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Das Essen war ausgelassen. Es gab von allem reichlich und es schien, als wäre Sigyn dem Wein gut zugesprochen. Loki kannte sie gar nicht anders, aber in Asgard hatte sie immer gesagt, sie könne mit den Asen nicht trinken - aber hier in Vanaheim war sie genau so wenig trinkfest. Loki musste schmunzeln.

Wie schön sie war, mit ihren langen, offenen Haaren. Ihre Wangen glühten rosig und ihre Bewegungen wurden tapsiger.

Ander als in Asgard, saßen hier auch eine Hauptmänner an der Tafel. Schon den ganzen Abend beobachtete Loki, wie Gavin verstohlende Blicke zu Sigyn warf. Seine Begleitung, Loki erkannte Sora, machte ihm den gesamten Abend schöne Augen, aber Gavin schien ihr nur seine halbe Aufmerksamkeit zu schenken.

Sigyn war wie ein unschuldiges Lamm, sie bekam das alles gar nicht mit und je später der Abend war, desto mehr war sie Loki zugetan.

König Lotir sprach immer wieder von einer 'hervorragenden Verbindung', einem 'vorzüglichen Plan Odins' und irgendwas über die 'Rückkehr des Göttergeschlechts' nach Vanaheim.

Loki mochte den alten Mann. Seine Augen leuchteten ehrlich und man spürte, we sehr er seine Tochter liebte. Auch Sigyn, die immer sehr stur zu sein schien, hing an ihrem Vater. Durch einige Gespräche hatte Loki mitbekommen, wie sehr Lotir seine Tochter in die politischen Angelegenheiten Vanaheims einbezogen hatte, ja, es schien fast, als würde sie wie ein guter Berater fungieren.

Was er nicht verstand, warum er Sigyn nicht zutraute, alleine über Vanaheim zu herrschen. Nicht, dass es Loki störte, aber er wollte mehr darüber herausfinden.

"Komm, mein Herz, wir brechen morgen früh auf. Lass uns schlafen gehen." Loki berührte Sigyn behutsam und sofort fiel sie ihm in die Arme. Lotir blieb ihre Vertrautheit nicht verbogen und lächelte zufrieden in seinen Becher Wein.

Loki hatte seinen Arm um ihre Hüfte gelegt, als sie gemeinsam die engen Flure entlang gingen. Sigyn torkelte und schien mehr zu schlafen, als dass sie noch wach war. Unschlüssig, ob sie bei ihm schlafen sollte, blieb Loki vor seiner Zimmertür stehen.

"Sigyn?" versuchte er sie anzusprechen, aber sie hatte ihre Augen bereits geschlossen.

"Sigyn, wohin soll ich dich bringen? Willst du bei mir schlafen?" Loki hielt sie in seinem Arm, aber sie reagierte wieder nicht auf seine Worte. Schwungvoll hob er sie hoch und trug sie in sein Zimmer, schloss die Tür und legte sie sanft auf sein Bett.

So schlapp, wie sie nun war, hatte Loki keine Chance, ihr das lange Kleid auszuziehen. Es wusste, es müsste ungemütlich sein mit der festen Schnürung im Rücken, aber mehr, als ihr die Schuhe ausziehen konnte er nun nicht machen.

Ohne Hemd, Hose und Schuhe legte er sich zu ihr und als wäre es selbstverständlich schmiegte sich Sigyn an Loki an.

******

Der Kopfschmerz weckte Sigyn. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die ersten Vögel sangen bereits. Sie hatte nicht lange geschlafen; der Abend war gesellig und Loki hatte sie erst spät in der Nacht ins Bett gebracht.

Langsam schlich sie sich aus dem dunklen Zimmer und tapste den kalten Flur entlang. Sigyn wollte zur Küche gehen, sich etwas Obs nehmen, dass hatte ihr immer geholfen.

Der Saal war geräumt, keine Musik erklang. Sigyn ging weiter durch die Burg, die Küche lag fast am anderen Ende, als sie ein seltsames Geräusch vernahm. Obwohl sie eigentlich den Gang weitergehen musste, um in die Küche zu gelangen, entschied sie sich, dem seltsamen Geräusch zu folgen. Die Quelle müsste hier gleich um die Ecke sein...

Wie erstarrt blieb Sigyn stehen. Zwei Gestalten hatten sich in eine kaum beleuchtete Ecke verzogen und waren ihrer Lust nachgegangen. Obwohl Sigyn wusste, wer sich dort vor ihr befand, wollte es ihr Herz nicht wahrhaben.

Leise schlich sie zurück in den Gang. Gavin und Sora hatten sie nicht bemerkt. Sigyn wurde es schwer ums Herz. Natürlich gönnte sie Gavin eine leidenschaftliche Liebe, die selbst hatte sich ja auch der Lust hingegeben, dennoch sah sie in Gavin eher einen Bruder.

Sigyn schien plötzlich seine Lippen auf ihren zu spüren und es verwirrte sie, dass sie gerade jetzt daran denken musste. Sie hatten sich am See im Wald versprochen, nie wieder darüber zu reden, geschweige denn jemanden davon zu erzählen.

Ihr war klar, dass sie Gavin nicht liebte, aber teilen wollte sie ihn auch nicht. Die Küchentür öffnete sich mit einem leisen Quietschen und Sigyn trat in den kalten Raum. Noch waren keine Köche oder Küchenmägde bei der Arbeit.

Sigyn nahm sich einen Apfel und setzte sich auf den Küchentisch, ihre Beine ruhten auf einem Stuhl. Eigentlich wollte sie zurück zu Loki. Obwohl sie das Kleid von gestern Abend noch trug, fröstelte sie. Aber das Risiko, Gavin und Sora über den Weg zu laufen, war ihr einfach zu hoch.

Der erste Apfel war schnell gegessen und Sigyn spürte, wie der Kopfschmerz langsam nachließ. Sie sprang vom Tisch und wollte wieder zur Obstschale gehen, als die Küchentür aufflog und Gavin mit Sora die Küche betrat.

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