschlafen. Sigyn hatte sich in ihren Räumen umgezogen. Sie trug ein asgardianisches Kleid und Loki fand, dass sie einfach umwerfend aussah.

Thor, Sif und Hogun saßen an der langen Tafel, die geleerten Teller standen vor ihnen. Fröhlich grüßte Sigyn alle. Sie hatte seit gestern eine Leichtigkeit an sich, die sich selbst Loki sich nicht erklären konnte.

Sofort stand Hogun auf und verbeugte sich tief vor Sigyn. Er war der Einzige der tapferen Drei, so nannte man die Kampfgefährten Thors, der nicht aus Asgard kam. Seine Heimat war Vanaheim und so war er ein Untergebener König Lotirs und Sigyns.

"Eure Hoheit! Es ist mir eine Ehre, euch hier begrüßen zu dürfen."

So hatte Loki Hogun noch nie gesehen. Natürlich war er Odin tief ergeben, aber sonst hatte Hogun immer einen flotten Spruch auf den Lippen.

"Mein Name ist Hogun, ich komme aus dem Süden Vanaheims."

"Es freut mich sehr." Sigyn lächelte und setzte sich. Sofort begangen die Gespräche am Tisch, aber Loki betrachtete sie nur. Die Art, wie sie sich bewegte, wie sie sprach, ja sogar wie ihren Becher hielt und in den heißen Tee pustete, das alles war plötzlich magisch für ihn. Was war nur los? Was war das für ein Gefühl?

"Loki?" Thor unterbrach Lokis Gedanken.

"Wie bitte?"

"Ich fragte, ob ihr uns begleitet?"

"Wohin?" Loki bemerkte die fragenden Blicke. Er war so in Gedanken gewesen, dass er das Gespräch nicht mitbekommen hatte, also fragte Thor erneut.

"In ein paar Tagen gibt es auf Vanaheim das große Feuerfest zu Ehren des Feuergottes Logi. Hogun wird seine Familie besuchen und wir werden ihn begleiten. Du weißt, wir lassen kaum Festlichkeiten aus." Thor lachte laute. "Und da habe ich gefragt, ob Sigyn und du mitkommen wollt."

Loki sah Sigyn an und ihre Augen strahlten. "Wenn es dein Wunsch ist." sagte er schließlich. Er wusste, es würde sie glücklich machen. Aber vorher musste er mit seinem Vater sprechen. Odin hatte Lokis Arrest noch nicht aufgehoben. Da er aber Sigyn und auch Thor begleiten würde, würde Odin nichts dagegen haben.


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