Kapitel 18

983 66 47
                                    

So schnell es ging preschte Fírnen durch den Düsterwald. Er sah wieder besser aus seit Saurons Herrschaft beendet war, doch noch immer waren am Rand viele Bäume abgestorben oder krank. Sie erholten sich nur langsam, aber es hatte Zeit.
Heute jedoch achtete ich gar nicht auf die Schönheit der Natur. Meine Gedanken wanderten zu Legolas, zum Inhalt des Gedichtes und was wäre wenn es wirklich stimmte.
Es durfte einfach nicht stimmen. Es durfte einfach nicht! Das redete ich mir die ganze Zeit ein, aber ob es was half war eine andere Sache. Ich erreichte den Palast sehr schnell. Fírnen zügelte ich kaum und so galoppierte ich im halsbrecherischem Tempo durch die eingen Straßen der Stadt. Die Elben mussten alle erschrocken zur Seite springen, denn auf meinen Weg achtete ich nicht wirklich.
Ich erkannte auch nicht mehr wirklich viel, denn es begann bereits zu dämmern. Geschwind sprang ich von Fírnens weißem Rücken und klopfte ihm auf die Schulter. Er wusste was das bedeutete und trottete von selbst zum Stall. Er war ein wirklich treuer und schlauer Freund von mir. Durch den Ringkrieg waren wir noch enger zusammengewachsen.
Doch jetzt drehte ich mich sofort um und stürmte die lange Treppe nach oben zum Palast. Zwei Wachen standen vor den großen Eichentüren und öffneten diese sofort für mich. Verwunderten blickten sie mir hinterher, als ich an ihnen vorbeirannte.
Ich nahm den direktesten Weg zum Trackt wo die Heilzimmer sich befanden und wo auch Legolas sich im Moment noch aufhalten müsste. Tränen traten mir in die Augen und Panik stieg in mir hoch. Was wenn es passiert war? Mein Leben wäre nicht mehr richtig! Wie könnte ich dann noch weiterleben, wenn mein Ein und Alles nicht mehr da wäre!
Ich wusste es nicht! Ich konnte es mir noch nicht einmal vorstellen wie das wäre, denn es war zu schlimm und doch irgendwie so nah. Es war zum Greifen nahe und nur wenige Minuten trennten mich von der Antwort.
Was war passiert? War überhaupt etwas passiert? Oder war dieses Gedicht möglicherweise gefälscht? Nein! Das ging nicht! Es passte perfekt! Einfach alles stimmte und das machte mir so große Angst.
Ich umrundete die letzte Ecke und verlangsamte nur gering meine Geschwindigkeit. Vor dem Heilzimmer von Legolas standen zwei Elben. Erst beim Näherkommen erkannte ich wer es war. König Thranduil stand mit vor der Brust verkreuzten Armen vor der hölzernen Tür. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen und mir wurde augenblicklich noch mulmiger zumute.
Ich hatte zeitweise das Gefühl einen Nervenzusammenbruch zu erleiden oder einfach schreiend auf dem Boden zusammenzubrechen. Und das nur wegen eines einfachen Gedichtes!
Mit gesenktem Kopf stand der Hauptmann der Wache vor seinem König und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
"Ich weiß es nicht mein König", war das erste was meine spitzen Ohren vernahmen.
"Dann findet es gefälligst heraus!", rief Thranduil aufhebracht und scheuchte die Wache mit einer Handbewegung fort. Diese verbeugte sich noch kurz und wollte dann verschwinden, doch als sie den Kopf hob sah sie mich. Ich sah nur den gequälten und überaus schuldbewussten Blick seines Gesichtes. Ich kannte den Elb. Er war noch jung und noch nicht so lange Hauptmann der Wache. Sein Blick verriet einiges und sofort wurden meine Augen wieder wässrig. Nein! Nein das durfte einfach nicht wahr sein! Innerlich schrie ich, doch äußerlich war ich seelenruhig. Ich starrte sturr geradeaus zu Thranduil und lief wie mechanisch auf diesen zu.
Je näher ich kam, desto größer wurden meine Augen und schließlich stand ich vor dem König. Er schaute auf mich, besorgt und mitfühlend. Seine Augen zeigten es, denn sonst zeigte sein Gesicht nur Gefasstheit.
"Nein oder? Bitte sagt, dass das nicht stimmt", flehte ich mit Tränen in den Augen. Meine Hände zitterten so stark, dass mir das Stück Papier auf den Boden fiel. Es segelte nach unten und blieb direkt neben meinen Füßen liegen. Die ersten Tränen hinterließen ihre feine kleine Spur auf meinen Wangen. Thranduil seufzte leise und schüttelte den Kopf.
"Es tut mir Leid", flüsterte er und senkte den Kopf. Ich riss die Augen weit auf und kurz darauf die Tür. Ohne zu zögern stürmte ich in den Raum und sah Legolas sofort. Ich stolperte auf das Bett zu, doch plötzlich gaben meine Beine ihren Geist auf und ich fiel auf die Knie, direkt vor dem Bett.
"Nein!", schrie ich und brach endgültig in Tränen aus.
"Warum? Oh Manwë! Warum tut man mir das an?", schrie und jammerte ich kläglich und vergrub die Hände in meinem Gesicht.
"E-es tut mir Leid", stammelte Legolas unter Tränen und ich hörte sein Schluchzen. Mit letzter Kraft schaffte ich es mich aufzurichten und mich zu Legolas auf das Bett zu setzen. Seine Augen waren vom Weinen ganz rot.
"I-ich hätte sie verteidigen müssen", schluchzte er und schlang seine Arme um mich. Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter und weinte bitterlich.
"Die Orks haben sie mir einfach aus den Armen gerissen. Sie schrie und weinte. Es wsr schrecklich, weil ich nichts machen konnte", flüsterte Legolas leise und musste selbst die ganze Zeit zittern.
"Wieso unsere Tochter? Wieso Ithiliel?", fragte Legolas leise und strich mir beruhigend über den Rücken.
"Das kann ich sagen", flüsterte eine tiefe Stimme hinter uns. Legolas schaute über meine Schulter nach hinten und erblickte seinen Vater.
"Was ist das für ein Zettel?", fragte mein Mann leise, als er diesen in den Händen seines Vaters sah. Es handelte sich um das Gedicht, das ich fallen gelassen hatte.
"Ein Gedicht", meinte Thranduil leise und war gerade dabei den Zettel an seinen Sohn weiterzugeben, als es klopfte.
"Kiana? Mein Kind bist du da drin?", fragte Mithrandir besorgt vor der Tür. Ich versuchte zu sprechen, doch brach nur wieder in Tränen aus und klammerte mich an Legolas. Die Tür wurde geöffnet und Gandalf betrat den Raum. Hinter ihm standen auch die anderen, doch Gandalf schickte sie wieder nach draußen auf den Flur. Der weiße Zauberer stellte sich vor die Tür, damit niemand mehr in den Raum kommen konnte.
In der Zwischenzeit hatte Legolas den Zettel in die Hand genommen und begann jetzt leise vorzulesen:

       Des Mondes Tochter wird es sein
     Die uns von allem Übel wird befrein
             Anmutig, zierlich und fein
           Augen wie das Licht so rein
            Glänzend wie ein Diamant
        Ihre Farbe nicht sofort erkannt
        Heller als der Himmel ein blau
Wer es sieht weiß es dennoch nicht genau.

      Die Mutter eine Elbin, aber nicht
   normal, die Vorstellungen sie bricht
           Zwei Väter sie hat, ein Elb
      und einen Zauberer als Vater gelt.
        Aus Adel der Vater entstammt
       Wartete auf die Liebe gebannt
             Sein Vater ein König ist
             Nur damit ihr es wisst.

           Sie hat eine besondere Gabe
           Kraft, die keine andere habe
               Eine sehr große Macht
                Nehmt euch in Acht!
             Nutzt sie für das Richtige
           Das ist das einzig wichtige.

           Falls sie dem Bösen verfällt
       Ist das Urteil Mittelerdes gefällt!

Legolas Stimme brach nach der letzten Zeile des Gedichtes ab und nicht nur er schaute geschockt in die Luft. Gandalf war genauso sprachlos wie auch Legolas. Ich lag noch immer schluchzend in Legolas Armen und hatte meinen Kopf dicht an seine Brust gedrückt.
"Ithiliel", jammerte ich leise und schnappte nach Luft. Ich zitterte stark und auch wenn Legolas eine Decke über mich legte, zitterte ich weiter.
"W-woher ist das?", fragte Legolas leise.
"Von Dean", erwiderte Gandalf leise und öffnete sofort wieder den Mund, als Legolas ihn verwirrt anstarrte.
"Der Mensch, der aus der anderen Welt stammt. Er fand es", erklärte Gandalf und seufzte leise.
"König Thranduil, lassen wir die beiden alleine", meinte er kurz darauf und zusammen verließen sie den Raum. Ich jammerte leise und flüsterte immer wieder den Namen meiner Tochter. Müdigkeit breitete sich in meinen Gliedern aus und ich schloss die Augen.
"Wir werden sie finden", versprach Legolas leise und strich mir durch das blonde Haar.
"Was wenn sie ihr was antun? Sie ist doch noch ein Baby! Mein Baby!", schluchzte ich und brach wieder in Tränen aus.
"Ich will mir gar nicht vorstellen, was die Orks mit ihr machen", wimmerte ich und zitterte wieder. Legolas drückte mich nur noch dichter an sich und zog scharf die Luft ein, als er seinen Bauch dabei bewegte. Jedoch ließ er sich nichts anmerken, damit ich mir nicht noch mehr Sorgen machte.
"Pscht denk nicht darüber nach", versuchte Legolas mich zu beruhigen und stoppte nicht damit mir über den Rücken zu streicheln.
"Ada hat die Wachen schon mobilisiert. Sie werden noch heute Nacht den Orks folgen", redete Legolas beruhigend auf mich ein. Ich nickte nur noch erschöpft und weinte mich leise in den Schlaf.
Mein größter Albtraum war wahr geworden und was jetzt? Was sollte ich jetzt tun? Und Legolas? Er war noch immer verletzt! Er konnte nicht kämpfen. Und ich? Ich war eingeschlafen und stellte mir in meinen Träumen alles möglich vor, was mit Ithiliel passieren könnte. Was die Orks mit ihr machen könnten!
Es war als wurde mir ein Teil entrissen und so war es auch. Legolas und Ithiliel waren meine Familie!

Gebt zu einige dachten zuerst mit Legolas sei etwas passiert.

Ich hätte heute dieses Kapitel nicht beendet, wenn es nicht auch traurig gewesen wäre, denn der Flugzeugabsturz von 4U9525 schockiert mich sehr. Ich bin von Natur aus ein sehr emotionaler Mensch und zudem waren zwei junge Männer (27 & 28) aus Niedersachsen in dem Flugzeug und auch ich komme aus Niedersachsen.
Sie kamen aus der Grafschaft Bentheim, aus Neuenhaus, dem Ort in dem ich zur Schule gehe. Mein Mitgefühl gilt den Familien, die ich persönlich zwar nicht kenne, aber namentlich schon von ihnen hörte.
R.I.P

Laura

IthilielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt